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Henri Alter katapultierte den Speer auf 63,63 Meter

henri-alter140917Wetzlar/Melsungen. Der Melsunger Speerwerfer Henri Alter präsentiert sich weiterhin in einer überragenden Form.  Nachdem er vor zehn Tagen im Baunataler Parkstadion einen ungültigen Wurf von über 64 Meter in seiner Serie hatte, startete der 18-Jährige voller Erwartung beim nationalen Abendsportfest in Wetzlar und hoffte auf einen Wurf, der ihn in die TOP-TEN-Liste des Deutschen Leichtathletik-Verbandes bringen sollte.  Doch dafür hätte er mindestens 62,99 Meter werfen müssen. Bereits beim Einwerfen deutete sich eine große Weite an, denn er warf kraftvoll, aber dennoch sehr locker mehrfach an die 60m-Linie. Im ersten Durchgang des Wettkampfes flog sein Speer im Gegensatz zu seinen Vorbereitungswürfen zu flach.  Zusätzlich drückte der relativ starke Rückenwind die Speere in der letzten Flugphase schnell nach unten. Dennoch bohrte sich das Wurfgerät von Henri Alter erst knapp vor der 60m-Linie in den grünen Rasen, so dass der Fünfte der deutschen Jugendmeisterschaften von Wattenscheid den Wettkampf mit vielversprechenden 59,85 Metern eröffnete.

Vor seinem zweiten Versuch kündete die geballte Faust von Henri Alter eine neue Bestweite an! Konzentriert und motiviert legte er alles in diesen Versuch hinein. Nach einem schnellen Anlauf und einem noch schnelleren Armzug warf er den Speer, der von einem Schrei begleitet wurde, weit hinaus. Nach wenigen Metern Flug des Gerätes riss er die Arme in die Luft, denn Henri spürte unmittelbar nach dem Abwurf, dass er das Sportgerät gut getroffen hatte. Er sah auch, dass der Speer richtig in der Luft lag und deshalb war er sich in diesem Augenblick sicher, dass es eine neue Bestweite geben würde. Einige Zuschauer hatten den Flug seines Speeres verfolgt und als die Speerspitze mehr als drei Meter hinter der 60m-Marke wieder Bodenkontakt hatte, spendete sie dem Melsunger Athleten einen lauten Beifall.

Henri Alter, der in Baunatal bei einer guten Thermik noch etwas weiter geworfen hatte, dann aber vom Kampfrichter den Versuch als „ungültig“ bewertet bekam, weil er aus Unachtsamkeit über die Begrenzungslinie trat, zeigte sich auch nach dem Abwurf konzentriert.  Es dauerte etwa dreißig Sekunden, bis der Kampfrichter die Leistung vom Bandmaß ablas.  Als feststand, dass er seinen Speer auf 63,63 Meter katapultiert hatte, löste sich seine Spannung und setzte sich beim alten und neuen Kreisrekordhalter in Freude um. Er sagte aber auch, dass er sich in den letzten Wochen nach seinen guten Trainingsleistungen schon mit Weiten über 63 Meter beschäftigt hatte. „Nach meinen fünften Platz von Wattenscheid wollte ich auch zu den TOP-TEN des Deutschen Leichtathletik-Verbandes gehören. Wie hochrangig dieses Ergebnis ist, zeigt ein Blick in die ewige hessische Bestenliste, wo in diesem Jahrhundert nur sechs Jugendliche ein besseres Ergebnis erreicht haben.

Nachdem Henri Alter im dritten Versuch auf 61,89 Meter kam und damit seine zweitbeste Wettkampfweite erzielt hatte, erreichte er im vierten Durchgang mit 60,96 Meter ein weiteres Spitzenergebnis. Als er sich mit seinen beiden letzten Versuchen noch einmal steigern wollte, fehlte ihm die Lockerheit. Aber weil man mit der Brechstange nichts erreichen kann und nur eine leistungsfördernde Entspanntheit zu besseren Leistungen befähigt, kam ein ungültiger Versuch und eine Weite von 58,56 Meter heraus.  Dass sich Henri Alter in den letzten Wochen intensiv auf das Saisonende vorbereitet hat und die 63,63 Meter von Wetzlar kein Zufall waren, kann man an seinen Trainingsleistungen erkennen – vor allem auch an seinen Kraftwerten,  die andeuten, dass bei optimalen Bedingungen Weiten um 65 Meter zu erwarten waren.

Nachdem der Jugendliche aus Melsungen bei den deutschen Winterwurf-Jugendmeisterschaften in Sindelfingen zum ersten Mal mit dem Speer über 60 Meter kam und selbst die Insider mit dem sechsten Platz überraschte, zeigte er sich auch in der Vorbereitung für den Anfang Mai in Halle stattfindenden Werfertag mit Weiten über 62 Meter sehr stabil.  Doch als er sich am 1. Mai nach dem Abitur bei einem Fußballspiel so schwer am Fuß verletzt hatte, dass er fast drei Monate nicht trainieren konnte, platzte der Traum von 65 Meter und mehr wie eine Seifenblase.

Erst Mitte Juli konnte Henri Alter wieder mit einem leichten Training beginnen. Zwei Wochen später konnte er wieder über 50 Meter werfen, so dass man sich für einen Start bei den deutschen Jugendmeisterschaften in Wattenscheid entschied.  Als er eine Woche vor den Titelkämpfen im Training fast bei jedem Wurf über 60 Meter kam, gaben ihm diese Leistungen für die deutschen Meisterschaften Sicherheit und sagten ihm, dass er in Wattenscheid Weiten zwischen 60 und 65 Meter werfen kann.

„Ich bin mir sicher, dass er ohne diese Verletzung in Wattenscheid eine Medaille gewonnen hätte“,  sagte Alwin J. Wagner, der den vielseitigen Athleten seit acht Jahren behutsam aufbaut. „Henri ist ein Wettkampftyp und wenn er sich technisch noch weiter verbessert und bei seinen letzten Wettkämpfen in diesem Jahr gute bis optimale Windbedingungen bekommt, zum Beispiel ein tragender Wind von vorn rechts, dann sind 65 Meter fällig und auch 67 Meter würden mich nicht überraschen!“

Der vielseitige Athlet, der bereits deutscher Jugendmeister im Steinstoßen war und mit dem Schleuderball größere Weiten als mit dem Speer erzielt,  hat mit seinen beiden Endkampfplatzierungen bei den DLV-Jugendmeisterschaften und mit seiner Leistung von Wetzlar seinen Kritikern gezeigt, dass man auch mit einer Größe unter 1,80 m und einem Gewicht unter 80 kg den Speer weit werfen kann.

„Hätte ich heute in Wetzlar die Bedingungen von Baunatal gehabt, wären schon zwei bis drei Meter mehr herausgekommen“, sagte Henri, der als junger Speerwerfer zum ersten Mal vor sieben Jahren von sich reden machte. Im Jahr 2007 kam er als Elfjähriger auf 35,48 Meter und stellte damit seine ersten Bestleistung für den Schwalm-Eder-Kreis auf. Als A-Schüler verbesserte er sich auf 45,68 Meter und steigerte zwei Jahre später in Uslar den Speerwurfrekord für die männliche Jugend B auf  57,71 Meter.

In der Hallensaison sprang er 6,71 Meter weit sowie 1,80 Meter hoch und konnte zu Beginn der Freiluftsaison die 100 Meter um 11,4 Sekunden laufen. Im Standreißen zieht er sechsmal sein Körpergewicht nach oben und beugt in der tiefen Kniebeuge dreimal mehr als das Doppelte seines Körpergewichts.   Leistungen, die sich nicht nur auf Kreisebene gut sehen lassen können. (ajw)

DLV-Bestenliste im Speerwerfen der U20
72,06     Jonas Bonewit 95; LG Stadtwerke München 06.07. Mannheim
68,05     Patrick Held 95; TV Wanne 10.08. Bochum-Watt.
67,76     Niklas Kaul  9; USC Mainz 25.05. Mainz
67,35     Sascha Graf  95; SR Yburg Steinbach 20.07. Rheinau
66,18     Dominic Strauß 96; SC Potsdam 16.02. Sindelfingen
66,12     Johannes Rauch 96;  LC Rehlingen 21.06. Haldensleben
66,07     Christoph Müller 96; SC Magdeburg 17.05. Halle
64,00     Sascha Menn 95; LG Kindelsberg Kreuztal 10.08. Bochum-Watt.
63,63     Henri Alter 95; MT Melsungen 13.09. Wetzlar
63,55     Marian Spannowsky 96; TuS Metzingen 29.06. Heilbronn