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EHF-Cup: MT will Fünf-Tore-Hypothek abtragen

Johannes Sellin spielte 2012 mit den Füchsen Berlin in der Championsleague, als die Hauptstädter eine Elf-Tore-Differenz aufholten und so noch ins Final Four einzogen. Foto: HartungKassel/Melsungen. Handball-Bundesligist MT Melsungen muss im Europapokal ein kleines Wunder gelingen: Wenn die Nordhessen am Sonntag den Kontrahenten aus Dänemark, Skjern Handbold, empfangen (16.30 Uhr, Rothenbach-Halle Kassel), dann müssen sie einen Fünf-Tore-Rückstand aus dem Hinspiel wettmachen, um noch ins Endrundenturnier des EHF-Cup einzuziehen. Tickets in allen Kategorien gibt es  im Vorverkauf und auch am Sonntag noch an der ab 15 Uhr geöffneten Hallenkasse.

Erstmalig hat ein nordhessischer Handballclub die Chance, den Sprung unter die vier besten europäischen Mannschaften im EHF-Cup zu schaffen. Der Schritt bis zum Final Four nach Berlin ist nicht mehr weit, dafür aber die Hürde umso höher. Ein Spiel noch trennt das MT-Team vom Einzug ins Endrundenturnier und das muss unbedingt gewonnen werden. Aber nicht irgendwie, sondern mit mindestens sechs Toren Unterschied. Denn in Dänemark kassierte die MT eine 20:25-Niederlage. Am Sonntag würde nur dann ein Fünf-Tore-Sieg zum Weiterkommen reichen, wenn die MT dabei vom Gegner nicht mehr als 19 Treffer kassiert. Die Rechnung ansonsten ist einfach: Sind beide Teams nach Hin- und Rückspiel remis, zählt die Tordifferenz. Ist auch die gleich, zählen die auswärts erzielten Treffer. Besteht auch hier Gleichheit, entscheidet ein Siebenmeterwerfen.

Es ist am Sonntag in der Rothenbach-Halle auf jeden Fall mit einem nervenaufreibenden Duell zu rechnen. Denn auch für die Dänen würde ein Einzug ins Final Four des EHF-Cup der größte Erfolg ihrer bisherigen Vereinsgeschichte bedeuten. Mental gestärkt hat sich die Mannschaft um den Ex-Melsunger Thomas Klitgaard aber nicht nur durch den klaren Hinspielerfolg. Auch der vor zwei Wochen errungene Ligapokal hat dem dänischen Erstligisten weiteres Selbstvertrauen gegeben. Das war gegen die MT deutlich zu sehen. Ziemlich unaufgeregt haben sie auch dann weiter gespielt, als die Nordhessen kurz nach der Halbzeit den  12:12-Pausenstand in eine 14.12-Führung umgewandelt hatten. Ja selbst beim 17:17 nach rund 40 Minuten blieb die Truppe von Trainer Ole Noorgard noch cool, schien förmlich darauf zu lauern, dass die MT nachlässt. Was sie dann leider auch tat. Ganze elf Minuten ohne Torerfolg ebneten den Gastgebern den Weg zum Sieg. So hatten sich das die Rotweissen nicht vorgestellt.

Dennoch, bei der MT macht sich Zuversicht breit. Der knappen 26:28-Heimniederlage am Mittwoch gegen Magdeburg zum Trotz blicken Verantwortliche und Spieler hoffnungsvoll auf das Match am Sonntag gegen Skjern. “Natürlich stehen die Fünf Tore erst einmal”, weiß Michael Roth, “aber in unserer Sportart ist das aufzuholen. Mit der tollen kämpferischen Leistung, wie wir sie in der zweiten Hälfte gegen Magdeburg gezeigt haben, sollte uns das auch gelingen. Wir werden nichts unversucht lassen, um uns den großen Traum vom Final Four auf europäischer Ebene zu erfüllen”.

Dabei ist sich der MT-Trainer auch sicher, dass dies nur mit der entsprechenden Hilfe von Aussen gelingen kann. “Ein solches Hinspielergebnis zu drehen, das klappt nur mit der der vollen Unterstützung durch die eigenen Fans. Deshalb brauchen wir am Sonntag einen Hexenkessel in der Rothenbach-Halle!” Genau diese Unterstützung war gegen Magdeburg vorhanden. Rund 3.100 Zuschauer zogen 60 Minuten lang alle Register, mehrfache Standing Ovations zwischendurch inklusive. Und fast hätte es ja auch gereicht.

Was ist die Schlussfolgerung daraus: “Es müssen am Sonntag gegen Skjern noch mehr Zuschauer kommen, die Halle muss einfach richtig voll sein, eben der Bedeutung eines solchen Spiels angemessen”, wünscht sich Nenad Vuckovic. Der Kapitän ist übrigens aufgrund des verletzungsbedingt mehrmonatigen Ausfalls von Patrik Fahlgren derzeit der einzige gelernte Spielmacher im MT-Team. Er trägt deshalb eine ganz besondere Verantwortung. “Wir entlasten ihn in der Abwehr und werden vorn ab und zu mit zwei Kreisläufern, also auch nur mit zwei Rückraumspielern arbeiten”, lässt Michael Roth durchblicken.

Apropos Kreis: Felix Danner, der sich in Skjern eine derbe Zerrung im Oberschenkel zugezogen hatte, hat den Härtetest am Mittwoch gegen Magdeburg bestanden, kann also auch am Sonntag voll eingesetzt werden.

Dass die Dänen nach ihrem Erfolg im Ligapokal und dem Sieg gegen die MT weiterhin auf einer Erfolgswelle schwimmen, beweisen sie derzeit auch in den Playoffs um die Meisterschaft. So schlugen sie am Dienstag in einem heiss umkämpften Match Rivale Kolding mit 27:26. Und da spielen mit Lasse Boesen, Bo Spellerberg und Kim Andersson beileibe kein No-names. Auffällig in diesem Spiel war – wie auch schon gegen die MT – Nikolaj Markussen. Und das nicht nur wegen seiner 211 Zentimeter Körperlänge. Mit acht Treffern trug er maßgeblich dazu bei, dass Skjern weiterhin seine Chancen im Rennen um die Meisterschaft gewahrt hat.

Neben Nikolaj Markussen zählen Nationalspieler Henrik Møllgard, eisenharter Abwehrchef und gleichzeitig Kapitän, die beiden Kreisläufer Lasse Mikkelsen, und Ex-MT’ler Thomas Klitgaard (wurde am Dienstag für sein 250. Spiel für Skjern geehrt) sowie die Torhüter Søren Pedersen und Kristoffer Laursen zu den Schlüsselfiguren im Team von Trainer Ole Noorgard.

Sie und ihre Kameraden werden ihren Fünf-Tore-Vorsprung mit Macht verteidigen. Denn sie wissen natürlich, dass dies im Handball keine Garantie für ein Weiterkommen ist. Genau daran macht ja auf der anderen Seite die MT ihre Hoffnung fest. Und einer von ihnen, weiß, wie man sogar noch größere Rückstände wettmacht: Johannes Sellin spielte 2012 mit den Füchsen Berlin in der Championsleague, als die Hauptstädter eine Elf-Tore-Differenz aufholten und so noch ins Final Four einzogen. “Wir werden das auch am Sonntag mit der MT packen”, ist sich der Rechtsaussen sicher.

Schiedsrichter in Kassel: Amar Konjicanin / Dino Konjicanin (Bosnien und Herzegowina); EHF-Delegierter: Richard Johansson (Schweden).

Tickets: Bislang wurden 2.300 der 4.300 verfügbaren Karten verkauft (Stand Donnerstag). Für alle Käufer von Einzeltickets (also alle Nicht-Dauerkarteninhaber) gelten zu diesem Spiel lediglich die üblichen Bundesligapreise. Die bisher zu den Europapokalspielen erhobenen Aufschläge entfallen also. Inhaber von Dauerkarten zahlen gegen Vorlage ihrer Karte an der Tageskasse nur 5 Euro Eintritt. Diese Einnahmen gehen in voller Höhe an die MT-Jugendabteilung zur Förderung des Handball-Nachwuchses. Und auch von allen verkauften Einzeltickets gehen jeweils 5 Euro an die MT-Jugend. Tickets sind in allen bekannten Vorverkaufsstellen in Kassel (GrimmHeimat NordHessen, Fan-Point), in Lohfelden (Sporthaus Solms) und in Melsungen (MT-Geschäftsstelle) erhältlich. Alle Ticketangebote gelten nur, so lange der Vorrat reicht. (Bend Kaiser)