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Aufholjagd nicht belohnt – MT unterliegt Magdeburg

 Jeffrey Boomhouwer. Foto: Heinz Hartung Kassel/Melsungen. Eine Halbzeit lang knüpfte die MT Melsungen bei ihrer 26:28 (10:15)-Niederlage im Spiel gegen den SC Magdeburg fast nahtlos an die schwache Leistung in Schweden an. Zur Pause sprach vor 3.116 Zuschauern in der Kasseler Rothenbach-Halle eigentlich kaum noch etwas für die Hausherren. Doch mit einer imponierenden Leistungssteigerung nach dem Wechsel kamen die Nordhessen zweimal nach nahezu aussichtslosen Rückständen wieder zurück und hätten mit ein wenig mehr Glück im Abschluss sowie bei der einen oder anderen Schiedsrichterentscheidung noch wenigstens einen Punkt retten können. Doch der Gast behielt in der ebenso hektischen wie spannenden Schlussphase die Nerven und rettete sich knapp ins Ziel. Bester Melsunger Schütze war Jeffrey Boomhouwer mit fünf Treffern, für Magdeburg war Robert Weber achtmal erfolgreich.

Bis auf den verletzten Patrik Fahlgren in Bestbesetzung konnten die Gastgeber antreten, und auch beim Gast fehlte in Andreas Rojewski lediglich ein Akteur aus der Stammbesetzung, so dass dahingehend die Karten vor Anpfiff gleich verteilt waren. Und so wie die MT zuletzt mit zwei Niederlagen aus Mannheim und Skjern zurückkam, kassierten auch die Magdeburger zwei Pleiten gegen Lübbecke und Kiel. Entsprechend nervös verlief die Anfangsphase. Was sich darin ausdrückte, dass Robert Weber gleich in der ersten Minute sowohl mit seinem Siebenmeter, als auch dem Nachwurf an Mikael Appelgren scheiterte. Auf der Gegenseite erging es Momir Rnic nicht anders, dessen Versuch Jannik Green wegfischte. Etwas schneller erholten sich die Bördeländer, die durch Matthias Musche und Jacob Bagersted mit 2:0 in Führung gingen (4.). Der SCM nutzte diesen Start, um sich Sicherheit in seinen Aktionen zu holen. Die MT verlor sich dagegen in überhasteten Abschlüssen oder technischen Fehlern. Die logische Folge: nach zehn Minuten waren die Gäste mit 5:2 vorn.

Ein Foul von Philipp Müller gegen Jure Natek, geahndet mit einer Strafe, sorgte für eine weitere Schwächung im Vorwärtsgang. Momir Rnic scheiterte bei angezeigtem passivem Spiel an Green, Malte Schröder scheiterte aus der zweiten Reihe an der Unterkante der Latte. So dass Michael Roth nach Jure Nateks drittem Treffer zum 2:6 nur noch der Griff zur Grünen Garte blieb, um sein Team in einer Auszeit neu einzustellen (12.). Zunächst vergebens, weil direkt im Anschluss Momir Rnic den Pfosten anvisierte und Michael Müller im Block hängenblieb. Erst als mit Jure Natek auch der erste Magdeburger auf die Sünderbank musste, nutzten Christian Hildebrand und zweimal Michael Müller das konsequent zum 5:6-Anschluss (16.).

Ein kurzes Tief, aus dem sich der SCM jedoch schnell befreite. Mit Matthias Musche und Robert Weber stellten die beiden Außen den alten Abstand fast wieder her. Bis zum 8:11 (23.) blieb die Differenz konstant. Dann wurde es erstmals hektisch auf dem Parkett. Weil ein Foul an Philipp Müller im Wurf nicht geahndet wurde, dafür aber auf der anderen Seite Matthias Musche seinen Siebenmeter nach leichtem Rempler von Michael Müller bekam und Robert Weber auf 8:12 stellte. Zwei Strafen gegen Bartosz Jurecki und Marko Bezjak nutzte Michael Allendorf zu zwei Toren, ehe Natek und zweimal Weber ihren Vorteil bis zur Pause sogar auf fünf Treffer ausbauten.

Mit einer neuen Flügelzange kam die MT aus der Halbzeitpause. Und die stach auch direkt. Sellin pflückte sich einen Ball aus dem laufenden Magdeburger Angriff, bediente den enteilten Jeffrey Boomhouwer, und der sorgte für den ersten Treffer nach dem Wechsel. Nicht genug damit ließ der Holländer auch direkt den zweiten im Tempogegenstoß folgen. Zwar gelang auch Yves Grafenhorst ein Tor, doch dann waren Michael Allendorf und noch einmal Boomhouwer dran: nach 36 Minuten war Melsungen wieder auf 14:16 dran. Magdeburg beraubte sich in dieser Phase durch Undiszipliniertheiten seiner Möglichkeiten. Erst musste Robert Weber runter, dann folgte ihm Fabian van Olphen. Kapitän Nenad Vuckovic, der sich frei zum Kreis durchgeschlichen hatte und von Philipp Müller mustergültig in Szene gesetzt wurde, war es vorbehalten, den 16:17-Anschluss herzustellen. Was SCM-Coach Geir Sveinsson zur Auszeit zwang, um den Lauf der Hausherren zu bremsen (39.).

Die Begegnung wurde intensiver, um nicht zu sagen bissiger. Die Hinausstellungen häuften sich, weil sich die Unparteiischen nicht anstecken ließen und ihre Linie durchzogen. Spielerisch davon profitieren konnte die MT, deren Akteure sich schneller auf die Gegebenheiten einzustellen wussten. Wenn nicht immer wieder das Pech mit dem Gebälk gewesen wäre. Hier kam Michael Müllers Dreher von Innenpfosten zurück ins Feld, dort sprang der Wurf von Michael Haaß von der Unterkante der Latte ins Netz. Und je ruhiger die Gäste wieder wurden, desto mehr neigte sich das Pendel zurück in ihre Richtung. Melsungen leistete sich nun zu viele Ballverluste im Angriff, Magdeburg nutzte mit ganz wenigen Ausnahmen jeden einzelnen davon. Mit dem gemeinsam mit Yves Grafenhorst gelaufenen und von Robert Weber abgeschlossenen Gegenstoß zum 21:26 war die vermeintliche Vorentscheidung in der Begegnung gefallen (51.).

Doch die MT versuchte noch einmal alles. Johannes Sellin und Jeffrey Boomhouwer nahmen Espen Lie Hansen und Marko Bezjak in kurze Deckung und erzwangen so Ballgewinne, die alle ohne Fehl und Tadel auch vergoldet wurden. Marino Maric verbuchte den 25:26-Anschlußtreffer, der Sveinsson zur letzten Auszeit zwang. Grafenhorst traf, Rnic scheiterte frei am eingewechselten Dario Quenstedt (57.). Dennoch immer noch nicht der KO für eine aufopferungsvoll kämpfende MT-Mannschaft. Kaum einer der über 3.100 Zuschauer in der Halle erlebte die letzten fünf Spielminuten sitzend. Die Stimmung kippte vollends über, als die Referees genau 120 Sekunden vor dem Ende einen erfolgreich abgeschlossenen Versuch von Philipp Müller zum vermeintlichen erstmaligen Ausgleich als Stürmerfoul zurückpfiffen und dem SCM den Ball zusprachen. Michael Roth kassierte für seine Proteste eine Strafe (59.). Jeffrey Boomhouwer gelang in Unterzahl zwar noch einmal der Anschluss, doch erneut Grafenhorst mit seinem fünften Treffer besiegelte die Melsunger Niederlage endgültig. (Bernd Kaiser)

Stimmen zum Spiel

Michael Roth: Glückwunsch an Magdeburg. Alles in allem war der Sieg verdient, weil se das gesamte Spiel über geführt haben. Ein riesiges Kompliment muss ich meiner Mannschaft trotzdem machen, denn sie hat sehr viel Moral gezeigt. Leider hatten wir viel Wurfpech auf unserer Seite mit Bällen an Pfosten und Latte. Das Spiel gibt mir aber trotzdem Mut, weil die Mannschaft ohne Patrik Fahlgren langsam wieder zu ihrem Angriffsspiel findet. Für Sonntag bin ich deshalb guter Dinge, dass wir das Rückspiel gegen Skjern erfolgreich bestreiten werden. Damit wären wir beim Final Four in Berlin und hätten anschließend noch etwas Zeit, um uns auf die restlichen wichtigen Spiele in der Bundesliga konzentriert vorzubereiten.

Geir Sveinsson: Ich bin sehr glücklich mit diesen Punkten heute. Das Spiel war wie zu erwarten war sehr schwer, weil Melsungen eine gute Mannschaft hat. Es war ein sogenanntes 4-Punkte-Spiel, also sehr wichtig für beide Seiten. Deswegen bin ich auch stolz auf mein Team, dass es nach zuletzt zwei Heimniederlagen diese Reaktion gezeigt hat. In der ersten Hälfte haben wir gut gespielt, in der zweiten kam Melsungen dann wie erwartet auf. Wir hatten anfangs auch etwas Probleme mit Zeitstrafen, aber die Mannschaft hat konzentriert weitergespielt und dieses wichtige Duell gewonnen.

Statistik

MT Melsungen: Appelgren (11 P. / 22 G.), Sandström (3 P. / 6 G.); Maric (3), Sellin (2), Schröder (2), Forstbauer, Hildebrand (1), Danner (1), P. Müller (2), Boomhouwer (5), Rnic, Allendorf (4/3), Vuckovic (2), M. Müller (4)

SC Magdeburg: Green (5 P. / 20 G.), Quenstedt (4 P. / 6 G.); Musche (2), van Olphen (1), Natek (7), Bagersted (1), Grafenhorst (5), Haaß (2), Bezjak (2), Gebala, Weber (8/4), Saul, Jurecki, Lie Hansen

Schiedsrichter: Christoph Immel (Tönnisvorst) / Ronald Klein (Ratingen)

Zeitstrafen: 6 – 12 (P. Müller 8:58, Sellin 32:43, Danner 40:24 – Natek 13:56, Jurecki 25:20, Bezjak 25:29, Weber 34:27, van Olphen36:26 41:17)

Strafwürfe: 3/3 – 5/4 (Weber scheitert an Appelgren, 0:51 Min.)

Zuschauer: 3.116 in der Rothenbach-Halle, Kassel