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Karolin Siebert überraschte bei süddeutschen Hallenmeisterschaften

ajw150210aKarlsruhe/Melsungen. Nachdem die Messehalle 2 in Karlsruhe für 1,2 Millionen Euro in eine Leichtathletik-Arena mit sechs Rundbahnen und weiteren Leichtathletik-Anlagen verwandelt wurde, fand für eine ganze Reihe von Athleten bei den Titelkämpfen für die süddeutschen Landesverbände ein letzter Test vor den deutschen Hallenmeisterschaften an selber Stelle am 21. und 22. Februar statt. Karolin Siebert (MT 1861 Melsungen) hatte sich mit weiteren neunzehn 400m-Läuferinnen für diese Titelkämpfe qualifziert. Obwohl sie mit ihrer Bestzeit von 58,64 Sekunden den 15. Platz in der Meldeliste belegte, strebte die 18-Jährige die Teilnahme am B-Endlauf an. Da nicht alle gemeldeten Läuferinnen am Start waren, wurden nur zwei Vorläufe ausgetragen, von denen die beiden Siegerinnen und die weiteren drei Zeitschnellsten das Finale am nächsten Tag erreichen sollten.

Bereits im ersten Vorlauf kam es zu einer Neuauflage, um Hessens schnellste Jugendliche über 400 Meter in der Halle zu ermitteln. Bei den Landesmeisterschaften in Frankfurt gab es ausgangs der letzten Kurve eine Rempelei zwischen Cathrin Wicke aus Bad Schwalbach und Karolin Siebert, die eine Disqualifikation für die Melsunger Laufhoffnung zur Folge hatte. Bei dem erneuten Aufeinandertreffen bekam Karolin Siebert, die im Vorjahr mit 59,73 Sekunden nur einmal unter 60 Sekunden blieb, für die schwächste Meldezeit der fünf Starterinnen die ungünstige Bahn zwei zugeteilt. Da Cathrin Wicke unmittelbar vor ihr startete, versprach man sich im Melsunger Lager viel von diesem Vorlauf, zumal die HLV-Kaderathletin in Topform sein musste, weil sie im Gegensatz zu Karolin nächstes Wochenende für die deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften in Neubrandenburg gemeldet hatte. Alwin J. Wagner gab seinem Schützling den Rat, nach der erste Runde, die in Bahnen gelaufen wurde, hinter der Kaderathletin einzuordnen und, wie auch in Frankfurt geplant war, auf den letzten 30 Metern an ihr vorbei zu laufen. Die 18-jährige Melsunger Abiturientin hatte sich in diesem Winter läuferisch viel stärker präsentiert und kann die 200 Meter unter 26 Sekunden zurücklegen. Somit war die Rollenverteilung wie bei den Landestitelkämpfen in Frankfurt. Wicke, die über 200 Meter im Vorjahr 25,88 Sekunden lief und damit fast zwei Sekunden schneller war und über 400 Meter mit 58,29 in den Bestenlisten stand, war die Gejagte und Karolin Siebert war die Jägerin.

ajw150210bDieser Vorlauf wurde durch Judith Stadelbacher von der LG Offenburg, Gina Daubenfeld (Schorndorf) und Julia Bakker von der LG Breisgau komplettiert. Diese drei Athletinnen hatten im Vorjahr Zeiten von 55,94, 57,71 und 57,78 Sekunden erzielt und waren sowohl für Siebert als auch für Wicke außer Reichweite.

Leider hielt dieser Vorlauf nicht das, was man sich vorher versprochen hatte. Stadelbacher, die Siebte der deutschen Meisterschaften von Ulm über 400m-Hürden, setzte sich erwartungsgemäß mit 57,73 Sekunden durch und verwies Daubenfeld (58,03 Sek.) auf Rang zwei. Die Nächstplatzierten liefen schon Zeiten über 59 Sekunden. Karolin hielt sich strikt an die taktischen Anweisung ihres Trainers und als es in die entscheidende Phase des Rennens ging, spielte sie ihre größeren Kraftreserven aus. Sie schaltete einen Gang höher und lief an Cathrin Wicke vorbei. Dieses Mal gab es keinen Körperkontakt zwischen den beiden, denn Karolin Siebert wich bei ihrem Überholvorgang auf Bahn drei aus. Am Ende war die Überraschung war groß, denn auf den letzten Metern lief das Melsunger Aushängeschild auch noch an der mit 57,78 Sekunden gemeldeten Julia Bakker vorbei und sicherte sich den unerwarteten vierten Platz. Als sie die Zeit von 59,23 Sekunden erfuhr, war Karolin enttäuscht, denn sie hatte eine bessere Endzeit erwartet. Nach dieser Platzierung war sogar noch die Teilnahme am A-Finale der Frauen möglich. So wartete man gespannt auf das Ergebnis des zweiten Vorlaufs. In diesem startete mit Christiane Klopsch von der LG Friedberg-Fauerbach, die Top-Favoritin, denn die deutsche 400m-Hürdenmeisterin von 2014 hatte eine Bestzeit von 52,99 Sekunden. Auch Miriam Hehl vom LAZ Salamander Kornwestheim-Ludwigsburg, die bei den Landeshallenmeisterschaften mit 57,16 gestoppt wurde, lief in einer anderen Liga. Aber auch Anna Schmidt von der LG Staufen, die mit 58,39 Sekunden gemeldet war, musste man auf der Liste haben. Ein Fragezeichen stand hinter der 18-jährige Marie Fritzler vom ASC Darmstadt. Die vierte hessische Athletin in diesem Wettbewerb lief im Vorjahr 59,07 Sekunden und wusste vor allem über 200 Meter mit 25,77 Sekunden zu gefallen.

ajw150210cChristiane Klopsch siegte souverän in 54,22 vor Miriam Hehl (56,32), aber Anna Schmidt blieb mit 59,33 Sekunden hinter den Erwartungen zurück. Genauso enttäuschend war die Zeit von Marie Fritzler, die mit 63,03 sogar noch hinter Mareile Betz (TSV Riederich, 60,86 Sek.) blieb. Damit stand fest: Karolin Siebert, die nach Karlsruhe fuhr, um eventuell das B-Finale zu erreichen, stand am Sonntagmittag als einzige Jugendliche im A-Finale der schnellsten Frauen Süddeutschlands über 400 Meter.

Da Gina Daubenfeld auf den Endlauf verzichtete, gingen nur vier Läuferinnen an den Start. Karolin Siebert, die mit großem Respekt in dieses 400m-Finale ging, hatte erwartungsgemäß mit Bahn zwei die ungünstigste Bahn bekommen. Natürlich erwies sich Christiane Klopsch als die überlegene Beherrscherin auf diesen beiden Runden und lag bereits nach der ersten Kurve klar in Front. Mit langen Schritten stürmte sie durch die zweite Kurve und erhielt vom sachverständigen Publikum eingangs in die letzte Runde Sonderbeifall. Auf Position zwei lief Miriam Hehl ein ungefährdetes Rennen. Judith Stadelbacher, die im Vorjahr als Süddeutsche U-23-Meisterin über 400m-Hürden mit 61,30 Sekunden noch über vier Sekunden schneller war als Karolin Siebert, lief die erste Runde sehr schnell an, so dass Karolin Siebert nach wenigen Metern das Aussichtlose ihrer Bemühungen einsah und die Konkurrenz ziehen lassen musste. Leider verschätzte sie sich bei diesem Sololauf am Ende ein wenig, so dass sie erst nach über 29 Sekunden in die zweite Runde lief. Aber die hatte es dann in sich. Fünfzig Meter vor dem Ziel schien es, als würde sie wie ein Phönix aus der Asche noch an Judith Stadelbacher heranlaufen können. Aber die Siebte der deutschen Meisterschaften von Ulm über 400m Hürden der Frauen war zum einen schon zu weit enteilt, zum andern hatte sie noch ausreichend Reserven und lief als Dritte in 57,47 Sekunden über die Ziellinie. Karolin stand ihre hervoragende Schlussrunde glänzend durch und streifte erneut ihre Bestzeit von den Landesmeisterschaften der Frauen, wo sie mit 58,64 Sekunden das erste Mal in diesem Winter überrascht hatte. Mit 58,69 bestätigte sie ihre derzeit gute Form und blieb nur um 0,09 Sekunden unter ihrer vier Wochen alten Bestzeit. Ihre Leistungsskala reicht in diesem Winter vom 60m-Sprint, den sie knapp über acht Sekunden bewältigte bis zu den 800 Metern, wo sie bei den Landeshallenmeisterschaften als Jugend-meisterin nach 2:18 Minuten geehrt wurde. Ihr nächster Start wird bei den hessischen Crosslaufmeisterschaften in Oberkleen sein, wo sie über 3200 Meter an den Start gehen wird, um ihr Team zu verstärken. Anschließend stehen die schriftliche Abiturprüfungen auf dem Terminplan. (ajw)