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Heimspielstart: MT mit Tunnelblick gegen Lemgo

Eine Szene aus dem Hinspiel in Lemgo: Michael Allendorf ist Finn Lemke entwischt und auf dem Weg zu einem seiner 13 (!) Tore. Felix Danner beobachtet die Szene. Foto: HartungKassel/Melsungen. Genau 44 Tage nach dem letzten Pflichteinsatz geht es für die MT Melsungen nun gegen den TBV Lemgo erstmalig wieder um Punkte und Tore in der stärksten Liga der Welt. Zum 21. Spieltag der DKB Handball-Bundesliga erwarten die Nordhessen die Ostwestfalen am Samstag um 19.00 Uhr in der Kasseler Rothenbach-Halle. Der Vorverkauf war gut, aber dennoch sind an der am Spieltag ab 17.30 Uhr geöffneten Hallenkasse auch für Kurzentschlossene noch ausreichend Karten verfügbar.

Es liegt ein Spannungsmoment in der Luft, ähnlich wie vor einem Saisonstart. Was auch nicht weiter verwundert. Denn die Konstellationen ähneln sich. Nach  einer mehrwöchigen Phase der Regeneration, des Trainings und der Testspiele wird es endlich ernst – verbunden mit der Frage: Wo stehen wir als Mannschaft zum jetzigen Zeitpunkt? Das gilt in diesem fall für die MT genauso wie für den TBV – mit dem kleinen Unterschied, dass ein Heimverein immer noch etwas angespannter in ein solches Spiel hineingeht, als eine Gastmannschaft.

Weil er in der Vorbereitungsphase wegen Verletzung oder Nationalmannschaftseinsätzen kaum einmal den kompletten Kader beisammen hatte, ist Michael Roth umso glücklicher, rechtzeitig zum Punktspielstart im neuen Jahr wieder alle Mann an Bord zu haben. Die Rekonvaleszenten der letzten Wochen (Vuckovic Sehnenabriss am Daumen, Allendorf Innenbandanriss am Knie, Appelgren Risswunde an der Hand, Schröder Bänderanriss am Sprunggelenk) haben ihre Verletzungen soweit auskuriert und fiebern dem Neustart genauso entgegen, wie die von der Europameisterschaft etwas gestressten, aber wohlbehalten zurück gekehrten Kubes und Fahlgren.

So geht des Trainers Dank nicht nur an die Spieler, die er jeweils zum Training versammeln konnte, sondern auch an die Verletzten, die sich währenddessen durch nicht minder anstrengende Rehamaßnahmen quälten. “Danken müssen wir aber auch unseren Ärzte und Physiotherapeuten, die gerade in den letzten Wochen wieder hervorragende Arbeit geleistet haben”, freut sich Michael Roth über das große Engagement auf allen Ebenen. Um postwendend darauf hinzuweisen, dass die Mannschaft jetzt den Schalter auf Liga-Modus umlegen und möglichst schnell wieder den Rhythmus finden müsse. “Wir haben uns unter den gegebenen Bedingungen bestmöglich vorbereitet und unser Fokus liegt seit einigen Tagen ausschließlich auf dem Spiel gegen Lemgo”, verrät der MT-Coach. Den Tunnelblick, den sich die Akteure seitdem zugelegt haben, kann man auch als Außenstehender sehr gut nachvollziehen.

Der Melsunger Trainer selbst begann damit bereits am letzten Sonntag in Baunatal, wo er den Gegner bei seinem letzten Test gegen Wetzlar unter die Lupe nahm. Danach zog er nicht nur wegen des klaren Sieges der Lemgoer dieses Fazit: “Lemgo hat sich gegenüber unserem Vergleich im letzten Jahr, den wir mit 38:33 gewonnen haben, ganz klar weiterentwickelt.  Zudem ist die Mannschaft, die einen schnellen Ball spielt und starken Druck nach vorn entfacht, nach einigen zwischenzeitlichen Verletzungssorgen jetzt offenbar wieder vollbesetzt. Das macht die Sache für uns alles andere als einfach”.

Unabhängig von allen Teilaspekten ist das übergeordnete Ziel der MT Melsungen präsenter denn ja: Der durch eine fast optimale Hinrunde erkämpfte sechste Tabellenplatz soll unter allen Umständen verteidigt und gefestigt werden. Deshalb kommt gerade den Spielen in heimischer Halle erhöhte Bedeutung zu. “Das wissen bei uns alle und ich denke das wissen auch unsere Fans”, ist sich Roth sicher. Nicht aber ohne nochmal gezielt darauf zu sprechen zu kommen: “Wer zu uns in die Rothenbach-Halle kommt, der weiß, dass er eine MT sieht, die großen Kampfgeist zeigt und 60 Minuten lang alles gibt. Das hat Unterstützung verdient. Und das wird erst recht am Samstag notwendig sein. Denn da wird angesichts der langen Pause noch nicht alles rund laufen. Gerade dann müssen die Fans den Jungs den Rücken stärken”.

Die Gäste sehen die MT zwar klar in der Vorteil, rechnen sich dennoch in Kassel etwas aus: “Natürlich sind die Melsunger Favorit. Ihr Kader ist breiter aufgestellt. Die Tempogegenstöße von Sellin und Allendorf, die Appelgren mit seinen super Pässen einleitet, sind eine gute Waffe, die es für uns zu unterbinden gilt. In der Abwehr spielen sie eine harte 6:0-Deckung mit den beiden Müllers, Danner und Kubes in der Mitte. Man kann nicht davon sprechen, dass Melsungen unser Lieblingsgegner ist. Sollte Melsungen aber schwächeln, werden wir parat stehen und unsere Chance nutzen”, wird Lemgos Trainer Niels Pfannenschmidt in der vereinseigene Pressemeldung zitiert.

Aufhorchen lassen hat Pfannenschmidt, der als Trainer in der Bundesliga ein Novize ist, indem er die nach den Abgängen einiger Leistungsträger sehr geschwächt eingeschätzte Lemgoer Mannschaft ins Mittelfeld der Tabelle geführt hat. Bis auf die Routiniers Florian Kehrmann, Rolf Hermann und Benjamin Herth besteht der Kader des TBV inzwischen mehrheitlich aus Akteuren, die Anfang 20 sind. Die junge Garde wird angeführt von den Neu-Nationalspielern Finn Lemke (RL) und Hendrik Pekeler (Kreis).

Inwieweit die Begegnung am Samstag in Kassel für beide Mannschaften richtungsweisend sein wird, lässt sich nur schwer einschätzen. Fakt ist, die MT könnte sich mit einem Sieg zunächst etwas von ihren ärgsten Verfolgern Magdeburg und Hannover absetzen. Gerade vor dem darauffolgenden Gang am Donnerstag nach Hamburg zum HSV kein uninteressanter Aspekt. Und auf dem Weg zum angepeilten Saisonziel wären zwei Punkte ohnehin jederzeit willkommen. Doch zunächst ist der Tunnelblick auf Lemgo gerichtet.

Bisherige Bilanz: Von den 17 Vergleichen entschied Lemgo zwölf für sich, fünf Mal hingegen war die MT siegreich – zuletzt im Hinspiel in dieser Saison, als nach fünf Niederlagen gegen den TBV in Serie mit 38:33 erstmalig wieder ein Erfolg gelang.

Schiedsrichter in Kassel: Peter Behrens / Marc Fasthoff (beide Düsseldorf); DHB-Aufsicht: Thorsten Zacharias.

Ausreichend Tickets sind noch erhältlich am Samstag ab 10 Uhr im MT-Shop Kassel, Treppenstraße 1 (Regionale Geschenke/GrimmHeimat NordHessen) und ab 17.30 an der Hallenkasse der Rothenbach-Halle. (Bernd Kaiser)