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Chancen durch Flexibilität – Arbeit und Pflege vereinbaren

Fritzlar. Wie lassen sich Berufstätigkeit und die häusliche Pflege von Angehörigen in Einklang bringen? Vor welchen Herausforderungen stehen Unternehmen dabei? Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer Informationsveranstaltung der Wirtschaftsförderung in Verbindung mit der hessischen Initiative „Beruf und Pflege verbinden“, die vor kurzem in Fritzlar im Hardehäuser Hof stattgefunden hat. In Zusammenarbeit von Wirtschaftsförderung des Schwalm-Eder-Kreises, Hertie-Stiftung, Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e.V. und AOK diskutierten Arbeitgeber mit Vertretungen des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration, Handwerkskammer Kassel und AOK darüber, wie Arbeit und Pflege besser zu vereinbaren wären.

Der Qualifizierungsbeauftragte im Schwalm-Eder-Kreis, Udo Grenzebach sagte, dass allein unter dem Gesichtspunkt demografischer Entwicklung viele Unternehmen vor der Herausforderung stehen, ihre Beschäftigten mit Verantwortung für private Pflege zu unterstützen. Um Personalfluktuation und damit verbundene Kosten zu vermeiden und Beschäftigte vor Überforderung in Krisensituationen zu bewahren, bedürfe es nicht nur neuer Arbeitszeitmodelle. Ein besonderes  Stressmanagement und gezielte Information für Mitarbeitende rund um die Pflegethematik könne hilfreich sein und bringe eine Win-Win-Situation für Unternehmen und Beschäftigte.

Tatsächlich sei für immer mehr Berufstätige die Übernahme häuslicher Pflichten in der Pflege Realität. Dabei schultern Frauen das Mehr dieser Verantwortung, oftmals ohne Inanspruchnahme entlastender Hilfen. In Hessen werden 75,8 Prozent aller Pflegebedürftigen, das sind 151.300 Menschen, zu Hause in ihrem vertrauten Umfeld versorgt.

Die Vertreterin des Hessischen Sozialministeriums, Gabriele Meiner-Darimont, wies darauf hin, dass jeder siebte Beschäftigte über 40 Jahren Zuhause Pflegedienste leiste. Dafür benötigen Pflegende zwischen drei und fünf Stunden täglich. Fehlzeiten und Leistungsbeeinträchtigungen durch die enorme Stressbelastung bei Beschäftigten sind oftmals die Folge dieser gesellschaftlich so wichtigen Verantwortungsübernahme. Arbeitgeber stehen damit insbesondere in Anbetracht wachsenden Fachkräftemangels vor neuen Herausforderungen.

Deshalb sei es, so Landrat Neupärtl, zu begrüßen, dass praxisorientierte Lösungen etwa in Bezug auf flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte diskutiert wurden. Die gezielte Schulung von Beschäftigten, gesundheitsfördernde Maßnahmen wie auch die Etablierung von Pflegeguides sind Möglichkeiten, Fehlzeiten zu verhindern und Krisen besser zu managen. Auch betrieblich orientierte Tagespflegeeinrichtungen analog zu Betriebs-Kindertagesstätten müssten geprüft werden. Arbeitgeber und Beschäftigte sollen gemeinsam nach Lösungen suchen

Die „Charta zur Vereinbarung von Beruf und Pflege“ rücke das Thema bei hessischen Betrieben ins Bewusstsein. Mit der Unterzeichnung können sich Arbeitgeber freiwillig zum „lösungsorientierten Umgang mit den Situationen der Pflegenden Beschäftigten“ verpflichten. (red