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Dämpfer für die MT im EHF-Cup – 20:25 in Skjern

MT MelsungenMelsungen. Die Final Four-Träume der MT Melsungen im EHF-Cup haben in Dänemark einen herben Dämpfer bekommen. Mit 20:25 (12:12) unterlagen die Rot-Weißen in einem 45 Minuten lang spannenden Spiel auf Augenhöhe bei Skjern Handbold. Bis zum 17:17 sah es so aus, als könnte die MT vor 1.512 Zuschauern, davon gut 100 mitgereiste Fans aus Nordhessen, den Grundstein für den Halbfinal-Einzug legen. Dann versagten immer häufiger die Nerven im Abschluss und elf Minuten ohne eigenen Torerfolg begründeten die letztlich deutliche Niederlage. Mit vier Toren war Felix Danner treffsicherster Melsunger, für Skjern war Lasse Mikkelsen siebenmal erfolgreich.

Ohne Risiko im 6:0-Verbund ließ Trainer Michael Roth sein Team in der Defensive beginnen. Mit Erfolg, denn die gute Vorarbeit seiner Deckung nutzte Mikael Appelgren, um Morten Christensen sofort dessen ersten Wurf wegzunehmen. Michael Müller war der Profitant, der im ersten Melsunger Angriff auch gleich den ersten Versuch zur Führung nutzte. Kein frühes Ruhekissen indes, denn in der Folge entwickelte sich aus MT-Sicht ein eher zähes Ringen um aussichtsreiche Wurfpositionen. Weil die Dänen in der Deckung alles andere als angenehme Gastgeber waren und zuweilen ihre eigene Auffassung von „gesunder Härte“ zeigten. Das bekamen vor allem Felix Danner, Michael Müller und Nenad Vuckovic zu spüren, die sich mehrfach unversehens auf dem Parkett liegend wiederfanden. Auch die Unparteiischen trugen mit ihrer Auslegung des Regelwerks nicht zur Beruhigung auf dem Feld bei. Da wurde Momir Rnic direkt im erfolgreichen Abschluss passives Spiel abgepfiffen und mehr als einmal auf Stürmerfoul entschieden, wo unfaire Aktionen gegen den Angreifer vorlagen.

Die Gastgeber nutzten ihre Vorteile, übernahmen das Kommando und bauten schnell auf 4:2 aus (9.). Eine Führung, die zunächst Bestand haben sollte. Zwar zeigten die Nordhessen das reifere Spiel, ließen aber durch Michael Allendorf (zweimal) und Felix Danner allerbeste Chancen aus. Versäumnisse, die sich rächten. Weil Skjern seine Möglichkeiten konsequent nutzte und in Bjarke Christensen und Lasse Mikkelsen zuverlässige Schützen hatte. Die erhöhten erst auf 9:6 (18.), um nach einer Auszeit von Michael Roth sogar auf 11:7 wegzuziehen (22.), weil Johannes Sellin mit einem Siebenmeter am eingewechselten Kristoffer Laursen im Dänischen Kasten scheiterte.

Felix Danner war es, der die MT mit zwei Treffern wieder näher heran brachte. Überhaupt war das Spiel über die Kreisposition das große Plus der Deutschen. Auch Marino Maric profitierte davon, sorgte fünf Minuten vor der Pause mit seinem 11:10 wieder für Tuchfühlung und schloss einen schnellen Gegenstoß nach Appelgren-Parade schließlich zum Ausgleich ab (28.). Erst Nikolaj Markussen beendete die fast siebenminütige Torflaute der Hausherren und jagte das Leder aus knapp zehn Metern am fast reaktionslosen Appelgren vorbei in den langen Winkel. Malte Schröder konnte egalisieren, noch bevor es in die Halbzeit ging.

Wie schon im ersten Durchgang, so sorgte die MT auch im zweiten für das erste Tor. Jeffrey Boomhouwer drehte das Leder nach feinem Diagonalpass von Michael Müller um den dänischen Keeper herum. Die Abwehr mit Philipp Müller und Malte Schröder im Innenblock lieferte einen sehr guten Job ab, so dass den Dänen erst nach Nenad Vuckovics 14:12 durch René Rasmussen der erste Erfolg nach der Pause gelang (36.). Allerdings saß da Marino Maric auch gerade eine Strafe ab, so dass Rasmussen es auch in seinem zweiten Versuch leichter hatte, eine Lücke zu finden (14:14, 37.).

Dass Skjern wieder in Führung gehen konnte, hatte es Kristoffer Laursen zu verdanken, der auch den Siebenmeter von Michael Allendorf parierte. Mikkelsen und Bjarke Christensen nutzten die kurze MT-Verunsicherung zum 17:15, was jedoch Philipp Müller und Jeffrey Boomhouwer umgehend korrigierten (43.). Bevor sich einmal mehr minutenlange Torflaute auf beiden Seiten einstellte. Allein dreimal blieb Mikael Appelgren Sieger gegen René Rasmussen, doch im Vorwärtsgang gelang auch der MT nicht viel. Erst Nikolaj Markussen brach den Bann mit dem 18:17 (47.).

Was immer wieder für Unverständnis sorgte, das war die weiter ungleiche Auslegung des passiven Spiels. Während Skjern zumeist in aller Ruhe aufbauen durfte, gingen die Arme der Referees bei den Nordhessen sehr schnell nach oben. Was nicht folgenlos blieb, denn im Bestreben, die Angriffe schnell genug abzuschließen, unterliefen Philipp Müller, Momir Rnic und Marino Maric Fehler. Die Skjern eiskalt nutzte und mit 21:17 nach vorn ging (52.). Mehr als elf Minuten ohne Zählbares der MT sorgten in der Skjern Bank Arena für die Vorentscheidung, ehe Jeffrey Boomhouwer mit seinem dritten Treffer das 21:18 besorgte (55.).

In den letzten fünf Minuten machte sich Ernüchterung breit im Spiel der Melsunger. Johannes Sellin scheiterte ebenso wie Nenad Vuckovic, Markussen erhöhte auf fünf Tore Differenz. Mikael Appelgren war es zu verdanken, dass die Partie nicht noch in einem Debakel endete. Dass es kurz vor den Ende lediglich um Schadensbegrenzung gehen sollte, hätte nach einer dreiviertel Stunde niemand vermutet. Lasse Mikkelsen erhöhte gar noch auf 24:18 (59.), weil bei den Dänen all das klappte, was den Deutschen schief ging. Wenigstens der schöne Pass von Boomhouwer auf Maric am Kreis kam an, so dass der noch einmal verkürzen konnte. Vergebens jedoch, weil Rasmussen völlig frei zum Wurf kam und den alten Abstand wieder herstellte. Immerhin gelang Rnic der letzte Treffer des Tages, so dass am Ende „nur“ fünf Tore Differenz als Hypothek für das Rückspiel blieben. Eine schwierige Aufgabe, die vor allem einer deutlichen Steigerung im Angriff bedarf, um die Reise zum Final Four nach Berlin doch noch buchen zu können.

MT-Stimmen zum Spiel:
Michael Roth, Trainer: Wir haben heute ein schlechtes Spiel abgeliefert. Die Niederlage hat mehrere Ursachen. Da waren die von uns liegen gelassenen Chancen und einige, von den Schiedsrichtern nicht gegebene Tore wegen angeblichen Kreisbetretens, zum anderen haben uns die Dänen mit ihrer sehr aggressiven Abwehr aus dem Rhythmus gebracht. Wenn man dann auch noch etwa zehn Minuten lang kein Tor wirft, kann man ein solches Spiel nicht gewinnen. Der nach etwa 40 Minuten wegen einer Oberschenkelzerrung ausgefallene Felix Danner hat uns in der entscheidenden Phase des Spiels in der Abwehr gefehlt. Am meisten aber ist ins Gewicht gefallen, dass einige Leistungsträger heute nicht ihr normales Niveau erreicht haben. Dieser Fünf-Tore-Rückstand ist natürlich eine Marke, aber es ist möglich, das aufzuholen. Dazu brauchen wir nächsten Sonntag in Kassel möglichst viele Fans, die die Rothenbach-Halle in einen echten Hexenkessel verwandeln.

Axel Geerken, Vorstand: Um es auf den Punkt zu bringen: Die mangelnde Chancenauswertung hat zu dieser Niederlage geführt. Es begann schon in der ersten Halbzeit, die wir eigentlich mit einer Führung hätten abschließen müssen. Das wurde dann kurz nach der Pause geschafft und es sah bis zum 17:17 auch noch ganz gut aus. Wenn man dann aber aus unterschiedlichsten Gründen –  es wurde vorne z.B. auch zu oft der Weg über die Mitte gewählt – keine Tore erzielt, trägt das zu einer stetigen Verunsicherung bei. Die Folge davon: es passieren weitere Fehler. Wir können uns jetzt nicht gleich wieder auf das Rückspiel vorbereiten, weil wir ja zuvor, am Mittwoch, gegen den SC Magdeburg noch ein sehr wichtiges Bundesligaspiel bestreiten müssen. Erst danach werden wir Skjern wieder in den Fokus nehmen. Der Abstand von Minus Fünf ist deutlich, aber wir geben unser Ziel ins Final Four zu kommen, noch nicht auf.

Jeffrey Boomhouwer: Das waren heute ein paar Tore zuviel. Eine Niederlage mit zwei bis drei Toren Unterschied wäre noch okay gewesen. Jetzt aber wird es für uns im Rückspiel richtig schwer. Wir haben aus der Zwei-Tore-Führung kurz nach der Halbzeitpause leider keinen Vorteil erzielen können, haben danach einfach nicht mehr richtig in die Spur gefunden. Unsere Hauptprobleme lagen heute offensichtlich im Angriff.

Skjern Handbold – MT Melsungen 25:20 (12:12)

Skjern Handbold: Pedersen, Laursen; Börm, Möllgaard Jensen (1), Klitgaard, M. Christensen (1), Markussen (5), Mikkelsen (7), B. Christensen (6), Jörgensen, Rasmussen (5), Jensen, Arndal, Hansen, Opstrup, Bergholt – Trainer Ole Noorgaard.

MT Melsungen: Appelgren, Sandström; Maric (3), Sellin (1/1), Schröder (1), Hildebrand, Danner (4), P. Müller (2), Boomhouwer (3), Rnic (3), Allendorf (1), Vuckovic (1), M. Müller (1) – Trainer Michael Roth.

Schiedsrichter: Kursad Erdogan / Ibrahim Özdeniz (Türkei); EHF Delegierter: Vicente Breto Leon (Spanien)

Zeitstrafen: 10 – 10 (Rasmussen 8:28 31:44, Klitgaard 10:06 58:47, Möllgaard 41:38 – Sellin 4:51, M. Müller 10:06, P. Müller 16:42, Maric 35:24, Boomhouwer 42:55)

Strafwürfe: 2/2 – 3/1 (Sellin scheitert an Laursen, 21:12 Min.; Allendorf scheitert an Laursen, 39:38)

Zuschauer: 1.512 in der Skjern Bank Arena, Skjern (Dänemark)

Die beiden nächsten Spiele:
Mittwoch, 15.04.2015, 20.15 Uhr: MT Melsungen – SC Magdeburg, Rothenbach-Halle Kassel
Sonntag, 19.04.2015, 16.30 Uhr: MT Melsungen – Skjern Handbold (EHF-Cup), Rothenbach-Halle Kassel

(Bernd Kaiser)