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MT-Leichtathleten überzeugten in Dortmund

Zum letzten Mal in diesem Jahr gingen Michael Hiob, Christian Schulz, Karolin Siebert und Tim Hochschorner an den Start und verabschiedeten sich mit guten Leistungen aus ihrer Altersklasse. Foto: nhDortmund/Melsungen. Beim letzten Hallensportfest im Jahr 2014 überprüften einige Melsunger Leichtathleten, die sich für die Landes-Hallenmeisterschaften im Januar qualifiziert hatten, beim Meeting des TSV Scharnhorst in Dortmund ihren Trainingszustand unter Wettkampfbedingungen. Leider gab es im organisatorischen Ablauf des Veranstalters sehr große Probleme, unter denen die Leistungen der Athleten stark litten. Weil ein Eingabefehler alles durcheinander brachte, wurden die Laufwettbewerbe fast 45 Minuten später veranstaltet. Aber auch der Informationsfluss lief sehr zäh. Manche Läufe mussten sogar wiederholt werden, weil die elektronsiche Zeitmessanlage ausfiel. Da es an diesem Nachmittag für die über 500 Athleten aus 169 Vereinen auch keine Siegerehrungen gab und auch der Aushang der Ergebnisse sehr zu wünschen übrig ließ, war sowohl die Motivation als auch die Stimmung der Aktiven nicht besonders hoch. Anerkannt werden müssen jedoch die Bemühungen der Verantwortlichen von Scharnhorst, dass sie aus diesem Chaos noch das Beste machen wollten.

Sicher wäre nach diesem Hallen-Meeting Überschwang unangebracht. Doch das Niveau dieses internationalen Wettkampfes war gut und gab auch aus Melsunger Sicht zu weiteren Hoffnung Anlass. Zu den starken Eindrücken zählte vor allem der Auftritt von Karolin Siebert sowie das Rennen von Christian Schulz über 800 Meter. Ebenso machten der Viertelmeiler Michael Hiob und der U18-Langsprinter Tim Hochschorner weiter auf sich aufmerksam.

Zuversichtlich fuhr die 18-jährige Karolin Siebert nach Dortmund, um mit zwei Bestleistungen zurückzukehren. Aber die organisatorischen Probleme machten ihr einen Strich durch die Rechnung. Foto: nhKarolin Siebert fuhr mit der Erwartung nach Dortmund, über 200 und 400 Meter Bestzeiten aufzustellen. Aber durch den mangelhaften organisatorischen Ablauf war dieses Unternehmen zum Scheitern verurteilt. Dreimal hatte sie sich aufgewärmt und mit gymnastischen Übungen auf ihren Auftritt vorbereitet. Die Athletinnen waren verärgert, denn es gab fast keine Infos über den Zeitpunkt des 200m-Starts der Frauen. Ohne die erforderliche Spannung war die geplante 200m-Bestzeit unter 26,50 Sekunden für Karolin in weite Ferne gerückt. Dennoch konnte die 18-Jährige überzeugen und setzte sich mit 26,97 Sekunden klar vor Melanie Niesner (SG Tackenberg, 28,22) und der Holländerin Nathalie de Vries durch. Immerhin war Niesner mit einer Bestzeit von 26,66 Sekunden angereist. In der Endabrechung belegte Karolin Siebert bei den Frauen mit ihrer Zeit von 26,97 Sekunden Rang fünf.

Zehn Athletinnen hatten für den 400m-Lauf der Frauen mit einer Zeit unter 61 Sekunden gemeldet. Die MT-Spezialistin über 400m Hürden wurde in den dritten Zeitlauf gelost und traf dabei auf Alexandra Lins. Die Jugendliche vom ART Düsseldorf kam mit einer Bestzeit von 58,27 Sekunden in die Halle und war somit die klare Favoritin. Karolin hatte sich vorgenommen, trotz ihres 200m-Laufes so dicht wie möglich an die 59 Sekunden heranzulaufen. Aber durch die Zeitverzögerungen war eine gute Vorbereitung unmöglich. Nachdem es hieß, der 400m-Lauf wird um weitere fünfzehn Minuten verschoben, mussten die Frauen bereits fünf Minuten später diese Strecke laufen. Ein Protest wurde abgelehnt.

Kurz vor Ende der ersten Runde lag Alexandra Lins aus Düsseldorf noch vor Karolin Siebert, aber am Ende hatte die Jugendliche aus Melsungen über eine Sekunde Vorsprung. Foto: nhNachdem Lins und Siebert für die erste Runde knapp unter 30 Sekunden gestoppt wurden, ließ die 18-Jährige aus Melsungen eingangs der zweiten Runden ihr Können aufblitzen. Man konnte aus ihrem Gesicht herauslesen: Ich bin im Bild und passe auf. Und was man nicht erwarten konnte, trat wenige Sekunden später ein. Alexandra Lins, die mit 2:16 Minuten in der DLV-Bestenliste über 800 Meter steht, musste ihren verbissenen Widerstand nach 300 Metern aufgeben und Karolin ziehen lassen. Obwohl sie mit 60,04 Sekunden ihre Bestzeit verfehlte, kann man ihr mit diesem Ergebnis ein gutes Zeugnis ausstellen. Ihr erhobener Arm auf der Ziellinie sollte auch dokumentieren: Ich bin da, mich kann niemand so einfach abschreiben und zur Seite stellen. Karolin Siebert hatte bereits die 200 Meter in den Beinen und dennoch der 58,27 Sekunden-Läuferin aus Düsseldorf 1,22 Sekunden ab. Wer hätte das gedacht?

Dem 17-jährigen Tim Hochschorner merkte man an, dass ihm einige Trainingseinheiten in den letzten Wochen fehlen. Auch er wurde ein Opfer des nach hinten verschobenen Zeitplans. Er sollte die 200 Meter zum ersten Mal unter 23,80 Sekunden laufen. Und als die elektronische Uhr im siebten Zeitlauf für ihn bei 24,07 Sekunden stehen blieb, hatte er mit einer leichten Enttäuschung zu kämpfen. Tim Hochschorner belegte in der Männerklasse Rang zwölf. In der U18 hätte er den zweiten Platz belegt. „Tim kann auf jeden Fall mehr, als er in Dortmund zeigen konnte, war sich Alwin J. Wagner sicher.

In einem tollen Brust-an-Brust-Kampf sicherte sich Michael Hiob vor dem Favoriten Timo Richterich (ganz rechts) den zweiten Platz. Foto: nhIm nachfolgenden 200m-Lauf der Männer hatte der 19-jährige Michael Hiob in den beiden engen Kurven erneut Schwierigkeiten und kam sichtbar aus dem Tritt. Aber es war gut anzusehen, wie er nach der letzten Kurve wie aufgedreht dem Ziel entgegenstrebte. Mit 24,08 Sekunden verbesserte er seine Bestzeit von Hanau um 0,11 Sekunden und blieb nur einen Wimpernschlag hinter seinem Trainingspartner zurück. „Ich wollte in Dortmund das erste Mal unter 24 Sekunden laufen, aber die vielen Verzögerungen am Start brachten mein ganzes Aufwärmprogramm durcheinander“, sagte er kritisch und enttäuscht in Richtung des Wettkampfleiters Watzke, der sich dafür nur entschuldigen konnte.

Eine Stunde später unterzog sich Hiob einen weiteren anstrengenden Sprintausdauertest und startete über 400 Meter. Mit den beiden Gladbecker Timo Richterich (51,23) und Johanthan Pens (51,34) hatte er zumindest auf dem Papier keine Chance. Aber nach der Hälfte der Strecke lag der Melsunger nur knapp hinter dem Gladbecker Duo. Ausgangs der letzten Kurve setzte der spannende Dreikampf den Ruhepuls der Zuschauer mächtig in Bewegung. Während die beiden Kontrahenten etwas langsamer wurden, konnte Michael trotz der schweren Beine nach dem 200m-Lauf sein Tempo halten, so dass der Zieleinlauf in einem tollen Brust-an-Brust-Kampf mündete. Am Ende hatte Jonathan Pens mit 53,09 Sekunden die Nase vorn. Auf Platz zwei behauptete sich Michael Hiob mit 53,14 Sekunden vor dem Favoriten Timo Richterich, der mit 53,17 Sekunden fast zwei Sekunden über seiner Bestzeit blieb. „Ich kann es kaum glauben, dass ich mit den 51-Sekunden-Läufern mithalten konnte,“ sagte Michael, nachdem er sich wieder erholt hatte.

Im 800m-Lauf der U18 startete Christian Schulz (MT Melsungen) mit weiteren 19 Läufern. In diesem hochkarätigen Feld, in dem acht Athleten mit einer Zeit unter 2:06 Minuten gemeldet waren, sollte der Jugendliche aus Röhrenfurth die ersten beiden Runden zwischen 60 und 61 Sekunden laufen. Mit Samuel Eizenhöfer (LC Eschenburg), der im Juli 2014 die beiden Stadionrunden in 1:58 Minuten zurückgelegt hatte und Justin Lukas (Eintracht Hamm), der die 1000 Meter in Bergisch Gladbach in 2:37 Minuten gelaufen war, standen die beiden Top-Favoriten schon fest. Aber auch David Valentin (LG Olympia Dortmund) mit einer 1000m-Bestzeit von 2:40,85 sowie die 2000m-Spezialisten Marcel Holz (Paderborn, 6:23,7 Min. und Sebastian Niehues (Lüdinghausen, 6:26,91) hatten eine gute Visitenkarte und damit berechtigte Aussichten auf Rang drei. Ein weiterer Anwärter auf eine vordere Platzierung war Robin Beyer, das Mittelstrecken-Talent von der LG Troisdorf, denn der 15-Jährige war mit 2:04,50 Minuten gemeldet.

Dieses Rennen machte Spaß, weil man das Gefühl hatte, das nicht um Platzierungen gefeilscht, sondern nur die Leistung gesucht wurde. Unmittelbar nach dem Startschuss übernahm Justin Lukas die Führung, aber Christian Schulz ging das Tempo mit und legte die erste Runde in 30 Sekunden zurück. Wenn man einmal auf Erfolgskurs ist, dann gelingt auch noch mehr, denn auch in der zweiten von vier Runden machte der Geschwister-Scholl-Schüler eine sehr gute Figur. Samuel Eizenhöfer, der die 400 Meter unter 53 Sekunden laufen kann, zeigte Respekt. Als Christian Schulz nach 61 Sekunden locker in die dritte Runde lief, staunte man nicht schlecht, denn niemand hatte den Melsunger auf der Rechnung. Auch im dritten Abschnitt verblüffte er und lief nach 1:32 Minuten immer noch auf Position zwei in die letzte Runde. Justin Lukas lief offensiv an der Spitze, löste sich souverän von seinen Verfolgern und siegte nach 2:01,08 Minuten. Christian Schulz hatte am Ende nicht mehr genügende Reserven, um sich des Angriffs von Samuel Einzenhofer (2:03,08 Min.) zu wehren. Aber nachdem er sich auf den letzten 200 Metern völlig verausgabt hatte, sicherte er sich mit der Bestzeit von 2:05,68 Minuten den dritten Rang und lag in der Endabrechung vor den höher eingeschätzen Jan-Erik Wagemann aus Paderborn (2:06,60), David Valentin (2:06,82), Sebastian Niehues (2:07,60) und Marcel Holz (2:07,90). (ajw)