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Tarek Al Wazir debattierte mit Mitgliedern der IHK-Vollversammlung

ihk141030bKassel. Über die wirtschaftlichen Perspektiven Nordhessens und des Altkreises Marburg hat der hessische Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, Tarek Al-Wazir, mit den Mitgliedern der Vollversammlung sowie der Regional- und Fachausschüsse der Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg am gestrigen Abend diskutiert. Schwerpunkte seiner Rede und der Aussprache mit den ehrenamtlich engagierten Unternehmern waren die Themen Infrastrukturausbau, Energiepolitik, Tourismusfinanzierung sowie Aus- und Weiterbildung.

„Attraktiver Branchenmix mit innovativen Unternehmen“
IHK-Präsident Prof. Dr. Martin Viessmann wies auf den großen strukturellen Wandel hin, den der Kammerbezirk in den vergangenen zehn Jahren durchlaufen und gemeistert hat. „Wir profitieren heute von einem sehr attraktiven Branchenmix mit innovativen und global orientierten Unternehmen“, so Prof. Dr. Viessmann. Weitere Stärken der Region seien die zentrale Lage in Deutschland und Europa sowie die hohe kulturelle Dichte. „Die IHK wird nach Kräften dazu beitragen, diese gute Entwicklung fortzuschreiben und erfolgreich auszubauen.“

ihk141030aVerkehrsinfrastruktur
Voraussetzung dafür sei, in den Anstrengungen für die weitere Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur nicht nachzulassen. Die Baufortschritte der A 44 erfolgten lediglich im Schneckentempo; der Weiterbau der A 49 komme ebenfalls nicht voran, da Finanzierungsfragen noch ungeklärt seien. Ebenso verzögere sich die Realisierung von Ortsumgehungen, wie bei der B 252 zwischen Marburg und Frankenberg. Schließlich führe eine Vielzahl von Verkehrsbeschränkungen zu andauernden Belastungen. „Für die Industrie ist dies eine große Herausforderung“, erklärte der IHK-Präsident, „ein Großteil der produzierenden Unternehmen unserer Region ist in den ländlichen Teilräumen angesiedelt – vor allem sie sind auf eine leistungsfähige Straßenverkehrsanbindung angewiesen.

Minister Al-Wazir bezeichnete die Mobilität als zentrales Zukunftsthema für Hessen. Die Antwort liege in der Vernetzung der unterschiedlichen Verkehrsträger mit ihren – auch regional – unterschiedlichen Vorteilen. In den vergangenen Jahren sei zu wenig Augenmerk auf eine Weiterentwicklung des klimafreundlichen Schienenverkehrs gelegt worden; deshalb wolle die Landesregierung dessen Attraktivität steigern und Initiativen zur Reaktivierung von Bahnstrecken prüfen. Der Minister wies darauf hin, dass die Finanzierung der A 44, der A 49 und der B 252 Aufgabe des Bundes sei.

Aus- und Weiterbildung
Prof. Dr. Viessmann machte deutlich, dass in der Qualifizierung und Berufsorientierung junger Menschen Politik und Wirtschaft noch mehr leisten müssen, um dem sich verschärfenden Fachkräftemangel zu begegnen; insbesondere die ländlichen Teilräume des IHK-Bezirks leiden unter dem Wegzug junger Menschen. „Wir haben uns hier als IHK Kassel-Marburg mit einer eigenen Initiative und der Einrichtung von Berufswahlbüros in den Schulen klar positioniert“, so Prof. Dr. Viessmann. Die IHK-Vollversammlung hat zu diesem Zweck 1,5 Millionen Euro bereitgestellt. Wichtig sei zudem, die Vorzüge des Dualen Studiums noch bekannter zu machen.

ihk141030cMinister Al-Wazir lobte das Engagement der IHK für die duale Berufsausbildung: „Hier wird unglaublich viel geleistet.“ Möglichst vielen Jugendlichen eine fundierte Ausbildung zu verschaffen und eine intensive Weiterqualifizierung der Beschäftigten sei die beste Strategie, um den wegen des demographischen Wandels drohenden Fachkräftemangel zu begegnen. Diesen Zweck diene auch das Duale Studium: „Das Duale Studium bietet insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen die Möglichkeit, qualifiziertes Personal auszubilden und an sich zu binden. Sein großer Vorteil ist die enge Verzahnung von Wirtschaft und Wissenschaft.“

Energiepolitik
Die Energiewende dürfe die kleinen und mittleren Unternehmen nicht über Gebühr belasten“, forderte IHK-Präsident Prof. Dr. Viessmann. Und damit die Energiewende überhaupt gelingt, müsse die Energieeffizienz auf breiter Front erhöht werden: „Alle energiepolitischen Maßnahmen müssen ineinandergreifen, um die energie- und klimapolitischen Herausforderungen erfolgreich zu meistern.“  Prof. Dr. Viessmann stimmte der Einschätzung Al-Wazirs zu, dass die steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung ein unverzichtbares Instrument zum Abbau des Modernisierungsstaus sei. Die IHK Kassel-Marburg stehe hinter den Zielen der Energiewende. Die damit verbundenen Prozesse und Neuorientierungen lösten aber auch, gerade bei vielen mittelständischen Unternehmen, Sorgen um die Versorgungssicherheit und die Preisentwicklung aus. Kein Wunder, denn viele Maßnahmen erscheinen unkoordiniert; es gibt keinen Konsens über den künftigen Energieträgermix und über die Trassenproblematik.

Minister Al-Wazir vertrat die Ansicht, dass „die überdurchschnittliche Entwicklung Nordhessens bei Wachstum und Beschäftigung auch zukünftig durch Weichenstellungen in den Bereichen Energie, Aus- und Weiterbildung, Infrastruktur und Tourismus gesichert werden muss“. Von zentraler Bedeutung sei es, die wirtschaftliche Dynamik vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln. „Bereits heute decken regenerative Quellen  29 Prozent des nordhessischen Stromverbrauchs. Die Region hat sich in den letzten Jahren zu einer regelrechten Modellregion auf den Gebieten der dezentralen Energietechnik und Energieeffizienz entwickelt. Die Landesregierung will Nordhessen als Energie- und Effizienz-Cluster weiterentwickeln.“

Tourismus
Um das heute starke Image der Region kontinuierlich auszubauen, sei eine langfristige Perspektive für die Finanzierung überbetrieblicher Tourismusaufgaben auf der sogenannten Ebene der Destination notwendig, erläuterte Prof. Dr. Viessmann. Zudem sei es wichtig, die Stärken des heimischen Raumes zu kommunizieren. „Eine touristisch gut angenommene Region hat die Chance, den demografischen Wandel besser zu bewältigen.“
Minister Al-Wazir nannte die Entwicklung Nordhessens als Reisedestination „äußerst erfreulich“. Regionale Zusammenarbeit wie bei Dachmarke „GrimmHeimatNordHessen“ zahle sich in dieser Branche aus.

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg übernimmt als Körperschaft des öffentlichen Rechts hoheitliche Aufgaben, unter anderem in der Aus- und Weiterbildung sowie beim Erstellen von Exportdokumenten. Ferner ist die IHK Dienstleister für Unternehmen, indem sie zum Beispiel kostenlos Rechtsauskünfte erteilt sowie kostenlos Jungunternehmer in spe rund um die Existenzgründung berät. Die IHK steht allen Unternehmen – klein oder groß – in jeder Phase ihrer Existenz mit Rat und Tat zur Seite, von der Gründung über die Turnaround-Beratung bis zur Nachfolge. Außerdem vertritt sie das Gesamtinteresse der regionalen Wirtschaft gegenüber der Politik. (red)