Katharina Wagner mit zwei Jahresbestleistungen zurück
Münster/Melsungen. Auch wenn fast traditionsgemäß eine Reihe von Top-Athleten auf einen Start bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften verzichteten, ermittelten mehr als 400 Leichtathleten am Himmelsfahrtstag auf der Sportanlage der Universität Münster ihre nationalen Hochschulmeister. Die wenigen Spitzenathleten wollten sich für die in zwei Monaten stattfindende 28. Universiade in Südkorea qualifizieren. Und natürlich waren es diese Kader-Athleten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, die für die wenigen Highlights sorgten.
Für die besten Leistungen der Veranstaltung zeigten sich die Weitspringerinnen verantwortlich. Lokalmatadorin Lena Malkus ließ mit 6,48 m keinen Zweifel an ihrer guten Form aufkommen und setzte sich souverän vor Mehrkämpferin Claudia Rath (Eintracht Frankfurt, 6,36 m) und Klaudia Kacmarek (6,31 m) durch. Siebenkämpferin Carolin Schäfer (Bad Wildungen) blieb mit 6,15 m nur der undankbare vierte Platz.
Es gab auch unzufriedene Gesichter bei diesen Meisterschaften. Aber für die größten Enttäuschung sorgten der Kölner Thomas Schmitt im Kugelstoßen sowie Weitspringer Julian Howard aus Karlsruhe. Während Howard im Vorjahr in Weinheim auf 8,04 Meter kam, landete er in Münster bei seinem weitesten Sprung bereits bei 7,25 Meter. Noch enttäuschender war die Vorstellung von Thomas Schmitt. Der 26-jährige Physikstudent und DLV-Spitzenreiter im Kugelstoßen mit 21,35 Meter, die er am 21. März 2015 in Übach-Palenberg stieß, kam bei diesen Titelkämpfen mit 17,16 und 17.11 Meter nur zweimal über die 17m-Marke und musste sogar Dennis Lukas (LG Idar-Oberstein) den Titel überlassen. Damit rückt für den Vierten in der Weltbestenliste 2015 eine WM-Teilnahme in Peking in weite Ferne.
Besser machte es Katharina Wagner von der MT Melsungen. Die Sprinterin fuhr gut vorbereitet nach Münster und kehrte mit zwei Jahresbestleistungen in ihre Heimatstadt Melsungen zurück. Die 20-Jährige, die im vierten Semster an der Philipps-Universität in Marburg Kunstgeschichte studiert, stieg erst nach der Hallensaison in das Training ein und überzeugte bereits in der ersten Maiwoche mit fünf Titeln bei den Kreismeisterschaften. Nachdem sie in Felsberg mit 13,16 Sekunden über 100 Meter gestoppt worden war, reiste sie mit der 33-schnellsten Zeit nach Münster an. Sie hatte sich vorgenommen, bei ihren zweiten Hochschulmeiserschaften die 100 Meter unter 13 Sekunden zu laufen. Doch dieses Vorhaben schien bereits vor dem Start zu scheitern, denn den Sprinterinnen blies bei den Vorläufen ein leichter Wind ins Gesicht. Aber auch die Temperatur um 15 Grad war nicht leistungsfördernd. Dennoch konnte die Marburger Studentin ihr erstes Ziel realisieren. Dank einer guten Beschleunigung auf der zweiten Hälfte, blieb sie im dritten von sechs 100m-Vorläufen mit 12,98 zum ersten Mal in diesem Jahr unter 13 Sekunden. Hinter Lena Naumann von der RTWH Aachen (12,18 Sek.), die für LT DSHS Köln startet und Karolina Marzi (Eintracht Duisburg, 12,80), sicherte sie sich den dritten Platz. Immerhin hatte die Siegerin ein Bestzeit von 11,99 Sekunden vorzuweisen. Auch Karolina Marzi ging mit 12,59 Sekunden in das Rennen. Carolin Ohnmacht, die unmittelbar neben ihr lief, war mit 12,50 Sekunden gemeldet. Die Studentin aus Freiburg musste am Ende mit 13,00 Sekunden als Vierte zufrieden sein. Nach der Auswertung aller sechs Zeitvorläufe belegte Katharina Wagner hinter Dajana Gliesche vom TB Kronshagen-Kiel (12,96 Sek), die mit einer gemeldeten Zeit von 12,20 Sekunden anreiste, den 22. Platz und lief sich mit ihrer neuen Jahresbestzeit elf Ränge weiter nach vorn.
Für die 200m-Zeitvorläufe, die drei Stunden später bei Sonnenschein ausgetragen wurden, hatten 36 Studentinnnen ihre Meldung abgegeben. Die überragende Lena Malkus holte sich nach ihrem Weitsprungsieg auch den Titel auf dieser Strecke und stellte mit 23,75 Sekunden eine neue DLV-Jahresbestzeit auf. Auch Dreispringerin Jenny Elbe (SC Dresden) lief als Zweite mit 24,06 Sekunden Bestzeit. Ina Thimm von der Uni Bochum sicherte sich mit 24,46 Sekunden den dritten Platz. Für Maren Silies (Uni Paderborn), die im Vorjahr in Kassel den Titel gewonnen hatte, blieb mit 24,51 Sekunden nur Rang vier.
Das Melsunger Sprinttalent verkaufte sich auch auf der 200m-Strecke sehr gut. Obwohl sie bei der unmittelbaren Vorbereitung für diesen Lauf ein leichtes Ziehen in der Leiste verspürte, wollte sie unbedingt über 200 Meter starten. Um aber keine größere Verletzung zu riskieren, lief sie die ersten 50 Meter vorsichtig an und drehte erst im Scheitelpunkt der Kurve richtig auf. Mit großen, kraftvollen Schritten sprintete sie die Zielgerade herunter und machte sogar noch Boden gut. Nachdem sie als Fünfte über die Zielline gelaufen war, hatte sie kein gutes Gefühl. „Ich dachte, ich sei deutlich über 27 Sekunden geblieben“, sagte sie etwas niedergeschlagen nach dem Rennen. Als mit reichlicher Verspätung die 200m-Zeiten veröffentlicht wurden und ihre Zeit mit 26,61 Sekunden in der Liste stand, konnte Katharina Wagner wieder strahlen. „Es geht weiter bergauf“, so der freudige Kommentar der Studentin, die die in sie gesetzten Erwartungen erfüllte. Nicht zuletzt sprechen ihre beiden Jahresbestleistungen von 12,98 und 26,61 Sekunden eine deutliche Sprache.
Ein spannender Zieleinlauf. Hinter Karolina Marzi (12,80) sicherte sich Katharina Wagner mit 12,98 vor Carolin Ohnmacht (12,90) den nächsten Platz. (ajw)