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MT Melsungen trumpft in Hannover auf

mikael-appelgren131209Hannover/Melsungen. Die MT Melsungen verbessert weiter ihre tolle Auswärtsbilanz: Nach einer 16:15-Halbzeitführung gewannen die Nordhessen am Sonntagabend klar mit 34:28 bei der TSV Hannover-Burgdorf. Bei den Gästen überragte einmal mehr Keeper Mikael Appelgren, der sich diesmal sogar in die Scorerliste eintragen konnte und als Torschütze Michael Allendorf, der acht Treffer erzielte. Bester TSV-Werfer vor 3.455 Zuschauern in der Swiss Life Hall war Lars Lehnhoff mit sieben Toren.

Trotz ihrer Dezimierung legten die Hausherren vom Anpfiff weg vor. Doch nach knapp vier Minuten waren sie von der MT bereits eingeholt, Allendorf hatte zum 2:2 ausgeglichen. Bis zum 4:5 belauerten sich die beiden Tabellennachbarn, dann legte das Roth-Team einen Zwischenspurt zum 4:8 ein. Da war gerade die Hälfte der ersten Halbzeit vorbei. Bei den Nordhessen lief alles nach Plan. Die Deckung stand, Appelgren im Tor sowieso und das Spiel nach vorne klappte wie am Schnürchen. Egal, ob aus dem Rückraum (M. Müller), von Außen (Allendorf) oder vom Kreis (Danner) – die Tore fielen wie reife Früchte.

Umso überraschender kam dann der Einbruch. Offenbar schien Bruder Leichtfuß das Ruder im MT-Angriff zu übernehmen. Zwei vertändelte Bälle hier, ein schwacher Wurf auf das Gehäuse von TSV-Torwart Weber da, dann noch ein verlorener Zweikampf und plötzlich waren die Gastgeber wieder dran. Innerhalb von nur zweieinhalb Minuten war der schöne Vorsprung dahin. Hinz hatte frech von der Strafwurflinie gegen Appelgren verwandelt, Sevaljevic einen Gegenstoß genutzt, Szücs den MT-Keeper mit einem Distanzwurf überrascht und Kastening einen weiteren Gegenstoß verwandelt. Dieser 8:9 Anschlusstreffer war für Michael Roth Grund genug, eine Auszeit zu nehmen (19. Min.).

Das erhoffte Wachrütteln aber blieb zunächst nur Wunschdenken des MT-Trainers. Denn die Recken machten nach Wiederaufnahme des Spiels dort weiter, wo sie vorher aufgehört hatten: Sevaljevic ließ im 1:1 Malte Schröder aussteigen und markierte den Ausgleich. Dann leistete sich Philipp Müller einen Fehlwurf, Szücs schaltete blitzschnell, schickte Linksaußen Lehnhoff auf die Reise und der brachte seine Farben mit 11:10 in Front. Die Halle bebte.

Gut, dass danach MT-Kapitän Vuckovic ein Klasse-Anspiel auf Danner gelang, der zum Ausgleich einwerfen konnte. Aber Hannover hatte offenbar Morgenluft gewittert, blieb verbissen am Drücker. Erst klaute Lehnhoff Philipp Müller den  Ball (11:10), dann machte der TSV-Kapitän einen Gegenstoß rein (12:10, 22.). Und auch Vuckovic ließ sich das Spielgerät abluchsen. Was war denn da los, war man als Beobachter geneigt zu fragen.

Keiner der beiden Mannschaften gab auch nur einen Zentimeter Boden ohne Kampf frei – das Spiel gewann zusehends an Dynamik. Einerseits, weil es die MT verstand, trotz der etwas abhanden gekommenen Linie kleine Erfolge zwischendurch zu feiern, andererseits, weil die TSV bei ihren durchaus vorhandenen Gelegenheiten mehrere Male in Appelgren ihren Meister fanden. So ging die Partie ausgeglichen in die Schlussphase des ersten Durchgangs, ehe MT-Kapitän Vuckovic seinen Rotweißen einen 16:15-Vorsprung zur Pause bescherte.

Ob Michael Roth den Seinen in der Kabine nochmal die Bedeutung des Spiels gegen den zur Zeit ärgsten Mitbewerber um einen Verfolgerplatz hinter den Top-Five vor Augen geführt hat, ist nicht bekannt. Auf alle Fälle schien er sie zu verstärkter Konzentration angehalten zu haben. Fahlgren jedenfalls markierte nur 30 Sekunden nach Wiederanpfiff mit einem gekonnten Hüftwurf das 15:17. Und sein schwedischer Landsmann im Tor, Appelgren parierte kurz darauf die Würfe von Szücs und Pollex.

Zwischendurch hatte sich Hykkerud eine Zeitstrafe eingehandelt. Melsungen nutzte den Überzahlvorteil prompt zum 15:18. Und dass Appelgren nicht nur sein eigenes Tor im Sinn hat sondern auch das gegenüberliegende, zeigte er kurz darauf: Hannover hatte seinen Keeper gegen einen Feldspieler eingetauscht und der MT-Goalie schaltete nach einer Parade blitzschnell und beförderte das Leder mit einem langen Wurf übers gesamte Spielfeld ins leere Recken-Gehäuse – 15:19, gespielt waren da gerade mal 33 Minuten. Melsungen hatte wieder die klaren Verhältnisse wie schon einmal nach der Eröffnungsviertelstunde hergesellt.

Und die Gastgeber dominierten zusehends die Partie. Der stabile Innenblock mit Kubes und Danner leistet ganze Arbeit, dahinter verrichtete Appelgren weiterhin souverän seinen Job. Das gab auch dem Spiel nach vorne mehr Sicherheit. Auch wenn die Niedersachsen einige Unachtsamkeiten der MT zu Treffern nutzen konnten. Indes bahnte sich vom 19:22 (39.) bis zum 20:26 (42.) bereits eine Vorentscheidung an. Den dezimierten Hausherren war mehr und mehr der Kräfteverschleiß anzumerken. Auf der anderen Seite warf die MT ihren personellen Vorteil in die Waagschale und Michael Roth besetzte einzelne Rückraumpositionen immer wieder mal neu, gönnte zudem einigen von ihnen Verschnaufpausen in der Defensive, indem er zeitweise sogar zwei Spieler “fliegend” wechselte.

Keine Frage, es lief jetzt richtig rund bei der MT. Vor allem, weil jetzt auch öfter die so genannten “einfachen Tore” gelangen: Musteranspiel von Fahlgren auf Danner, 21:27; Tempogegenstoß Sellin, 21:28 (46.). Hannovers Kastening konnte mit zwei schnellen Kontern auf 23:28 verkürzen. Hinz hatte per Strafwurf die Gelegenheit zum 24:28, scheiterte aber an – genau, an Appelgren. Auf der anderen seite kam die MT über Fahlgren und zweimal Sellin mühelos zum 23:31. Spätestens mit dem 25:33 (55.) durch Fahlgren war die Basis gelegt, um die Partie “locker nach Hause zu schaukeln”.

Dass die TSV in den verbleibenden fünf Minuten noch ein wenig Ergebniskosmetik betreiben konnte, lag zum einen an ihrem nie versiegenden Kampfgeist, zum anderen daran, dass nicht alle Aktionen der MT mehr so zwingend waren, wie in der beeindruckenden Phase zuvor. Ansonsten hätte das Spiel durchaus noch deutlicher zu ihren Gunsten enden können, als es das 28:34 ohnehin schon ausdrückt.

Mit diesem Auswärtssieg beim EHF-Pokalvertreter schließt die MT Melsungen ihre überaus erfolgreiche Hinrunde ab und festigt ihren sechsten Tabellenplatz. Schon am Mittwoch soll es auch im DHB-Pokal erfolgreich weitergehen. Im Achtelfinale treten Vuckovic & Co beim Zweitligaspitzenclub HC Erlangen an.

Michael Roth zum Spiel: Wir haben in Hannover im Grunde genommen ein souveränes Spiel gezeigt, auch wenn wir uns in der ersten Halbzeit nach der klaren 8:4-Führung einen 2:8-Lauf eingehandelt haben. So etwas darf eigentlich nicht passieren. Das kann an anderen Tagen ins Auge gehen. Darüber war ich schon richtig sauer. Trotzdem habe ich mich in der Halbzeit  für eine etwas ruhigere Kabinenansprache entschieden. Das Spiel fängt für uns jetzt nochmal von vorn an, lautete die Devise. Entsprechend konzetriert sind wir dann in die zweite Hälfte gegangen. Die Mannschaft ist inzwischen soweit, dass sie sich aus solchen schwächeren Phasen auch wieder herausarbeiten kann. Maßgebend waren dabei nicht zuletzt die guten Leistungen des Abwehrblocks Danner/Kubes, sondern auch die von Fahlgren auf der Spielmacherposition und von Allendorf und Sellin, die jeweils nach zwei, drei Stockfehlern gut getroffen haben. Wiederum stark war auch Appelgren im Tor. Dieser Sieg zählt für uns doppelt, weil wir damit nicht nur den Spitzenteams auf den Fersen bleiben, sondern uns auch von Verfolgern wie Hannover und Magdebrug etwas absetzen können. Nachdem wir nun die Hinrunde erfolgreich abgeschlossen haben, ist es unser nächstes Ziel, auch das Jahr insgesamt erfolgreich zu beenden. (Bernd Kaiser)

Statistik:

TSV Hannover-Burgdorf – MT Melsungen 28:34 (15:16)

TSV Hannover-Burgdorf: Ziemer, Weber – Andreu (1), Patrail (3), Hykkerud (1), Lehnhoff (7), Szücs (2), Sevaljevic (3), Karason (2), Hinz (4/4), Pollex, Mackovsek (1), Kastening (4).

MT Melsungen: Appelgren (1), Sandström – Stenbäcken, Mansson, Sellin (5), Kubes, Fahlgren (5), Schröder (1), Danner (6), P. Müller (2), Allendorf (8/2), Vuckovic (1), M. Müller (5), Zufelde, Hildebrand.

Strafminuten: 5 – 3 (Andreu, Hykkerud, Szücs, Pollex, Kastening – Fahlgren, P. Müller, M. Müller).

Siebenmeter: 4/7 – 2/2 (Lehnhoff scheitert an Appelgren, 5. Min.; Sevaljevic scheitert an Appelgren, 13. Min.)

Zuschauer 3.455, Swiss Life Hall, Hannover

Schiedsrichter: Fabian Baumgart (Altenheim) / Sascha Wild (Elgersweier).

Spielfilm: 2:1 (2.), 3:4 (7.), 4:7 (11.), 4:9 (16.), 10:9 (21.), 12:11 (24.), 12:12 (25.), 14:13 (27.), 15:16 (HZ), 15:17 (31.), 16:21 (35.), 19:24 (40.), 21:28 (45.), 23:30 (50.),  24:32 (54.), 25:33 (55.), 28:33 (57.), 28:34 (EN)