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Henri Alter kommt mit dem Speer auf 58,57 Meter

ajw131014dUslar/Melsungen. Die Melsunger Leichtathleten Tobias Stang, Henri Alter, Christian Schulz, Till Steuber und Julia Klute  schlossen die Freiluftsaison beim Läufer- und Werfertag in Uslar trotz kalter Regenschauern und einem kühlen Wind, der über die herbstliche Landschaft fegte, mit guten Leistungen ab. Dieses unfreundliche Wetter mit Temperaturen um acht Grad, von dem man normalerweise sagen würde, es könne keine Katze hinter dem Ofen hervorlocken, wirkte sich natürlich auch negativ auf die Leistungen aus.  Dennoch hatte sich die Reise für das Melsunger Quintett nach Süd-Niedersachsen gelohnt.

Im Mittelpunkt stand das Speerwerfen der männlichen Jugend mit  Henri Alter. Der hessische Jugendmeister hatte sich für seinen letzten Freiluftwettkampf im Jahr 2013 vorgenommen, das Sportgerät erst hinter der 60m-Marke landen zu lassen. In all seinen Wettkämpfen war er ein Muster an Zuverlässigkeit geworden und wäre bei guten Verhältnissen immer für Weiten an oder über die 60m-Marke gut gewesen. In den letzten Monaten unterstrich der 17-Jährige mit seinen Leistungen von 59,39 m (06.10. in Bad Nauheim), 58,78 m (20.07. in Wetzlar), 58,56 m (07.09. in Wetzlar) und 58,52 m (Süddeutsche Juniorenmeisterschaften am 27.07. in Forst) seine beeindruckende Konstanz.

ajw131014aBereits beim Einwerfen im Trainingsanzug deutete er mit lockeren Würfen über die 50m-Marke an, dass er sich immer noch in einer vorzüglicher Form befand.  Auch der leichte Nieselregen und die niedrigen Temperaturen konnten seine gute Laune nicht verderben. Als Tobias Stang, der eine Bestleistung von 40,06 Meter vorweisen kann, den Wettbewerb mit 36,26 Meter begann, bot ihm der hessische Jugendmeister selbstsicher eine Wette an. Er wollte in Uslar mehr als 22 Meter weiter werfen als Tobias. Nachdem in den ersten beiden Würfen noch etwas die Dynamik beim Abwurf fehlte und er seine Wette bis dahin verloren hatte, fackelte er im dritten Durchgang nicht lange in der Konzentration. Obwohl sein Anlauf auf der nassen Anlage nicht mehr stimmte und er dadurch in der Schlussphase des Bewegungsablaufes langsamer wurde, flog der Speer nach einem guten, schnellen Abzug auf 57,50 Meter hinaus. Damit ließ er für den Endkampf noch Besseres erwarten. Im vierten Versuch steigerte sich Henri auf 57,98 Meter. Doch auch damit gab er sich nicht zufrieden.  Er hatte nur noch zwei Chancen, die 60 Metermarke zu überwerfen. Aber durch den Nieselregen wurde der Anlauf immer rutschiger und somit auch gefährlicher. Im fünften Durchgang schoss sein Speer etwas höher als sonst über den Platz. Obwohl das Wurfgerät fast fünf Meter vor der Abwurflinie seine Hand verließ, schrie er dem Speer hinterher. Etwa zwei Meter vor der Begrenzungslinie blieb der Hessenmeister stehen und sah seinem Speer nach, der sich nach einigen Sekunden in den weichen Boden des Solling-Stadions in Uslar senkte. Sollte das sein erster 60m-Wurf gewesen sein?  Als der Kampfrichter-Obmann 58,57 Meter vom Bandmaß ablas, schüttelte Henri den Kopf. „Bei diesem Versuch flog der Speer über 60 Meter.  Schade, dass der Junge zwei, drei  Meter beim Abwurf verschenkt hat“,  zollte Dr. Werner Weber aus Peine dem Melsunger ein hohes Lob. Der Senior, der in seiner Altersklasse im Kugelstoßen zur Spitzenklasse gehört, war von der Dynamik und Technik des Melsunger Speerwerfers beeindruckt. „Wenn Henri ein gutes Wintertraining absolviert und dabei verletzungsfrei bleibt, dürften ihm im nächsten Jahr die 65 Meter keine Schwierigkeiten bereiten“, sagte der Mediziner aus Niedersachsen.

Aber noch konnte Henri mit seinem letzten Wurf sein Ziel zu realisieren. Beim sechsten Durchgang setzte er alles auf eine Karte. Aber er hatte keinen Erfolg, denn er rutschte in der Stemmphase weg, so dass er beim Abwurf auf allen Vieren landete und den Wurf nicht ausführen konnte.

ajw131014bVor diesem Speerwurfwettbewerb prägte das Duell zwischen dem 18-jährigen Tobias Stang und dem zwei Jahre jüngeren Christian Schulz  den 800m-Lauf der männlichen Jugend.  Dieser Lauf versprach sehr interessant zu werden, denn nach dem Kreissparkassen-Cup trafen die zurzeit schnellsten Mittelstrecken-Läufer der MT Melsungen erneut aufeinander. Christian Schulz, der beim 400m-Lauf in Lemgo einen hervorragenden Eindruck hinterlassen hatte, wollte in Uslar seine 800m-Bestzeit von 2:15,02 Minuten weiter nach unten drücken und weiter auf sich aufmerksam machen.

Nach dem Startschuss legten  auf den ersten 200 Metern Malik Diakite von der LG Lippe Süd und Jan Holtbruggen (Lüchtringen) ein mörderisches Anfangstempo vor.  Aber die MT- Mittelstreckenläufer ließen sich nicht davon beeindrucken.  Nach 300 Metern überholten sie die plötzlich resignierenden und völlig überforderten Läufer und stürmten in der letzten Runde, die sie in 64 Sekunden passiert hatten, auf und davon.  Tobias Stang wollte sich 300 Meter vor dem Ziel von Christian Schulz befreien, aber der Vorjahres-Schüler ließ sich nicht abschütteln. Im Gegenteil – er wollte auf der Zielgeraden sogar zum entscheidenden Schlag ausholen. Aber Tobias hatte diesen Angriff sofort erkannt und legte etwas an Fahrt zu. Wie sollte es anders sein?  Diesem Spurtvermögen war der 16-Jährige aus Röhrenfurth noch nicht gewachsen. Tobias gewann den Lauf in 2:13,4 Minuten und siegte dementsprechend auch im Wettbewerb der U20. Christian Schulz erntete den Lohn für seinen couragierten Lauf als Sieger der U18 mit 2:13,6 Minuten.  Jan Holtbruggen (2:20,6) und Malik Diakite (2;23,3 Min.), die anfangs dem Rennen ihren Stempel aufdrückten,  fielen ihrem schnellen Anfangstempo zum Opfer. „Es war heute das Maximale, was ich zu leisten imstande war“, kommentierte Christian später seinen großartigen Lauf und machte damit deutlich, dass mit ihm in der Hallensaison zu rechnen ist.

ajw131014cJulia Klute, die erst im Sommer von einem einjährigen USA-Aufenthalt zurückkehrte, wollte in Uslar ebenfalls eine neue Bestzeit über 800 Meter laufen. Allerdings hielt sie sich auf dem ersten Viertel der Strecke sehr reserviert und lief die ersten 200 Meter mit  knapp unter 44 Sekunden viel zu vorsichtig an. Nachdem sie diese Zwischenzeit erfahren hatte, schaltete sie sofort einen Gang höher und  versuchte auf den nächsten 200 Metern ihre verschenkte Zeit durch eine Tempobeschleunigung wieder gut zu machen. Dieses Vorhaben sollte sich aber auf den letzten 100 Metern rächen. Die 17-Jährige passierte die erste Runde nach 79 Sekunden und lag damit wieder auf einem 2:39 Minuten-Kurs. Auch nach dreiviertel der Strecke lag sie mit ihrer Zwischenzeit von 1:59 Minuten immer noch gut im Zeitplan. Aber auf der Zielgeraden hatte sie nicht mehr die Kraft, ihre hartes Temporennen durchzuhalten. Sie hatte sich auf den zweiten Teil der ersten Runde zu sehr verausgabt, so dass sie auf den letzten Metern keine Kraftreserven mehr hatte. Obwohl ihr der Spaß am Laufen und die Kampfesfreude anzumerken waren, verfehlte sie mit 2:40,1 Minuten das angestrebtes Ziel recht knapp. Dennoch eröffnete ihr dieser Lauf gute Aussichten, dass sie die vier 200m-Runden in der  Halle mit Zeiten um 2:35 Sekunden zurücklegen kann.

Ein guten Eindruck hinterließ auch Till Steuber im Lauf der U12 über fünf Stadionrunden. Der Schüler aus Beiseförth, der im 50m-Lauf mit 8,25 Sekunden zu den schnellsten Sprintern seiner Altersklasse im Schwalm-Eder-Kreis gehört und die Kreisbestenliste sowohl  über 800 m  (2:52,81 Min.) als auch im 5km-Straßenlauf mit 21:43 Minuten anführt, konnte der Elfjährige auch in Uslar trotz des einsetzenden Regens und der Kälte im Lauf über 2000 Meter ein Ausrufezeichen setzen. Nachdem er die ersten beiden Runden etwas zu schnell anlief und deshalb die Fahrt ein wenig herausnehmen musste, passierte er die 1000m-Zwischenmarke noch unter vier Minuten.  Wer nun dachte, dass es einen Leistungseinbruch oder gar einen Ausstieg aus dem Rennen bei dem Schüler geben würde, der sah sich getäuscht. Man konnte auch auf den zweiten Abschnitt einen kämpferisch starken Till Steuber bwundern. Da er mit den älteren Schülern und Jugendlichen starten musste, hatte er niemanden, an den er sich bei diesem 2000m-Lauf halten konnte.  Völlig auf sich allein gestellt, konnte er sich nur an den Zwischenzeiten orientieren, die ihm von außen von seinem Vater zugerufen wurden. Aber der 11-Jährige drehte recht gleichmäßig seine fünf Runden und lief ohne ein Anzeichen von Schwäche nach 8:03,5 Minuten über die Ziellinie. (ajw)