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Drei Tage nach EHF-Cup schon wieder Ligaalltag

michael-allendorf141004Hamburg/Melsungen. Am Mittwoch feierte die MT Melsungen mit einem 34:27-Heimsieg gegen Fenix Toulouse eine perfekte Premiere im EHF-Cup. Schon am Samstag, 4. Oktober 2014, sind die Nordhessen wieder in der DKB Handball-Bundesliga im Einsatz. Dann beim HSV Handball in Hamburg, wo in der o2 World um 19 Uhr angepfiffen wird. Die Livereportage vom Spiel ist auf radiohna.de zu hören. Auch wenn bei der Europapokalpremiere gegen den Vorjahresfünften der französischen Meisterschaft nicht alles glückte, gelang es der MT Melsungen, in wichtigen Bereichen die spielentscheidenden Akzente zu setzen. Ob über weite Strecken in der Defensive, beim Gegenstoßverhalten, oder auch in puncto Toreffektivität aus dem Rückraum. Da taten sich übrigens Philipp Müller und Momir Rnic mit sieben, bzw. sechs Treffern  besonders hervor, während Michael Müller (4) auch als kluger Passgeber glänzte. Hinzu kam die eindeutige Körpersprache mit der Aussage “Wir wollen heute gewinnen”, die keinen Zweifel an der Entschlossenheit des MT-Teams ließ.

“Ich denke, dies war alles in allem eines der besten Spiele in dieser Saison”, fasste Michael Allendorf die Partie zusammen. Der mit acht Treffern beste Torschütze der MT vergaß aber auch nicht, auf einige Fehler im Abwehrverbund hinzuweisen und daraus für das bevorstehende Bundesligaspiel abzuleiten: “Hier müssen wir ansetzen. Wenn uns das gelingt, können wir auch in Hamburg gewinnen!”

Geht Allendorfs Wunsch in Erfüllung, käme das beim Blick auf die Statistik einer kleinen Sensation gleich. Denn in den bisherigen neun gemeinsamen Erstligajahren gelang es der MT noch kein einziges Mal, auch nur einen Punkt aus der o2 World zu entführen. Überhaupt holten die Nordhessen gegen die Hanseaten in den 18 gegeneinander ausgetragenen Ligaspielen erst zwei Siege und zwei Remis. Den letzten Vergleich im Februar entschieden die Blauweißen mit 37:31 zu ihren Gunsten.

Beim Blick auf die personellen Veränderung beim HSV gegenüber der Vorsaison und auf die derzeitige Tabelle könnte man meinen, dass die Erfolgsaussichten für das Roth-Team nie besser waren. Denn mit Spielmacher Domagoj Duvnjak und dem Halblinken Joan Canellas (beide nach Kiel) sowie mit Blazenko Lackovic (Rückraum links, nach Skopje) und Marcus Cleverly (Torwart, nach Kolding) hat der Champions League-Sieger von 2013 gleich vier Leistungsträger abgegeben.

Der Aderlass machte sich bislang deutlich bemerkbar: In den ersten beiden Saisonspielen gegen Gummersbach und Hannover-Burgdorf reichte es jeweils nur zu einem Remis, gegen Kiel, die Rhein-Neckar Löwen, Balingen-Weilstetten (!) und Wetzlar (vor eigenem Publikum !) hingegen verlor der HSV. Erst am vergangenen Wochenende, im siebten Spiel, platzte der Knoten, in Lübbecke wurde der erste Saisonsieg errungen. Das spiegelt sich folgerichtig auch im Tabellenbild wider, die Mannschaft des neu geholten Trainers Christian Gaudin (Frankreich) rangiert auf dem drittletzten Tabellenplatz.

Und auch im Umfeld rumort weiter es bei dem Club, der sich die Teilnahme an dieser Bundesligasaison nach zwei Verweigerungen durch die Liga erst im dritten Anlauf mittels Anrufung des Schiedsgerichts erstritten hat. Bei der unter der Woche stattgefundenen außerordentlichen Mitgliederversammlung gab es einen Eklat. Nach Medienberichten trat ein Aufsichtsratsmitglied spontan zurück, weil andere Personen, anstatt die seines Vertrauens in das Gremium gewählt worden waren. Zudem gibt es offenbar weiterhin gerichtlichen Streit mit dem im Sommer entlassenen Trainer Martin Schwalb, der seinen Rauswurf als unrechtmäßig ansieht.

Doch schon oft hat der im Umgang mit Krisensituationen erfahrene HSV bewiesen, dass die Mannschaft sich von derlei Unstimmigkeiten im Umfeld nicht unbedingt beeinflussen lässt, ja eher mitunter sogar eine Jetzt-Erst-Recht-Haltung an den Tag legt. Und deshalb darf kein Bundesligagegner der Hanseaten darauf hoffen, aus solchen Situationen Kapital schlagen zu können. Erst recht nicht, wenn man bedenkt, dass das Team von der Alster mit u.a. den deutschen Weltmeistern Johannes Bitter (Tor), Pascal Hens (RL), Torsten Jansen (LA) sowie mit Andreas Nilsson (Kreis) Kentin Mahé, (RM), Adrian Pfahl (RR), Hans Lindberg (RA) und Davor Dominikovic (Abwehrspezialist), immer noch exzellent besetzt ist.

Letztgenannter, der zu seiner Zeit bei der SG Kronau/Östringen übrigens  vom heutigen MT-Coach Michael Roth trainiert wurde, gibt als Parole aus: “Melsungen gehört zu den Topmannschaften der Liga. Wir heißen in Hamburg jede Mannschaft willkommen, aber sechzig Minuten sagen wir Melsungen den Kampf an”, so Davor Dominikovic in der Pressevorschau des HSV. (Bernd Kaiser)

Schiedsrichter in Hamburg: Holger Fleisch (Nellingen) / Jürgen Rieber (Nürtingen); DHB-Spielaufsicht: Uwe Stemberg.