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Siebert setzt erstes Ausrufezeichen der Hallensaison

Eine konzentrierte Karolin Siebert vor dem 200m-Start. Foto: nh

Hanau/Melsungen. Nach den Hallenwettkämpfen in Melsungen und Erfurt war am Wochende für die Leichtathleten die Hanauer August-Schärrtner-Halle der nächste Schauplatz. Die leistungsmäßigen Akzente sowie die Glanzpunkte aus heimischer Sicht setzten dabei Karolin Siebert, Tim Hochschorner und Christian Schulz. Aber auch für Michael Hiob, Franziska Ebert, Katharina Wagner, Aaron Werkmeister und Tobias Stang lohnte sich der Ausflug nach Hanau, denn auch sie können sich noch berechtigte Hoffnungen auf einen Start bei den Landeshallenmeisterschaften im Januar machen.

Zu Beginn der Veranstaltung wurden die 200m-Läufe der Männer und der U18 ausgetragen. Weil für die Jugendlichen der U 20 keine Wettbewerbe ausgeschrieben waren, starteten Michael Hiob und Tobias Stang in der Männerklasse mit 35 weiteren Athleten. Tobias Stang, der auf der ungünstigen Bahn zwei starten musste, belegte mit 25,48 Sekunden Rang 27. Im 4. Zeitlauf setzte sich Michael Hiob mit 24,19 Sekunden vor Lokalmatador Marvin Wolossnew (24,38) durch und stand in der abschließenden Rangfolge auf Platz 14. „Für Michael war heute eine Zeit unter 24 Sekunden möglich, aber es haperte ein wenig am Start und auch in der letzten engen Kurve kam er kurz außer Tritt,“ attestierte Alwin J. Wagner dem 19-Jährigen, der dennoch seine Hallenbestzeit, die er im Februar in Dortmund mit 24,25 Sekunden aufgestellt hatte, um 0,06 Sekunden verbessern konnte.

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Auch Tim Hochschorner beeindruckte in seinem zweiten Hallenlauf erneut über 200 Meter. Nur wenige Tage nach seinem 17. Geburtstag lag er im achten von zehn Vorläufen ausgangs der letzten Kurve mit Nick Przeliorz aus Münnerstadt noch auf gleicher Höhe. Erst auf der Zielgeraden musste er den Unterfranken, der eine 100m-Bestzeit von 11,46 Sekunden vorzuweisen hat, ziehen lassen. Mit 23,53 Sekunden belegte das Sprinttalent aus Bayern in dem 36-köpfigen Feld den dritten Platz. Tim Hochschorner verfehlte mit 23,83 Sekunden seine vor zwei Wochen in Erfurt aufgestellte Bestzeit nur um den Wimpernschlag von 0,01 Sekunden und kam am Ende auf Rang sechs. Der Jugendliche aus Gensungen war aber mit seiner Zeit um 0,01 Sekunden schneller als Adrian Schneider von LG Fulda. Der mit 23,32 Sekunden angereiste Sprinter aus der Rhön war überrascht, als er von Tim Hochschorner auf Platz sieben verdrängt wurde.

Karolin Siebert, die in der vergangenen Freiluftsaison zweimal hessische Vizemeisterin über 400m Hürden werden konnte, aber von HLV-Kadertrainer Robert Schieferer (Kronberg) für den Landeskader abgelehnt wurde, weil ein klarer methodischer Ansatz für eine starke Leistungsprogression fehlen würde, setzte in Hanau das erste große Ausrufungszeich in der noch jungen Hallensaison.

Im ersten von vier Zeitläufen über 200 Meter sicherte sich die 18-Jährige hinter der WM-Starterin Lisa Mayer aus Langgöns-Oberkleen den zweiten Platz. Als die Zeiten veröffentlicht wurden, war ihr die Erleichterung anzumerken, denn mit 26,79 Sekunden verbesserte Karolin nicht nur ihre Hallenbestzeit von 28,94 Sekunden um mehr als zwei Sekunden. Sie blieb auch in diesem Rennen fast eine Sekunde unter ihrer Freiluftbestzeit von 27,50 Sekunden. „Diese Zeit hätte ich wirklich nicht erwartet“, sagte sie freudestrahlend und zeigte sich für die nächsten Wettkämpfe zuversichtlich, denn noch nie hatte sie eine Hallensaison so stark begonnen. Alle Achtung! Vor allem blieb sie nur 0,05 Sekunden hinter Marie Fritzler vom ASC Darmstadt, die im Sommer die 200 Meter in 25,77 Sekunden zurück gelegt hatte und zu den schnellsten Läufeinnen der U20 in Hessen gehört.

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Auch Katharina Wagner konnte sich im dritten Zeitlauf gut in Szene setzen und belegte in der Endabrechung Rang fünf. Trotz ihrer 26,96 Sekunden merkte man ihr deutlich den Trainingsrückstand an, denn 50 Meter vor dem Ziel lag sie fast noch gleichauf mit Jessica Hesse (Gelnhausen, 26,40) und Marie Fritzler, aber zum Schluss fehlten ihr Kraft und die erforderliche Kondition.

Grund zum Jubeln hatte auch Franziska Ebert. Nachdem die 14-Jährige aus Röhrenfurth bereits vor zwei Wochen in Erfurt über 800 Meter mit der glänzenden Zeit von 2:32 Minuten überrascht hatte, sollte sie bei ihrem Start in Hanau in der U18 nicht nur Erfahrung sammeln. Sie sollte im Wettkampf auch Auskunft über ihre Sprintausdauer geben, denn mit einer 200m-Zeit unter 29 Sekunden konnte sie sich für die Landes-Schülermeisterschaften über 300 Meter qualifizieren. 30 Jugendliche, die zum Teil über drei Jahre älter waren als Franziska Ebert, stellten sich dem Starter. Aber Franziska, die zu Beginn etwas nervös war, trat äußerlich selbstbewußt auf und enttäuschte nicht. Im Gegenteil, mit einem guten Start und mit ihrem lockeren Laufstil überzeugte sie mit 28,22 Sekunden und Rang vierzehn. Mit dieser schnellen Zeit wird sie nach dem altersbedingten Ausscheiden von Katharina Wagner aus dem MT-Staffel-Quartett der U20, das sich in diesem Jahr souverän die Hessenmeisterschaft sicherte, als erste Anwärterin auf den frei gewordenen Staffelplatz gehandelt.

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Gegen Ende der Veranstaltung wurden die 800m-Läufe ausgetragen. Christian Schulz, der nach seinen 2:10,66 Minuten von Erfurt nicht ganz zufrieden war, demonstrierte in Hanau seine Qualitäten auf der Mittelstrecke. Der 17-Jährige lief von Beginn an ein couragiertes Rennen und legte die erste Runde unter 30 Sekunden zurück. Nach der Hälfte der Strecke zeigte die elektronische Uhr 61,73 Sekunden an. Auch den dritten Teilabschnitt lief der Jugendliche aus Röhrenfurt sehr gleichmäßig und passierte nach 1:34 Minuten die 600m-Zwischenmarke. Da er auf der letzte Runde noch einmal alles gab, gab es für seinen Sieg keinen Zweifel. Nach 2:05,91 Minuten holte er sich mit einem großen Vorsprung den ersten Platz und qualifzierte sich für die Landeshallenmeisterschaften der U20 am 18. Januar in Frankfurt. Aaron Werkmeister hätte für einen Melsunger Doppelsieg sorgen können, aber der Vorjahres-Schüler ließ sich von dem schnellen Anfangstempo zunächst mitreißen. Während er die erste Runde in 31,8 Sekunden anlief und nach der Hälfte der Strecke mit 64,9 Sekunden notiert wurde, war nach 600 Meter sein Energiespeicher fast leer. Aaron, der sich mit einer Zeit unter 2:12 Minuten für die Landeshallenmeisterschaften qualifizieren sollte, hatte am Ende keine Kraft mehr und konnte sowohl Bastian Trost aus Lindenholzhausen(2:11,67) als auch den Zeilsheimer Hendrik Becker (2:12,42) nichts mehr entgegensetzen. Mit 2:12,85 Minuten belegte er aber noch vor Philipp Coen vom TV Limbach (2:13,30) den vierten Platz.

Eine Stunde nach dem 200m-Lauf mutete sich Karolin Siebert nach ihrer beeindruckenden Vorstellung auch noch die 800 Meter zu und überstand dieses harte Programm bestens. „Es war für mich ein guter Trainingstag, denn in Melsungen gibt es keine Laufhalle. Wir die Kaderathleten und die Sportler aus Südhessen in der Halle in Frankfurt-Kalbach oder in Stadtallendorf trainieren können, müssen wir auch bei Nässe oder kalten Temperaturen auf der Bahn im Melsunger Stadion laufen“ sagte die angehende Abiturientin recht kritisch. „Außerdem musste ich heute ich die 800 Meter nicht volle Pulle laufen, denn ich sollte mich an die taktischen Vorgaben meines Trainers halten“, meinte sie am Ende eines erfolgreichen Tages.

Die MT-Teilnehmer, die beim Nikolausportfest in Hanau für gute Leistungen sorgten. Tim Hochschorner, Michael Hiob, Tobias Stang, Aaron Werkmeister, Christian Schulz. Vordere Reihe: Karolin Siebert, Katharina Wagner und Franziska Ebert (v.l.). Foto: nh

Karolin, die auch im kommenden Jahr erneut in der U20 startberechtigt ist, stahl im 800m-Lauf der Frauen vor allem Silke Dittombee die Schau. Die erfolgreiche Läuferin, die beim Pfingstsportfest in Rehlingen die Stadionrunde in glänzenden 55,50 Sekunden zurücklegt hatte, war gegen das Lauftalent aus Melsungen chancenlos. Bereits unmittelbar nach dem Start stürmte Karolin an die Spitze des Feldes und ließ von da an nichts mehr anbrennen. Sie legte die erste Runde in 34 Sekunden zurück, passierte die 400 Meter nach 70 Sekunden und hatte für die 600 Meter, die sie in 1:45 durchlaufen sollte, knapp eine Sekunde Rückstand auf die vorgegebene Zeit. Weder Silke Dittombee als auch Eileen Müller (beide LG Bad Soden/Sulzbach), die mit 2:24,50 Minuten anreiste, konnten während des Rennens zu Karolin Siebert aufschließen, so dass sie quasi im Alleingang als Siegerin nach 2:21,23 Minuten über die Ziellinie lief und damit ihre großartige Form signalisierte. Den zweiten Rang sicherte sich Silke Dittombee (2:23,00) vor Eileen Müller (2:26:61).

Auch Franziska Ebert wollte zum Abschluss der Veranstaltung ihre Ausdauer testen und startete über 800 Meter der weiblichen Jugend B, obwohl nach ihrem starken Vorstellung über 200m-Lauf ihre Beine schon schwer waren. Mit 2:43,57 Minuten verwies sie als Überraschungszweite Paula Schmidt (Eintracht Frankfurt) auf Rang deutlich auf Platz drei. (ajw)