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Karolin Siebert mit sensationellem Erfolg in Hanau

Siegerehrung für den 400m-Lauf der Frauen:  von  links:  die Überraschungsdritte Karolin Siebert,  Jessica Hesse und die Siegerin Christiane Klopsch. Foto: nhHanau/Melsungen. Bei den hessischen Hallenmeisterschaften der Männer und Frauen, die in der August-Schärttner-Halle in Hanau ausgetragen wurden, erwies sich die Skepsis wegen des frühen Termins als unbegründet. Hessens beste Leichtathleten waren fast alle am Start und ermittelten ihre Hallenmeister. Von der MT 1861 Melsungen wurden Karolin Siebert und der Vorjahrs-Jugendliche Michael Hiob ohne hochgespannte Illusionen für den 400 Meter gemeldet. Während die 18-Jährige Motivation für die in einer Woche stattfindenden Jugendmeisterschaften tanken sollte, wurde Michael Hiob in das 400m-Rennen der Männer geschickt, um Erfahrungen zu sammeln, weil Meisterschaftsrennen ihre ganz eigenen Regeln und Besonderheiten besitzen.

Die jugendliche Karolin Siebert hatte in der Hallensaison bis zu diesem Meisterschaftslauf in Hanau zwei 400m-Rennen absolviert und lief mit 59,82 (Paderborn) und 59,56 (Dortmund) zweimal persönliche Bestzeit, womit sie auf Rang sechs der Meldezeiten lag. Hanau sollte die Generalprobe für die Landes-Jugend-Hallenmeisterschaften werden, die nächstes Wochenende in Frankfurt stattfinden. Dort war für sie zum ersten Mal eine Zeit unter 59 Sekunden geplant.

Die Meldeliste wurde von Christiane Klopsch aus Friedberg mit 52,99 Sekunden angeführt. Die beste 400m-Hürdenläuferin Deutschlands im Jahr 2014 war somit konkurrenzlos. Auch der zweite Platz schien vergeben zu sein, denn Silke Dittombee von der LG Bad Soden-Sulzbach war mit 55,50 gemeldet – vier Sekunden besser als Karolin Siebert. Cathrin Wicke aus Bad Schwalbach, die hessische Jugendmeisterin über 400m-Hürden (58,29 Sek.) und Jessica Hesse aus Gelnhausen, die Landesmeisterin der U20, mit einer Bestzeit von 58,65 Sekunden, lagen mit ihren Meldezeiten ebenfalls weit vor Karolin und sollten um die Bronzemedaille laufen. Nachdem Cathrin Wicke auf den Start verzichtete, um sich ganz auf die Jugendmeisterschaften zu konzentrieren, durfte Karolin in den schnelleren Lauf nachrücken.

Konzentration vor dem Startschuss: Karolin Siebert. Foto: nhIm ersten Zeitendlauf hatte sich überraschend Marie Koller vom Königsteiner LV in 63,94 Sekunden vor Susanne Paprotta von der SG Johannesberg (64,09 Sek.) durchgesetzt. Beide Läuferinnen, die im Vorjahr mit Zeiten unter 62 Sekunden aufwarteten, enttäuschten und blieben über zwei Sekunden hinter ihrer Bestzeit zurück.

Natürlich war im zweiten Zeitendlauf Klopsch eine Klasse für sich. Aber auch Dittombee und Hesse suchten unmittelbar nach dem Startschuss ihr Heil in der Flucht. Weil sich nach der Hälfte der Strecke die deutsche Meisterin über 400m-Hürden klar abgesetzt hatte, blieb für die beiden Verfolgerinnen nur noch der Kampf um Silber und Bronze übrig. Karolin Siebert, die die erste Runde in 27,70 Sekunden anlief, schien in dieses hart geführte Duell der beiden Klopsch-Verfolgerinnen nicht mehr eingreifen zu können. Aber in der zweiten Runde verlor sie nicht mehr an Boden und lief immer weiter an die beiden heran. Während Klopsch bei ihrem Aufgalopp in die Hallensaison nach 54,61 Sekunden als Siegerin feststand, wurde 50 Meter vor dem Ziel deutlich, in welch großartiger Form sich Karolin Siebert zurzeit befindet. Völlig ausgepumpt sicherte sich Jessica Hesse mit der persönlichen Bestzeit von 58,10 die Silbermedaille. Karolin hatte am Ende noch genügend Kraftreserven, um mit einem fluminanten Speed die viel höher einschätzte Silke Dittombee zu attackieren. Auf den letzten Metern zog die 18-Jährige sogar an ihr vorbei und verwies Hessens zweitschnellste 400m-Läuferin damit auf Rang vier. Mit 58,64 Sekunden blieb die Melsunger Abiturientin fast eine Sekunde unter ihrer bisherigen Bestzeit und sicherte sich überraschend den dritten Platz. Somit wurde mit diesem 400m-Finale, in dem Christiane Klopsch in einer anderen Liga lief, den Zuschauern durch die glänzenden Leistungen von Jessica Hesse und der ein Jahr jüngeren Karolin Siebert ein Gericht mit viel Pfeffer und Salz serviert, das auf der Tribüne gut ankam und den Beifall herausforderte.

Als das offizielle Ergebnis bekannt gegeben wurde, stellte man fest, dass Karolin die Norm für die deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften in Neubrandenburg nur um den Wimpernschlag von 0,04 Sekunden verfehlt hatte. „Bei den Landes-Jugend-Titelkämpfen werde ich versuchen, mich für Neubrandenburg zu qualifizieren“, sagte die sehr optimistisch wirkende Karolin, die neben den zwei Hallenrunden auch über 800 Meter sowie im 60m-Hürdenlauf an den Start gehen wird.

In der Frankfurter Halle wird man am kommenden Wochenende sehen, wie hell der Stern von Karolin Siebert strahlen wird. Wird sie selbst für die HLV-Kaderathletinnen Judith Entzeroth (MTV Kronberg) und Maily Kraus (TV Treburg) eine Gefahr sein können? Unabhängig von diesen beiden gehören vor allem Cathrin Wicke aus Bad Schwalbach mit 58,29 Sekunden und die schnelle Marie Fritzler vom ASC Darmstadt, die in Lage die 400 Meter in 59,07 Sekunden zurücklegte, zu den ernsthaften Meisterschaftsanwärterinnen.

Auch das Auftreten von Michael Hiob machte Freude, denn der Vorjahresjugendliche lief mit 52,52 Sekunden persönliche Bestzeit und belegte Rang acht bei den Männern. Foto: nhAuch das Auftreten von Michael Hiob in der August-Schärttner-Halle machte Freude. Der 19-Jährige reiste mit seiner Bestzeit von 52,66 Sekunden nach Hanau und belegte in der Meldeliste Rang zwölf. Aus dem Schwalm-Eder-Kreis waren noch Daniel Malychin aus Schwalmstadt mit einer Bestzeit von 51,08 und Yannick Hoos aus Borken (51,42 Sek.) am Start. Während Hoss über sich hinauswuchs und mit 50,15 Sekunden als Vierter sein bisher schnellstes 400m-Rennen lief, enttäuschte Malychin mit 52,66 Sekunden. Der Melsunger Viertelmeiler, der drei Wochen vorher in Paderborn schon vorzüglich in Schwung war und mit 52,66 Sekunden aufhorchen ließ, zeigte auch in Hanau am Ende der zwei Runden kaum Ermüdungserscheinungen, denn er ließ im Tempo kaum sichtbar nach. Der 19-jährige Melsunger Geschwister-Scholl-Schüler war wieder einmal auf die Minute top-fit und drückte seinen Hausrekord in diesem Meisterschaftslauf auf 52,52 Sekunden. Mit dieser Bestzeit sicherte er sich den achten Platz und verdrängte den Schwalmstädter Malychin, der in seinem Rennen über 1,5 Sekunden über seiner Meldezeit blieb, auf Rang neun. (ajw)