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Norbert Weinreich Europameister im Schleuderballwerfen

norbert-weinreich140804aHalberstadt/Melsungen. Vom 31. Juli bis 3. August fanden in Halberstadt, nördlich des Harzes gelegen, die LSW Werfer Europameisterschaften für die Senioren statt. Fast 300 Athleten aus vielen europäischen Ländern, die direkt am Stadion im „Olympischen Dorf“ untergebracht waren, gingen in zwölf verschiedenen Wettbewerben u.a. Gewichtwerfen, 50kg Steinstoßen, Diskus Griechisch und Schleuderballwerfer in den entsprechenden Altersklassen an den Start. Im Bistum Halberstadt, das auf die Gründung von Karl den Großen zurückgeht, wurde geherrscht und gekrönt. Die letzte Krönung erfuhr am Wochenende der 46-jährige Norbert Weinreich von der MT 1861 Melsungen, als er sich im Schleuderballwerfen mit 56,63 Meter souverän durchsetzen konnnte und als Europameister der M45 gekrönt wurde.

Bereits bei den deutschen Winterwurfmeiterschaften in Erfurt sicherte sich Norbert Weinreich die Bronzemedaille im Diskuswerfen und wusste im Frühjahr auch beim traditionellen Werfer-Fünfkampf im Borken zu gefallen. Intensiv bereitete er sich mit Wurf- und Krafttraining auf diese Europameisterschaften in Halberstadt vor. Als Standortbestimmung ging er am 6. Juli bei den hessischen Meisterschaften im Schleuderballwerfen in Alsfeld an den Start und war überrascht, als er mit einem Vorsprung von fast zehn Metern vor Carsten Rubisch aus Glauburg siegte. Bei idealen Bedingungen – warmes Wetter und Rückenwind – ließ er den 3 Pfund schweren Lederball an einer 28 Zentimeter langen Schlaufe auf 56,22 Meter fliegen. Diese unerwartet starke Leistung brachte ihm nicht nur den Titel eines Landesmeisters ein, sondern damit erfüllte er auch die Qualifikation für die deutschen Meisterschaften der Männer und Frauen, die im September in Einbeck ausgetragen werden.

Bei der EM in Halberstadt stellte sich bereits beim Einwerfen heraus, dass er mehr gegen den Wind als gegen die Konkurrenz zu kämpfen hatte. Aber nicht nur der Gegenwind machte allen Teilnehmern das Leben schwer und kostete drei bis vier Meter an Leistung, auch das Drehen und Werfen auf dem Rasen war trotz Spikes nicht leistungsfördernd.

Da die Drehtechnik des Schleuderballwerfens der Technik des Diskuswerfens ähnlich ist, hatte Norbert Weinreich als gelernter Diskuswerfer, der als Schüler- und Jugendlicher mehrfacher Landesmeister und auch zweimal im Finale bei den deutschen Jugendmeisterschaften vertreten war, gegenüber manchen Mitstreiter einen Vorteil. Bei der Drehung, die spiralförmig von hinten unten nach vorn oben mit einer Temposteigerung bis zum Augenblick des Abwurfs erfolgt, muss von Beginn an alles stimmen.

norbert-weinreich140804bWeinreich eröffnete den Wettkampf mit drei Drehungen und versuchte dabei, den Lederball auf einem möglichst langen Weg fortlaufend zu beschleunigen und in eine optimale Abwurfposition zu bringen. Obwohl er den Eröffnungswurf zu hoch angesetzt hatte und der Ball im Zenit wegen des starken Gegenwindes wie ein Stein zu Boden fiel, übernahm er nach der ersten Runde mit 51,10 Meter die Führung.

Im zweiten Durchgang gelang es Norbert Weinreich den Schleuderball mit gestrecktem Arm in Schulterhöhe abzuwerfen und dabei sein Körpergewicht in der Stemmphase gut auf sein rechtes Bein zu bringen. Durch diese technisch saubere Auführung wurde das Wurfgerät in die richtige Flugkurve gebracht. Obwohl ihm der Wind stark ins Gesicht blies, landete der Schleuderball unter dem Beifall der sachkundigen Zuschauer erst bei 56,63 Meter. Mit dieser Leistung schockte er nicht nur die Konkurrenz, sondern war selbst von diesem großartigen Wurf überrascht. „Hätte ich bei diesem Versuch Rückwind gehabt, wäre der Ball hinter der 60m-Linie gelandet“ , sagte er später und war sich sofort bewusst, dass er mit dieser Leistung bei der Siegerehrung auf dem Treppchen stehen würde.

Obwohl er nach diesem Super-Wurf keine Spannung mehr in seinem Körper verspürte, erzielte Norbert Weinreich bei seinen restlichen vier Versuchen immernoch mit Weiten um 54 Meter, die alle zum Sieg gereicht hätten. Weder Friedrich Suer (49,93 m), noch Jens Bruska (44,37 m) oder der Pole Konrad Bonda (Warszawa SKRA, 43,17 m) kamen annähernd so weit wie der neue Europameister aus Melsungen. (ajw)