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„IHK steht mit Rat und Tat zur Seite“

IHK-Wahl: Jeder hat eine Stimme – IHK-Beratung lohnt sich gerade für kleine Unternehmen 

Hauptgeschäftsführer der IHK Kassel-Marburg, Dr. Walter Lohmeier. Foto: nhNordhessen. Besonders Kleingewerbetreibende (KGT) sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die sich bislang nicht oder nur selten mit den Aufgaben einer IHK beschäftigt haben, fragen sich beim Eintreffen der Unterlagen zur IHK-Wahl 2014, was sich hinter dieser Organisation verbirgt. Der Hauptgeschäftsführer der IHK Kassel-Marburg, Dr. Walter Lohmeier, beantwortet einige wichtige Fragen.

Herr Dr. Lohmeier, haben in einer IHK eigentlich nur große Unternehmen das Sagen?

Dr. Walter Lohmeier: Nein. Jedes IHK-zugehörige Unternehmen hat eine Stimme – nicht mehr und nicht weniger. Das ist unabhängig davon, wie viel Beitrag ein Betrieb zahlt oder wie viele Mitarbeiter beschäftigt werden. Hier kristallisiert sich ein ganz wichtiger Vorteil der gesetzlich geregelten Zugehörigkeit heraus, denn ein kleiner Gemüsehändler wirft das gleiche Stimmengewicht in die Waagschale wie ein international tätiges Großunternehmen. Bei freiwilligen Mitgliedsbeiträgen könnte das Motto herrschen: Wer bezahlt, bestellt auch die Musik. Das widerspricht zugleich dem seitens der Politik formulierten Auftrag an die IHK, als Körperschaft des öffentlichen Rechts das Gesamtinteresse der regionalen Wirtschaft zu artikulieren. Das gewährleistet nur die Pflichtmitgliedschaft.

Welchen Einfluss haben kleine Unternehmen in der IHK?

Lohmeier: Der Mittelstand prägt die deutsche Wirtschaft. Da die IHK die regionale Wirtschaftsstruktur spiegelbildlich wiedergibt, sind im obersten Organ, der IHK-Vollversammlung, und in den IHK-Regionalausschüssen alle Branchen und Regionen gemäß ihrer Bedeutung repräsentiert. Weiterhin gilt: Jeder gewählte Repräsentant eines Unternehmens hat eine Stimme. Im Parlament der Wirtschaft entscheiden diese dann über Positionen, die die IHK als Gesamtinteresse der Wirtschaft gegenüber Politik und Öffentlichkeit vertritt, wie bei Fragen zur Verbesserung der Infrastruktur sowie zur Zukunft der Berufsausbildung.

Was haben KGT und KMU darüber hinaus von der IHK?

Lohmeier: Wenn ein Betrieb ein Problem hat, findet er in der IHK Fachleute, die weiterhelfen. Das ist insbesondere für KGT und KMU wichtig. Ganz gleich, ob es um Aus- und Weiterbildung, Recht und Steuern oder Umweltschutz geht: In der IHK gibt es die passenden Fachabteilungen und Experten. Die IHK bietet allen Betrieben ein Know-how an, das sich sonst nur große Unternehmen leisten können. Konkret: Während die Großunternehmen eine Rechts- und Personalabteilung aufgebaut haben und auf diese jederzeit zurückgreifen, müssten sich KGT und KMU Informationen in diesen Bereichen zeitintensiv aneignen. Stattdessen können sie kostenlos die Expertise der IHK-Mitarbeiter nutzen. Auch wenn der KGT oder das KMU zu den fast 50 Prozent der etwa 75.000 IHK-Zugehörigen gehören, die keinen IHK-Beitrag zahlen, stehen ihnen diese Leistungen jederzeit zur Verfügung. Deshalb kann man von einem Solidarsystem sprechen. Die Finanzkräftigen schultern mehr als die Kleinen. So leisten 50 Unternehmen aus dem IHK-Bezirk Kassel-Marburg rund 40 Prozent der Beitragseinnahmen.

Sie nannten das Beispiel Recht. Wie können KGT und KMU hier profitieren?

Lohmeier: Das Wirtschaftsleben wird heute durch eine zunehmende Zahl von rechtlichen Vorschriften bestimmt und beeinflusst. Unternehmer brauchen dabei umfassende Informationen und Rat. In den für die Betriebe wichtigen Rechtsgebieten geben IHK-Mitarbeiter Auskunft. Dazu zählen das Wettbewerbsrecht, das unter anderem die Gestaltung von Werbematerial beinhaltet, ebenso wie das Steuer- und Wirtschaftsrecht. Ferner beantwortet die IHK Fragen zum Internet- und Arbeitsrecht, um nur einige Beispiele zu nennen. Interessante Informationen werden kostenfrei per Newsletter verschickt, die jeder IHK-Zugehörige abonnieren kann – eine Dienstleistung, die wir für alle sechs Geschäftsbereiche anbieten.

Dass sich die IHK im Bereich Aus- und Weiterbildung stark engagiert, ist allgemein bekannt. Eher weniger, dass in Nordhessen und dem Altkreis Marburg über 2700 Prüfer ehrenamtlich im Einsatz sind. Wie unterstützt die IHK die Unternehmen bei Personalthemen allgemeiner Art?

Lohmeier: Neben dem großen und für die IHK sehr wichtigen Bereich der Aus- und Weiterbildung mit den dazu gehörigen Beratungsleistungen gibt es verschiedene Felder im Personalbereich, auf denen sich die IHK einsetzt. Ein Wesentlicher ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, um Fachkräfte im Unternehmen zu halten oder neue zu gewinnen. Wir informieren diesbezüglich beispielsweise über Arbeitszeitmodelle und liefern Best-Practice-Beispiele, unterstützen die Netzwerk-Arbeit und verleihen die IHK-Plakette „Selbstverständlich familienfreundlich“. Ebenso greifen wir das Thema Pflege und Beruf auf. 2011 haben wir einen Arbeitskreis ins Leben gerufen, in dem sich Mitarbeiter aus KMU über Personalthemen austauschen. Jeder Interessierte ist herzlich eingeladen, mitzumachen.

Spätestens bei Finanzthemen geht es für Unternehmer ans Eingemachte. Warum lohnt sich ein Gespräch mit IHK-Experten?        

Lohmeier: Die IHK hilft beispielsweise durch Runde-Tisch-Gespräche in Zusammenarbeit mit der KfW Mittelstandsbank. In diesen werden Eigenkapitalschwächen oder Liquiditätsengpässe besprochen und nach Lösungen gesucht. Zudem informieren die IHK-Mitarbeiter unter anderem über Förderprogramme.

Was insbesondere für Existenzgründer spannend sein dürfte.

Lohmeier: Die IHK bietet Existenzgründern einen Rundum-Service aus einer Hand. Ob Informationen über den Einstieg in die Selbstständigkeit, Beratungen zum Geschäftskonzept, Seminare zu verschiedenen Themen wie Marketing, Buchführung oder das Vorbereiten von Bankgesprächen: All diese Angebot sind kostenlos. Die IHKs haben ferner die Onlinebörse www.nexxt-change.org aufgebaut. Dort finden interessierte Gründer Unternehmen aus der Region, die zur Übergabe anstehen. Angebote und Gesuche sind kostenlos. Übrigens: Existenzgründer sind die ersten beiden Jahre vom IHK-Beitrag befreit. Danach zahlen sie nur, wenn sie einen entsprechenden Gewinn erwirtschaften.

Welche Aufgaben übernimmt das IHK-Team International?

Lohmeier: Es unterstützt die Unternehmen dabei, Marktchancen im Ausland auszuloten. Ein Instrument sind kostenfreie Ländersprechtage. Seit zwei Jahren findet in der IHK der nordhessische Außenwirtschaftstag statt. Von den Informationsveranstaltungen und -gesprächen abgesehen, erstellt die IHK Außenwirtschaftsdokumente. Das ist ein Beispiel dafür, welche hoheitlichen Aufgaben der Staat auf die IHKs übertragen hat. Denn die Selbstverwaltung der Wirtschaft ersetzt die Verwaltung durch den Staat und entlastet diesen finanziell. Die Wirtschaft macht selbst, entscheidet selbst und zahlt selbst.

Ihr Fazit?

Lohmeier: Die IHK steht allen Unternehmen – klein oder groß – in jeder Phase seiner Existenz mit Rat und Tat zur Seite, von der Gründung über die Turnaround-Beratung bis hin zur Nachfolge. Gerade für KGT und KMU lohnt es sich, die verschiedenen kostenlosen Dienstleistungen der IHK zu nutzen.

Über die IHK-Wahl 2014
Die IHK-Wahlen finden vom 22. Januar bis 18. Februar, 16 Uhr, per Briefwahl statt. Über 300 Unternehmerpersönlichkeiten stellen sich in Form von Foto und Text den circa 75.000 stimmberechtigten IHK-zugehörigen Betrieben aus Industrie, Handel und Dienstleistungen zur Wahl. Die Kandidaten stellen sich auf einem Wahlportal im Internet unter www.ihk-kassel.de/ihkwahl2014 vor.
In der Vollversammlung, das oberste Organ der IHK Kassel-Marburg und auch Parlament der Wirtschaft genannt, sind im Zuge der IHK-Wahl 77 Sitze neu zu besetzen. 220 Kandidaten bewerben sich um diese. In den IHK-Regionalausschüssen Region Kassel, Marburg, Schwalm-Eder, Werra-Meißner, Hersfeld-Rotenburg und Waldeck-Frankenberg stehen 150 Plätze zur Verfügung. Für diese stellen sich 236 Unternehmerpersönlichkeiten zur Wahl. Mehrfachzählungen sind in den beiden Kandidatenwerten enthalten, da sich Unternehmer sowohl um einen Sitz in der IHK-Vollversammlung als auch in einem IHK-Regionalausschuss bewerben können. Die Amtszeit der gewählten Unternehmensrepräsentanten startet am 1. April 2014 und dauert fünf Jahre.