- SEK-News – Online-Zeitung für den Schwalm-Eder-Kreis - https://www.seknews.de -

Trauer um langjährigen Hephata-Direktor

300 Gäste erwiesen Karl Biskamp in der Hephata-Kirche die letzte Ehre

karl-biskamp150112aSchwalmstadt-Treysa. Mehr als ein Vierteljahrhundert lang hat er die Geschicke Hephatas geleitet und auch gut 20 Jahre nach seiner Pensionierung ist der Name von Karl Biskamp noch eng mit der Hephata Diakonie verbunden. Am 4. Januar ist der ehemalige Direktor im Alter von 86 Jahren gestorben. Rund 300 Gäste – Familie, Freunde, Weggefährten und Kollegen – waren zu Trauerfeier und Beerdigung auf den Friedhof Hephatas in Schwalmstadt-Treysa gekommen.

„Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ Kirchenrat Karl Biskamp selbst hatte sich diese Worte des Apostels Paulus für seine Trauerfeier ausgesucht. Sie hätten für ihn bedeutet, ein Leben lang mit Christus verbunden zu sein, sagte Lutz Richter, Pfarrer der Hephata-Klinik in Schwalmstadt. Karl Biskamp wurde am 7. Februar 1928 in Lingelbach als siebtes von acht Kindern einer Pfarrerfamilie geboren. Seine erste Begegnung mit Hephata hatte er 1947 während eines Praktikums als Brüderhelfer im Haus Nazareth. Sein anschließendes Theologiestudium absolvierte Biskamp in Marburg und Heidelberg, an das sich 1951 anstelle eines Vikariats gleich eine Pfarrtätigkeit in der Marburger Stipendiatenanstalt anschloss.

Mit 25 Jahren wurde Biskamp 1953 Gemeinde- und Jugendpfarrer und zugleich jüngster Pfarrer in Kassel, bevor er 1958 der Berufung als Brüderpfarrer nach Hephata folgte. Karl Biskamp blieb der diakonischen Einrichtung 35 Jahre lang treu, bis zu seiner Pensionierung. „Er hat dort seine berufliche Lebensaufgabe und Heimat“ gefunden, sagte Lutz Richter.  Die ersten zehn Jahre arbeitete Karl Biskamp als Brüderpfarrer in der Diakonenausbildung Hephatas. Ab 1968 war er zugleich Brüderhausvorsteher und Leiter Hephatas. Dabei sei er offen für Veränderungen und Neuerungen gewesen, so Richter: „Statt bloßer Unterbringung von Menschen mit Behinderungen setzte er für diese die Gestaltung von Lebensräumen und die Teilhabe am Leben konzeptionell um. Statt einem eher autoritären Leitungsstil lag ihm ein kollegiales Miteinander am Herzen, unter Einbeziehung der Mitsprache und Verantwortung aller.“ Zudem war Biskamp unter anderem Mitglied im Verwaltungsrat des Diakonischen Werkes von Kurhessen-Waldeck und Mitglied der Diakonischen Konferenz der Evangelischen Kirche Deutschland. 1978 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

karl-biskamp150112bHephata-Direktor und Vorsteher der Diakonischen Gemeinschaft Hephata, Pfarrer Maik Dietrich-Gibhardt, würdigte Biskamp als Mensch und Amtsträger in den verschiedenen Funktionen. Dietrich-Gibhardt sagte: Als Direktor habe Karl Biskamp Hephata „mit unermüdlichem Fleiß und Weitblick im wahrsten Sinne des Wortes diakonisch geleitet“. Die Diakonische Gemeinschaft Hephata trauere um den früheren Brüderpfarrer und ihren langjährigen Vorsteher, der Generationen von Diakoninnen und Diakonen theologisch, dienstlich und menschlich ausgebildet, geprägt und begleitet habe. Die Hephata-Gemeinde trauere um einen prägnanten Prediger des Evangeliums und um einen zugewandten Seelsorger. „All dies und vieles mehr hat er mit Herz und Verstand betrieben. Hephata verneigt sich heute vor einer großen diakonischen Lebensleistung und vor dem Christenmenschen Karl Biskamp“, so Dietrich-Gibhardt.

Diese beiden Dimensionen sprach auch Oberlandeskirchenrat Horst Rühl, Theologischer Vorstand der Diakonie Hessen, an: „Obwohl Kirchenrat Karl Biskamp schon über 20 Jahre im Ruhestand war, ist die Entwicklung dieser großen diakonischen Einrichtung immer noch mit seinem Namen verbunden.“ Sein Engagement habe aber auch in die Bundesdiakonie, die hessische Diakonie und in die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck gewirkt. Oberlandeskirchenrat Rühl bezeichnete Biskamp als Brückenbauer zwischen Kirche und Diakonie und zugleich zwischen Evangelium und Welt. Dies sei unter anderem mit der Auszeichnung Kirchenrat durch Bischof Dr. Hans-Gernot Jung 1980 gewürdigt geworden.

Auch Lutz Richter ging zum Ende seiner Predigt auf das verbindende Wirken Biskamps in Diakonie und Kirche ein: Karl Biskamp hinterlasse ein „sehr lebendiges diakonisches Leitbild, gewissermaßen als Vermächtnis. Eher still und unaufdringlich, aber überzeugend und herausfordernd hat er uns, die wir ins Diakonie, Kirche und Gesellschaft tätig sind, beispielhaft gezeigt, welche Gestaltungspotenziale unser Glauben – eben das in Christus sein, bietet“. Biskamp habe für Werte wie die Liebe zu Gott und den Menschen, Friedensliebe und Toleranz gestanden. Dafür habe er sich unter anderem nach seiner Pensionierung  beim Arbeitskreis Toleranz und Menschenwürde in Schwalmstadt eingesetzt. In den letzten zehn Jahren hätten ihm jedoch ernsthafte Erkrankungen immer mehr zu schaffen gemacht. Der runde Geburtstag seiner Ehefrau Erika, mit der Karl Biskamp 58 Jahre verheiratet gewesen ist, und das Weihnachtsfest waren die letzten Feierlichkeiten, die Biskamp im Kreise seiner Familie, zu der acht Kinder und 21 Enkelkinder gehören, erlebte. Für sie und alle anderen Trauergäste leitete Richter aus den Paulus-Worten den Trost ab: „Mit dem Tod ist nicht alles aus. Der Verstorbene bleibt in Christus; wir dürfen ihn bei Gotte geborgen wissen.“ (me)