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EHF-Cup-Viertelfinale: Ein einziges Tor fehlte

MT Melsungen gewinnt 28:23 und scheidet aus

Michael Müller in einer Szene mit Ex-MT-Spieler Thomas Klitgaard. Foto: Heinz Hartung Kassel/Melsungen. Es hat nicht gereicht für die MT Melsungen mit dem großen Ziel im EHF Cup. Nach großem Kampf vor 3.147 Zuschauern in der Kasseler Rothenbach-Halle besiegten die Nordhessen Skjern Handbold aus Dänemark zwar mit 28:23 (15:12), zogen aber dennoch aufgrund der 20:25-Hinspielniederlage durch die weniger erzielten Auswärtstore nicht ins Final Four nach Berlin ein. Nach zehn Minuten war der Rückstand aus Skjern zwar schon wieder egalisiert, aber danach begegneten sich beide Mannschaften auf Augenhöhe.

Mal mit Vorteilen für den einen, dann wieder für den anderen. Bis zum letzten Freiwurf noch nach der Schlusssirene war der Halbfinalteilnehmer nicht gefunden, knapper kann ein Spiel nicht enden. Diesmal zu Gunsten der glücklichen Dänen, die ihren Torhüter Kristoffer Laursen nach dem Abpfiff als Matchwinner feierten. Für Melsungen genügten neun Tore von Michael Müller nicht für den großen Wurf, für die Gäste waren Jensen Möllgaard, Morten Christensen und Lasse Mikkelsen je fünfmal erfolgreich.

Unter Volldampf starteten beide Teams in diese so wichtige Begegnung. Von der ersten Minute an wurde um jeden Zentimeter Boden gekämpft. Mit Führungen der dänischen Gäste die ihren Vorteil des Anwurfes zunächst nutzen konnten. Bis Mikael Appelgren erstmals auf den Plan trat und sowohl gegen Jensen Henrik Möllgaard als auch gegen Morten Christensen Sieger blieb. Michael Allendorf nutzte das zum Doppelschlag und der ersten Führung der MT, die daraufhin so richtig ins Rollen kam. Mit einer unwiderstehlichen ersten Welle und Abschlüssen ohne Fehl und Tadel. Ganze zehn Minuten waren absolviert in der schon zu diesem Zeitpunkt Kopf stehenden Rothenbach-Halle, da hatte Michael Müller mit seinem dritten Treffer zum 8:3 den Rückstand aus dem Hinspiel erstmals egalisiert.

Die Dänen zeigten sich beeindruckt von dieser Eröffnung. Vor allem der in der 5:1-Deckung vorgezogene Michael Allendorf zwang ihren Rückraum immer wieder, bereits begonnene Spielzüge abzubrechen und neu aufzubauen. Dass das nicht zu einer Erhöhung des Vorsprungs der Melsunger führte lag an mehreren vergebenen guten Möglichkeiten vorn. Der eingewechselte Kristoffer Laursen im Tor erwies sich als stärker als Pedersen zuvor, und die Gästedeckung war nach der Auszeit ihres Trainers Ole Norgaard längst nicht mehr so löchrig wie noch zu Beginn. Acht lange Minuten gelang kein Tor mehr, so dass sich Skjern wieder auf 10:7 herankämpfen konnte (22.). Auch Michael Müllers 11:7 brachte keine Ruhe in die Rot-Weißen Reihen, die Gäste schlossen durch Bjarke Christensen zum 11:10 auf (25.). Bis zur Pause hatte sich die MT aber soweit wieder gefangen, dass immerhin die Hälfte des benötigten Abstandes auf der Anzeigetafel stand.

Direkt nach dem Seitenwechsel brachte sich Melsungen durch eine Strafe gegen Marino Maric selbst leicht in Bedrängnis, überstand die Unterzahl aber schadlos. Mit ein wenig Hilfe des Torgebälks zwar, an dem Skjern zweimal scheiterte, aber dafür mit so viel Rückenwind, dass Michael Müller auf 18:14 stellen konnte. Die Nordhessen waren wieder drin im Spiel, und mit ihnen auch ihre Fans. Was bei der Mannschaft fehlte, das war die Nachhaltigkeit. Zu früh kamen die nächsten Abschlüsse von Nenad Vuckovic und Momir Rnic, so dass Skjern selbst gar nicht viel tun musste, um in Reichweite zu bleiben. Nicht so bei den Fans. Die spürten, dass das Team ihre Unterstützung brauchte und feierten selbst gelungene Abwehraktionen mit stehenden Ovationen (19:15, 42.). Ein Übriges tat die Einwechslung von Jeffrey Boomhouwer, der gleich seinen ersten Tempogegenstoß in unnachahmlicher Manier zum 21:16 abschloss, und Ole Norgaard zur zweiten Auszeit zwang (44.).

Die Gäste aus dem Norden konnten sich bei ihrem Torhüter Kristoffer Laursen bedanken, dass die MT diese Phase nicht zu einer Vorentscheidung nutzte. Sowohl einen weiteren Gegenstoß vom Boomhouwer entschärfte er, als auch einen Wurf von Momir Rnic. Weil zudem Michael Müller nur den Pfosten traf blieb Skjern immer noch dran und verschaffte sich durch das 23:19 durch Morten Christensen wieder etwas Luft. Sogar mehr als das, denn noch einmal Morten Christensen und Thomas Klitgaard vom Kreis verkürzten bis auf 24:21 (54.). Mikael Appelgren war es einmal mehr, der Melsungen mit zwei Paraden zur rechten Zeit zurück brachte. Michael Müller mit seinen Treffern sieben und acht stellte auf 27:22 mit verbleibenden drei Minuten auf der Uhr.

Der Rest der Begegnung war Spannung pur. Mit Vorteilen bei den Dänen, denen eine Niederlage mit fünf Toren nun genügte, um ins Halbfinale einzuziehen. Jensen Möllgaard traf, Michael Müller antwortete. Beide Abwehrreihen kämpften aufopferungsvoll. Noch einmal nahm Norgaard eine Auszeit, nahm damit weitere Zeit von der Uhr. Es half nichts, die Melsunger Abwehr hielt. Markussen musste bei angezeigtem passivem Spiel werfen, verfehlte aber das Tor. Damit blieb en den Nordhessen noch 24 Sekunden für einen finalen Angriff.  Marino Maric kam als siebter Feldspieler. Die vielleicht entscheidende Szene acht Sekunden vor dem Ende: Thomas Klitgaard, ausgerechnet der ehemalige Melsunger, riss am Kreis Felix Danner zu Boden. Bekam dafür zwar eine Strafe, aber die MT keinen Siebenmeter. Eine letzte Parade von Kristoffer Laursen sowie ein Freiwurf von Felix Danner bei abgelaufener Uhr in den Block der Dänen besiegelte das bittere Aus der Melsunger. Die bis zuletzt bravourös gekämpft, aber dennoch in den entscheidenden Momenten vorher Nerven gezeigt hatten. (Bernd Kaiser)

Stimmen zum Spiel

Michael Roth (MT-Trainer): Glückwunsch an meinen Kollegen und seine Mannschaft. Unter dem Strich ist das Duell unentschieden ausgegangen, wir haben die fünf Tore Rückstand aufholen können. Trotzdem hat sich gezeigt, dass die letzten 15 Minuten in Skjern für uns eine zu große Hypothek waren. Wir haben zwar heute viel richtig gemacht, aber auch immer wieder mal zehn Minuten dazwischen gehabt, die uns zurückgeworfen haben. Den Verein haben wir trotz unseres Ausscheidens im Europa sehr gut vertreten.

Ole Norgaard (Skjern-Trainer): Wir sind stolz, dass wir eine solche Klassemannschaft, wie sie Melsungen darstellt, in zwei Spielen ausgeschaltet haben. Ebenso stolz bin ich auf meine Mannschaft, die dem Druck hier standgehalten hat. Wir wussten, dass Melsungen stark kommen und alles versuchen würde, den Rückstand schnell wett zu machen, was sie nach nur zehn Minuten schon geschafft hatten. Aber wir haben alles gegeben und es am Ende geschafft.

Mikael Appelgren (MT-Torwart): Ich bin enttäuscht, dass wir es nicht nach Berlin geschafft haben. Natürlich wussten wir, dass es schwierig wird. Aber nach der ersten Hälfte dachte ich, dass wir das schaffen. Wir haben eine sehr gute EHF-Runde gespielt, sind nun aber sehr enttäuscht.

Thomas Klitgaard (Skjern Kreisläufer): Klar bin ich sehr zufrieden. Wir haben zwar mit fünf Toren verloren, aber es hat gereicht. Vor dem Spiel hatten wir etwas Angst, weil Melsungen eine der stärksten Mannschaften der Bundesliga hat. Außerdem hatten sie mit Toulouse und Presov schon Top-Gegner ausgeschaltet. Am Ende hatten wir in der Summe aus den Spielen letzte Woche und heute einfach ein bisschen mehr Glück.

Statistik

MT Melsungen: Appelgren (13 P. / 22 G.), Sandström (n. e.), Ullrich (bei einem Siebenmeter, 0 P. / 1 G.); Maric (1), Sellin (2), Schröder (1), Hildebrand, Danner (2), P. Müller (1), Boomhouwer (1), Rnic (4), Allendorf (6/4), Vuckovic (1), M. Müller (9) – Trainer Michael Roth.

Skjern Handbold: Pedersen (2 P./ 9 G.), Laursen (12 P. / 19 G.); Börm (1), Möllgaard (5), Klitgaard (3), M. Christensen (5/1), Markussen (2), Mikkelsen (5/1), B. Christensen (2), Jörgensen, Rasmussen, Svensson, Hansen, Bergholt – Trainer Ole Noorgaard.

Schiedsrichter: Amar Konjicanin / Dino Konjicanin (Bosnien und Herzegowina)

EHF-Delegierter: Richard Johansson (Schweden)

Zeitstrafen: 2 – 8 (Maric 33:00 – Bergholt 9:53, M. Christensen 25:52, Markussen 54:03, Klitgaard 59:52)

Strafwürfe: 4/4 – 2/2

Zuschauer: 3.147 in der Rothenbach-Halle, Kassel