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35:30 – MT zurück in der Erfolgsspur

johannes-sellin140908Kassel/Melsungen. Nach zwei Niederlagen in Folge ist die MT Melsungen in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Mit 35:30 (21:15) schlugen die Nordhessen den TBV Lemgo vor 2.419 Zuschauern in der Kasseler Rothenbach-Halle sicher. Schon zur Pause war der Vorsprung komfortabel. In einem sehr attraktiven Spiel waren trotz der vielen Treffer die Torhüter in herausragender Form. Zusammen kamen Mikael Appelgren und Nils Dresrüsse auf fast 40 gehaltene Bälle, was über die Spielzeit eine unglaublich hohe Angriffsfrequenz bedeutete. Als am treffsichersten erwiesen sich Michael Allendorf (MT, 8/2 Tore) und Tim Hornke (TBV, 8/4).

Mit Momir Rnic im linken Rückraum und Patrik Fahlgren auf der Spielmacherposition sowie dem wieder genesenen Felix Danner am Kreis begann die MT Melsungen auf drei Positionen verändert gegenüber den vorherigen beiden Heimspielen. Und vor allem der Schwede nutzte seine frühe Präsenz auf dem Feld, um unter den Augen seines Nationaltrainers Staffan Olsson, der auf dem Rückweg vom Tag des Handballs nach Schweden in Kassel Zwischenstation machte. Zunächst hatte zwar auch er eine kurze Anlaufphase nötig, um die bewegliche Lemgoer 3:2:1-Deckung auszugucken, doch dann fand er zuverlässig die Lücken. Entweder um selbst den Abschluss zu suchen, oder seine Mitspieler gekonnt in Szene zu setzen. Bis zum 7:6 (12.) hatte Melsungens Regisseur schon drei Treffer und zwei Assists auf dem Konto.

Ebenso erfolgreich war Michael Müller, dem seine unverhoffte Berufung ins Nationalteam sichtbar Aufschwung gab. Und auch Felix Danner war anzumerken, dass das direkte Duell gegen seinen Nationalmannschafts-Konkurrenten Hendrik Pekeler besondere Motivation bedeutete. Beide gehörten ebenfalls zu den Aktivposten im Spiel der Nordhessen. Die mit einer Strafzeit gegen Pekeler nach 14 Minuten die Möglichkeit hatten, sich erstmals etwas abzusetzen. Und die diese Chance prompt nutzten. Erst mit einem langen Abwurf von Mikael Appelgren auf Johannes Sellin, dann durch einen Geniestreich von Nenad Vuckovic. Der hatte beim Einwurf aus der eigenen Hälfte gesehen, dass Benjamin Herth, der als sechster Feldspieler das grüne Leibchen übergestreift hatte, noch nicht wieder gegen Torhüter Nils Dresrüsse zurückwechseln konnte und traf aus 30 Metern Entfernung ins leere Tor (11:8, 16.).

Mit diesem Vorsprung im Rücken taute auch Momir Rnic vollends auf. Mit drei blitzsauberen Rückraumtoren war er maßgeblich am Zwischenspurt auf 15:10 (23.) beteiligt. Den die Gäste dank einiger feiner Paraden von Dresrüsse und Treffern durch Rolf Herrmann und Timm Schneider (2) noch einmal auf 16:13 verkürzen konnten, dann aber erneut machtlos waren gegen das druckvolle und zielstrebige Spiel der MT. Die in dieser ersten Halbzeit von allen Positionen Torgefahr ausstrahlte, so dass Lemgos Deckung ein ums andere Mal zu spät kam bei den zum Teil unkonventionellen Ablagen und Seitenwechseln. Die letzte Minute der ersten Hälfte gehörte den Müller-Zwillingen. Erst vollendete Philipp seinen unwiderstehlichen Lauf vom eigenen Kreis, bei dem er mit Ball schneller war als die zurückeilenden Lemgoer ohne, wuchtig zum 20:14, dann glänzte er in der allerletzten Sekunde mit einem passgenauen Kempa-Anspiel auf den anfliegenden Michael, der zum Pausenstand einnetzte.

Wie schon im ersten Durchgang brauchten die Gastgeber etwas Anlauf, um im Spiel zu finden. Obwohl Finn Lemke nach einem Foul gegen Felix Danner auf die Strafbank musste, kamen keine geordneten Kombinationen zustande. Erst als Tim Hornke in Unterzahl den ersten Erfolg nach dem Seitenwechsel feiern durfte, wachte die MT wieder auf, einmal mehr in Person von Patrik Fahlgren. Und wie schon in der ersten Hälfte präsentierte sich Lemgo zunächst als Gegner auf Augenhöhe. Je zweimal Hornke und Lemke ließen den Vorsprung Melsungens sogar auf 23:19 schmelzen (37.).

Als nächster Rot-Weißer machte Johannes Sellin nachdrücklich auf sich aufmerksam. Drei feine Erfolge, davon einer als Rückraum-Sprungwurf in den Winkel, sowie ein herrlicher Gegenstoßpass auf Michael Allendorf bei dessen Tor zum 27:21 (41.) verbuchte der Rechtsaußen innerhalb kürzester Zeit. Ein Fingerzeig in Richtung des neuen Bundestrainers Dagur Sigurdsson, der ihn im Gegensatz zu seinem Linksaußen-Kollegen Allendorf diesmal zum Lehrgang nicht eingeladen hat. Wie zum Trotz machte die Melsunger Flügelzange alle rot-weißen Treffer dieser Phase vom 24:19 bis zum 29:23 (44.).

Dann waren erst einmal wieder die Abwehrreihen und die Torhüter im Blickpunkt. Kaum Tore, dafür viele packende Zweikämpe und tolle Paraden ernteten den Beifall der Fans aus beiden Lagern. Aber wie Dresrüsse gegen Danner aus kürzester Distanz parierte, so blieb Appelgren gegen den anfliegenden Pekeler siegreich. Einzig Hornke traf bis zur 51. Minute einmal aus dem Feld zum 29:24. Michael Allendorf bewies anschließend aber Nervenstärke von der Siebenmeterlinie, so dass sich an der sicheren Melsunger Führung nichts änderte. Erst Fahlgren beendete die Flaute aus dem laufenden Spiel zum 32:26 (53.).

Niels Dresrüsse war es letztlich zu verdanken, dass die Niederlage seines TBV am Ende moderat ausfiel. Mit elf seiner insgesamt XX Paraden allein in der zweiten Hälfte stach er sogar Appelgren aus. Eine Parade dürfte aber schmerzhaft gewesen sein. Als Appelgren in der 57. Minute übers ganze Spielfeld passte und Sellin den Ball mit dem Rücken zum Tor fing und gleich abzog, verhinderte nur Dresrüsse’s Stirn einen spektakulären Torerfolg. Gleich gefolgt jedoch von einer ähnlichen Glanztat Appelgrens gegen Timm Schneider. Kein Zweifel, die zweiten dreißig Minuten an diesem Nachmittag gehörten zwei herausragenden Torstehern. Der Sieg und zwei Punkte jedoch nur der MT Melsungen. Den Schlusspunkt setzte Momir Rnic, der das Leder vom eigenen Abwehrkreis über den zu weit vor seinem Kasten postierten Dresrüsse zum 35:30-Endstand versenkte und dafür frenetischen Jubel der begeisterten MT-Anhänger erntete. (Bernd Kaiser)

Stimmen zum Spiel

Michael Roth: Ich denke, der Sieg für uns war verdient. Wir hatten in der ersten Hälfte mit 21 Treffern eine außergewöhnlich hohe Effektivität. Das war schon sehr gut, wie wir uns da präsentiert haben. Aber wir haben den Gegner leider auch immer wieder herankommenlassen und es versäumt, frühzeitig Distanz dazwischen zu legen. Wir müssen auf alle Fälle sehen, dass wir stabiler werden Für die Qualität unserer Mannschaft werfen wir vorn noch zu viele Bälle weg.

Niels Pfannenschmidt: Glückwunsch nach Melsungen zum absolut verdienten Sieg. Aber auch Kompliment an meine Mannschaft, die wenigstens die zweite Halbzeit gewonnen hat. Leider haben wir es verpasst, in der zweiten Hälfte nochmal richtig ranzukommen. Bis zum 7:7 haben wir gut gespielt, dann haben uns zehn undisziplinierte Minuten die Chance auf Zählbares gekostet. Später haben wir dann eine aktivere Abwehr gehabt. Aber einige Spieler sind angeschlagen in die Parte gegangen; dafür haben sie es richtig gut gelöst. Auf beiden Seiten hatten wir gute Torhüter und sehr gute Außen. Da müssen wir bei Spielern wie Allendorf, Zieker, Sellin und Hornke in Deutschland keine Bange haben.

Statistik

MT Melsungen: Appelgren (18 P. / 29 G.), Sandström (0 P. / 1 G.); Maric, Sellin (7/1), Fahlgren (5), Schröder, Forstbauer, Hildebrand, Danner (2), P. Müller (3), Boomhouwer, Rnic (5), Allendorf (8/3), Vuckovic (1), M. Müller (4)

TBV Lemgo: Bauer (0 P. / 1 G.), Dresrüsse (21 P. / 34 G.); Lönn (1), Bechtloff, Hornke (8/4), Schneider (3), Hermann (6), Pekeler (2), Lemke (4), Herth, Haenen, Höning, Zieker (6), Niemeyer, Pöhle

Schiedsrichter: Andreas Pritschow (Leinfelden) / Marcus Pritschow (Echterdingen)

Zeitstrafen: 10 – 4 (P. Müller 23:25, Schröder 35:29 49:03, Danner 52:56, Sellin 59:34 – Pekeler 14:16, Lemke 32:13)

Strafwürfe: 4/4 – 4/4

Zuschauer: 2.419 in der Rothenbach-Halle, Kassel