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MT – THW 32:41 – Roth: War wie eine Lehrstunde für uns

Philipp Müller. Foto: Heinz Hartung Kassel/Melsungen. Nur knappe 20 Minuten konnte die MT Melsungen ihre Partie gegen den Rekordmeister THW Kiel offen und ausgeglichen gestalten. Dann setzte sich die bessere Physis der Norddeutschen durch. Mit 32:41 (15:23) kassierten die Rot-Weißen eine auch in dieser Höhe verdiente Niederlage vor 4.300 Zuschauern in der restlos ausverkauften Kasseler Rothenbach-Halle. Verantwortlich dafür war eine vor allem in der ersten Hälfte nicht gut funktionierende Abwehr, die erst Mikael Appelgren, dann Per Sandström zu oft im Stich ließ und den Kielern zu viele Freiräume zugestand. Erfolgreichste Torschützen für die MT waren Philipp Müller und Marino Maric mit jeweils sieben Treffern, für Kiel traf Domagoj Duvnjak acht Mal aus dem Feld, Joan Canellas verwandelte bei seinen acht Toren allein sechs Siebenmeter.

Die MT konnte am ersten Spieltag nach der Winterpause und der WM in Katar mit voller Besetzung auflaufen. Also auch mit dem zuletzt angeschlagenen Felix Danner wenigstens in der Abwehr. Beim THW stand der verletzte Holger Weinhold überraschend mit in der Aufstellung und kam im Verlaufe des Spiels auch zu einigen Minuten Einsatzzeit, Aron Palmarsson fehlte dagegen wegen seiner bei der WM erlittenen Gehirnerschütterung. Von Anfang an mit dabei war dafür Patrick Wiencek, dessen Mitwirken Anfang der Woche auch noch fraglich schien. Ungewohnt war die Startformation der Gastgeber. Mit Christian Hildebrand und Malte Schröder auf der rechten Seite sowie Nenad Vuckovic als Spielmacher war vorher nicht unbedingt zu rechnen, aber das WM-Duo Johannes Sellin, ebenfalls leicht angeschlagen, und Michael Müller blieb vorerst ebenso auf der Bank wie Patrik Fahlgren, der in Katar für Schweden aktiv gewesen war.

Dennoch starteten die Rot-Weißen stark in die Partie. Philipp Müller (2), Marino Maric und Nenad Vuckovic trafen für die MT, bei Kiel war zunächst nur der im Angriff für Wiencek eingesetzte Rene Toft Hansen erfolgreich, dafür gleich drei Mal (4:3, 6.). Zudem handelten sich die Gäste schon früh ein ganz anderes Handicap ein. Kapitän Philip Jicha erwischte erst Vuckovic bei einem Abwehrversuch im Gesicht und musste, kaum dass er diese Strafe abgesessen hatte, nach einem Vergehen gegen Malte Schröder schon nach sieben Minuten das zweite Mal raus. Mit der Folge, dass ihn Alfred Gislason danach erst einmal auf der Bank ließ. Philipp Müller schmeckte dieser Freiraum besonders gut. Er legte zwei weitere Erfolge nach und auch Malte Schröder traf aus dem Rückraum (7:5, 10.).

Als nicht ganz so stabil erwies sich dagegen die Deckung der Melsunger. Vor allem Toft Hansen war am Kreis nur schwer unter Kontrolle zu bekommen. Zwar traf er nicht mehr so zuverlässig wie noch am Anfang, dafür war er oft nur durch unsaubere Abwehraktionen zu stoppen. Juan Canellas bedankte sich für die Geschenke von der Siebenmeterlinie und versenkte drei davon im Netz. Weil außerdem Marko Vujin und Domagoj Duvnjak das Visier aus dem Rückraum besser eingestellt hatten, bekam der Meister langsam Oberwasser. Die erste Führung für den Gast erzielte Vujin zum 8:7 (13.), doch noch blieben die Nordhessen dran.

Bis zum 11:11 (17.) durch Michael Allendorfs Heber über seinen künftigen Mannschaftskollegen Johan Sjöstrand hinweg, der zwischenzeitlich Andreas Palicka zwischen den Pfosten abgelöst hatte. Dann setzten sich die Fördestädter durch Tore von Duvnjak, Toft Hansen und Dominik Klein erstmals deutlicher ab und bauten ihre Führung mit einer makellosen Abschlussquote bis zur 24. Minute auf 18:12 aus. Weder eine Auszeit von Michael Roth, noch der Torhüterwechsel von Mikael Appelgren auf Per Sandström brachte den THW-Express zum Stoppen. Und so wirbelten vor allem Duvnjak und Vujin die Abwehr der Hausherren weiter erfolgreich durcheinander und erhöhten bis zum Pausenpfiff auf 23:15.

Nachdem Michael Müller und Patrik Fahlgren schon in der ersten Hälfte ran durften, stand zu Beginn der zweiten Hälfte auch Johannes Sellin auf dem Feld. Auch Appelgren kam zurück, doch an der Kieler Überlegenheit änderte sich nichts. Im Gegenteil. Nach nur drei Minuten lagen die Zebras nach Rasmus Lauges 26:16 erstmals mit zehn Toren hinten. Danach versuchten es die Melsunger mit einer kurzen Deckung gegen Duvnjak durch Sellin. Diese kleine Umstellung sowie eine Zeitstrafe gegen Patrick Wiencek brachten die MT wieder zurück in die Spur. Vor allem Marino Maric profitierte von der Lücke in Kiels Innenverteidigung und setzte drei Treffer am Stück, denen er nach Wienceks Rückkehr noch einen folgen ließ und das Zwischenergebnis mit 22:30 wieder etwas freundlicher aussehen ließ (40.).

Jicha kam für Kiel nach einer Auszeit zurück aufs Feld, die Nordhessen packten in der Deckung endlich aggressiver zu. Selbst eine Überzahlsituation, Sellin musste raus, konnten die Zebras lediglich zu einem Siebenmetertreffer nutzen. Und auch als Sellin gleich darauf noch einmal auf der Sünderbank Platz nehmen musste, hielten sich die Gastgeber mit nur einem Gegentreffer, erneut durch Canellas, ordentlich. An ein weiteres Aufholen war damit aber natürlich nicht zu denken. Dafür präsentierte sich Kiel an diesem Abend einfach zu stark, vor allem im Vorwärtsgang.

Als zehn Minuten vor dem Ende die Kräfte erlahmten erhöhte sich auch die Fehlerquote wieder. Zwei Ballverluste vor der weiß-schwarzen Abwehr, zwei schnelle Gegenstöße von Philip Jicha innerhalb weniger Sekunden und ein 25:37 (51.) stand wieder auf der Anzeigetafel. Der endgültige KO-Schlag für die Bemühungen, das Resultat erträglicher zu gestalten. Momir Rnic konnte sich danach ebenso wie Jeffrey Boomhouwer noch in die Liste der Torschützen eintragen, wie auch Niklas Ekberg auf der anderen Seite. Den Schlusspunkt unter eine zwar unterhaltsame, aber spätestens ab der 25. Spielminute vorentschiedenen Partie setzte schließlich Joan Canellas mit einem Siebenmeter bei bereits abgelaufener Uhr. (Bernd Kaiser)

Stimmen zum Spiel

Michael Roth: Glückwunsch an Alfred und den THW. Wir wollten das Spiel eigentlich offener halten und es fing ja auch ganz gut an. Aber wir haben heute gegen die beste Mannschaft der Liga gespielt, die zudem noch ihr bestes Saisonspiel geliefert hat. Und da haben wir leider kaum einen Zugang gefunden. Wenn dann Kiel mal sechs Tore weg ist oder gar acht, dann ist es schwer, da noch etwas zu machen. Aber wir haben uns in der Halbzeit vorgenommen, unter zehn Differenz zu bleiben. Was wir schließlich auch geschafft haben. Der THW war heute für uns ein guter Trainingspartner, der uns sozusagen eine Lehrstunde gegeben hat. Danke an die Zuschauer für die tolle Atmosphäre in der vollen Halle. Am Samstag geht es schon weiter gegen Eskilstuna Guif, und da wollen wir einen guten Einstieg in die Gruppenphase des EHF-Cups schaffen.

Alfred Gislason: Wir haben kaum erwarten können, dass wir hier so gewinnen. Wir wussten, dass das ein ganz wichtiges Spiel ist und gleich ein dicker Brocken direkt nach der WM-Pause. Ich muss meiner Mannschaft ein Riesen-Kompliment machen für diese Leistung. Im Angriff war das sicher unser bestes Spiel, das wir diese Saison gemacht haben. Auch Rene Toft Hansen war stark. In der Abwehr war das teilweise ebenfalls ganz gut, aber da hatten wir auch ein paar Fehler drin.

Statistik

MT Melsungen: Appelgren (12 P. / 33 G.), Sandström (2 P. / 8 G.) , Ullrich (n. e.); Maric (7), Sellin (2), Fahlgren (2), Schröder (3), Forstbauer, Hildebrand, Danner, P. Müller (7), Boomhouwer (2), Rnic (2), Allendorf (2/1), Vuckovic (4), M. Müller (1)

THW Kiel: Sjöstrand (5 P. / 16 G.), Palicka (4 P. / 16 G.); Duvnjak (8), Toft Hansen (6), Sprenger (2), Weinhold, Wiencek (1), Ekberg (1), Lauge Schmidt (4), Canellas (8/6), Klein (3), Jicha (3), Vujin (5)

Schiedsrichter: Lars Geipel (Leipzig) / Markus Helbig (Landsberg)

Zeitstrafen: 6 – 10 (Schröder 18:33, Sellin 43:14 47:40 – Jicha 3:32 7:02, Weinhold 25:47, Wiencek 36:20 41:38)

Strafwürfe: 2/1 – 6/6 (Allendorf scheitert an Palicka, 51:19 Min.)

Zuschauer: 4.300 in der Rothenbach-Halle, Kassel (ausverkauft)