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Zweiter Weltkrieg: Ausstellung in der THS

Homberg. Seit dem 6. Juni gibt es in der Theodor-Heuss-Schule in Homberg eine kleine Ausstellung in der Mediothek zum Thema 100 Jahre Erster Weltkrieg zu sehen. Am Montag, 16. Juni, kommt eine zweite Ausstellung in den Räumen der Schule hinzu, die den Zweiten Weltkrieg, der am 1. September 1939, also vor 75 Jahren begann, in den Fokus der THS rückt. In Zusammenarbeit mit dem Kreis und der Schulleitung der THS ist es Thomas Schattner als Leiter von der AG „Schule ohne Rassismus“ des Homberger Gymnasiums gelungen, eine Wanderausstellung nach Homberg zu holen, die vom Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden konzipiert wurde. Zuvor wurde sie im Archiv in Wiesbaden selbst gezeigt, nach Homberg ist diese Ausstellung im Römer in Frankfurt a.M. zu sehen.

Der Titel der Ausstellung lautet nach einem Zitat des ehemaligen hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer: „ Die historische Wahrheit kund zu tun“. Die justizielle Aufarbeitung der NS-Verbrechen in Hessen“. Hinter diesem etwas sperrigen Titel verbirgt sich eine hoch interessante und auf wissenschaftlich höchstem Niveau konzipierte Ausstellung zur NS-Zeit, der Judenverfolgung im Deutschen Reich nach 1933 und der Aufarbeitung der NS-Verbrechen nach 1945 in Hessen. Es geht schlicht um die Vergangenheitsbewältigung. Den Anlass der Ausstellung bietet der 50te Jahrestag des Frankfurter Auschwitz-Prozesses im Jahr 1964. Dieser sorgte erstmals dafür, dass die NS-Vergangenheit in vielen Familien zum ersten Mal diskutiert wurde, es wurden Fragen von der jüngeren an die ältere Generation gestellt. Und nun gab es heftige Konflikte innerhalb der Familien, die Chiffre „1968“ hatte einen Baustein mehr bekommen. Ermöglicht hat das auch das Frankfurter Gericht, in dem es sich vom 14. bis zum 16. Dezember 1964 nach Auschwitz an den authentischen Ort vertagte. So wurde in den 60er Jahren zum ersten Mal einer breiten deutschen Öffentlichkeit, der technokratische, der singuläre und einmalige Weg zum Holocaust vor Augen geführt, zahlreiches hessisches Archivgut zeugt davon.

Die Grundlage der Ausstellung bildet das Archivgut der Staatsarchive in Darmstadt, Marburg und Wiesbaden, welche Staat und Gesellschaft der BRD in eine spannende Wechselbeziehung setzen will.

Die Ausstellung gliedert sich in drei Teile. Teil eins beschreibt die Aufarbeitung der NS-Verbrechen durch die hessische Justiz in den Jahren 1945 bis 1960. Teil zwei geht historisch in die Tiefe. Dabei geht es um die Judenverfolgung und den Völkermord an denselben im Detail zwischen 1933 und 1939. Danach zeigt die Ausstellung die Deportationen und die Ghettoisierung zu Beginn des Zweiten Weltkriegs. Anschließend widmet sich die Ausstellung den systematischen Massenmord an den Juden und dem zentralen Ort der deutschen Geschichte: Auschwitz. Im dritten Teil der Ausstellung geht es dann vornehmlich um Fritz Bauer, dem hessischen Generalstaatsanwalt, der während der 60er Jahre alles daran setzte, für die ehemals jüdische Bevölkerung Hessens historische Gerechtigkeit für die Opfer zu erzielen. Zum Abschluss bildet die Ausstellung Brücken in die Gegenwart, z.B. anhand des Verfahrens 2009 bis 2011 gegen John Demjanjuk.

53 Tafeln im DIN-A-0- Format zeigen das ganze Ausmaß der Thematik, dazu gibt es audiovisuelle Medien, die z.B. Ausschnitte aus verschiedenen NS-Prozessen zeigen, u.a. aus dem Auschwitz- und dem Sobibor-Prozess. Nebenbei verzahnt die Ausstellung brillant die Wechselwirkungen von Staat und Gesellschaft. Die Ausstellung wird zudem an einem authentischen Ort der NS-Zeit zu sehen sein. Nach dem Polenfeldzug 1939 waren nämlich im Schulgebäude Einheiten der Wehrmacht im Winterquartier untergebracht. Und ab 1944 wurde das Schulgebäude – wie schon im Ersten Weltkrieg – als Lazarett genutzt. Unterricht fand nicht mehr im Gebäude statt. Im Februar 1945 waren dort 350 Verwundete untergebracht, Fachärzte kümmerten sich um sie. Schwestern arbeiteten rund um die Uhr im Haus. Trotzdem wurde unter primitivsten Umständen gearbeitet. Die Leichtverwundeten wurden in der Aula untergebracht, die Schwerverwundeten im Untergeschoss, operiert wurde im heutigen Raum 109. Und selbst auf dem Dachboden lagen Verwundete auf Strohsäcken. Die Schwestern waren im Nordflügel untergebracht (heute die Räume 13 bis 15) und teilten sich sowohl zu dritt als auch zu sechst ein Zimmer. Im Hof und in der Turnhalle wurde für das Lazarett gekocht. Im Januar 1946 wurde dann das Lazarett aufgelöst.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am 16. Juni ab 10.30 Uhr in der Pausenhalle der THS statt. Anschließend wird Dr. Zilien vom Hessischen Hauptstaatsarchiv, der Kurator der Ausstellung, in dieselbe persönlich einführen. Die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen.

Die Ausstellung ist vom 16. Juni bis zum 26. Juni in der THS allen Interessierten von Montag bis Freitag von 9 bis 13 Uhr zugänglich, dazu montags von 14 bis 17 Uhr.  Schulkassen sind jederzeit willkommen, wir bitten aber um eine Voranmeldung. Führungen werden selbstverständlich angeboten. Zur Ausstellung ist ein 208 Seiten umfassender Katalog erschienen.

Begleitprogramm:

Montag, 16. Juni, 18  Uhr (Schulhof): Autorenlesung von Angela Schmidt
Angela Schmidt-Bernhardt, ehemals Lehrerin an der Theodor-Heuss-Schule, jetzt Dozentin an der Universität Marburg, liest aus ihrem zweiten Roman Oktoberzug nach Riga. Geschichte einer Ermordung. In diesem Roman beschreibt sie die Spurensuche einer jungen Deutschen und eines Amerikaners. Was geschah mit Charlotte und Werner Heimann, die im Oktober 1942 von Berlin nach Riga deportiert wurden? Die Lesung findet in Kooperation mit der Buchhandlung Tittmann statt. Nach der Lesung besteht für Interessierte die Möglichkeit, die Ausstellung zu besuchen.

Dienstag, 17. Juni, 19 Uhr (Filmraum): Filmabend: „Tod auf Raten“ – Ein Portrait von Fritz Bauer
Ilona Zioks Dukmentarfilm „Tod auf Raten“ erzählt von Fritz Bauers mutigem Kampf für Gerechtigkeit nach 1945 als hessischer Generalstaatsanwalt. “Mit Akribie hat die Regisseurin Archive durchforscht und wegweisende Statements des hessischen Generalstaatsanwalts ausgegraben. Um sie herum montiert sie in Form eines filmischen Mosaiks Archivmaterial mit ausgesuchten Werken klassischer und zeitgenössischer Komponisten und die Aussagen von Bauers Zeitzeugen: Freunde, Verwandte und Mitstreiter. Dabei entsteht nicht nur die spannende Handlung eines beeindruckenden Lebens, sondern auch das eindrucksvolle Portrait eines der bedeutendsten Juristen des 20. Jahrhunderts“, so das Fritz-Bauer-Institut in Frankfurt. (Thomas Schattner)



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