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Freud und Leid bei HLV-Jugendhallenmeisterschaften

ajw150119aFrankfurt/Melsungen. Am ersten Tag der Hessischen Jugendhallenmeisterschaften der Altersklassen U20 und U16, die am Wochenende in Frankfurt-Kalbach ausgetragen wurden, gab es für die beiden Melsunger Athleten Lorenz Funck und Karolin Siebert Freud und Leid, ja sogar Tränen vor Enttäuschung. Lorenz Funck hatte sich für den 3000m-Lauf der U20 eine Zeit um 9:45 Minuten vorgenommen. Der 17-Jährige, der im September letzten Jahres mit 9:55 Minuten zum ersten Mal unter zehn Minuten lief, sollte deshalb in Leichtathletikhalle in Frankfurt-Kalbach jeden der fünfzehn 200m-Teilabschnitte in 39 Sekunden zurücklegen. Das Langstrecken-Ass der MT Melsungen strebt für dieses Jahr eine 10 000m-Zeit unter 36 Minuten an. Lorenz imponierte, weil er die vorgegebene Taktik wie ein Uhrwerk einhielt und die ersten zehn Runden sein eigenes Rennen lief.

An der 1000m-Marke wurde er mit 3:15 Minuten notiert. Die zehn Runden hatte er in 6:30 Minuten zurück gelegt. Sicherlich wäre Lorenz Funck unter 9:45 Minuten geblieben, wenn er nicht wegen der trockenen Luft Schwierigkeiten auf den letzten beiden Runden bekommen hätte. Dennoch sprang mit 9:47,62 Minuten für den ehrgeizigen Läufer aus Obermelsungen eine neue Bestzeit heraus. Mit dieser starken Leistung verdrängte er auch den HLV-Kader-Athleten Lorenz Rau aus Fulda, der im Vorjahr die 3000 Meter in 9:40 Minuten zurückgelegt hatte und in Frankfurt nach 9:51,37 Minuten das Ziel erreichte, auf Rang zehn.

ajw150119bAuch Karolin Siebert hatte sich für den ersten Tag der hessischen Hallenmeisterschaften etwas vorgenommen. Sie wollte im 400m-Lauf der U20 die Norm von 58,60 Sekunden für die deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften in Neubrandenburg unterbieten. Nach ihren Trainingszeiten war sie sogar in der Lage, die beiden Hallenrunden unter 58 Sekunden zurückzulegen und bei der Meisterschaftsvergabe ein ernstes Wörtchen mitzureden. Bereits im Vorfeld des 400m-Finales wurde viel spekuliert. Bei einigen wurden die Medaillen für die HLV-Kader-Athleteinnen bereits im Geiste verteilt. Spekulationen hin oder her, es war fast wie immer: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Hinterher ist man stets schlauer.

Nachdem ein Großteil der hessischen Viertelmeilerinnen wegen Abwesenheit glänzte, sollte der Dreikampf zwischen Cathrin Wicke (TV Bad Schwalbach), Maily Kraus (TV Neu-Isenburg) und Karolin Siebert im Mittelpunkt dieses Wettbewerbs stehen. Immerhin hatten die beiden Jugendlichen aus Südhessen im Vorjahr die 400 Meter unter 59 Sekunden zurückgelegt und gehörten dem HLV-D1-Kader an.

ajw150119cMaily Kraus wurde auf Bahn zwei gesetzt, vor ihr lief Cathrin Wicke und ganz außen, auf Bahn vier, startete Karolin Siebert, die gut aus den Blöcken kam und ein Höllentempo vorlegte. Cathrin Wicke, sprintstark, hielt dagegen und als die Läuferinnen nach 170 Metern auf die Innenbahn wechseln durften, lagen die beiden Favoritinnen fast gleichauf. Nach hervorragenden 27,30 Sekunden lief dieses Duo in die zweite Runde und es sah zunächst nicht aus, als ob diese beiden Mädchen langsamer wurden. Als Karolin Siebert ausgangs der letzten Kurve zum Überholen ansetzen wollte, berührten sich die beiden Läuferinnen. Während Karolin ins Straucheln geriet und nach rechts abgetrieben wurde, sich aber noch abfangen konnte, lief Cathrin Wicke nach links in das Halleninnere und kam dabei aus dem Laufrhythmus. Anschließend gab sie das Rennen auf. Als Karolin Siebert als Erste über die Ziellinie lief, hatte sie die vorgelegte Zeit aus dem ersten Lauf klar unterboten. Aber ein Bahnrichter zeigte ihr die gelbe Karte zum Zeichen der Verwarnung. Anschließend machte er ihr deutlich, dass sie gegen die Regel 163,2 der IWR verstoßen hätte. Dort kommt zum Ausdruck, dass der Schiedsrichter einen Läufer, der einen anderen während eines Laufes vorsätzlich rempelt und ihn dadurch am Fortkommen hindert, disqualifizieren muss. Ein Protest wäre aus Melsunger Sicht aussichtslos gewesen, weil der MT-Betreuer keinen Beweis dagegen vorlegen konnte. Später legte ein Zuschauer einen Videofilm vor, den er von diesem Lauf gedreht hatte und der keineswegs ein Stoßen von Karolin Siebert zeigte. Schade, aber mit dieser Entscheidung des Schiedsrichter „Bahn“ zerplatzte für die angehende Abiturientin die Erfüllung der Norm für die Jugend-Hallenmeisterschaften wie eine Seifenblase. (ajw)