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MT verliert nach großem Kampf gegen Göppingen

Torhüter Mikael Appelgren beim Strafwurf gegen Göppingens Marcel Schiller. Foto: HartungKassel/Melsungen. Die MT Melsungen hat ihren Matchball um den erneuten Einzug in den Europapokal im Heimspiel gegen Frisch Auf! Göppingen vergeben. Mit 27:32 (14:15) unterlagen die Nordhessen vor 3.873 Zuschauern in der Kasseler Rothenbach-Halle gegen den direkten Konkurrenten, der damit Rang fünf in der Abschlusstabelle anvisiert. Der Platz, der mit großer Wahrscheinlichkeit zur Qualifikation für den EHF-Cup genügen wird. Dabei führte die MT in der ersten Hälfte bereits mit drei Toren Vorsprung und schien auf einem guten Weg. Ehe Göppingen von der immer zerfahrener werdenden Partie profitierte und schon zur Pause wieder vorn lag. Elf Tore des einstigen Göppingers Momir Rnic, davon sechs Siebenmeter, genügten nicht für ein gutes Ende. Bei den Gästen waren Tim Kneule und Marcel Schiller mit je sieben Erfolgen die besten Schützen.

Mit Jeffrey Boomhouwer für den mit Rückenproblemen aussetzenden Michael Allendorf auf der linken Außenbahn startete die MT in dieses vielleicht schon vorentscheidende Spiel um einen internationalen Startplatz in der kommenden Saison. Dazu erhielt im linken Rückraum Momir Rnic den Vorzug vor Philipp Müller. Und der ehemalige Göppinger rechtfertigte dieses Vertrauen auch mit dem ersten Treffer der Partie, wenngleich sich da schon andeutete, dass es ein sehr intensives Spiel werden würde. Denn beide Abwehrreihen packten vom Start weg kräftig zu. Was dazu führte, dass die beiden Unparteiischen in der Anfangsviertelstunde überdurchschnittlich oft auf den Siebenmeterpunkt zeigten. Sehr zum Gefallen der Torhüter, denn die konnten sich hier gleich auszeichnen. Erst blieb Mikael Appelgren Sieger gegen Marcel Schiller, dann Nikola Marinovic gegen Johannes Sellin. Und auch Michael Kraus fand im Schweden in Diensten der Melsunger seinen Meister. Gespielt waren da erst siebeneinhalb Minuten (3:3).

Die Begegnung blieb eng und umkämpft, das Ergebnis ausgeglichen. Die Nordhessen hatten vor allem dann Vorteile, wenn schnell gespielt wurde. Oder dann, wenn Rnic am Ball war. Denn der lief gegen seine ehemaligen Mannschaftskameraden zur Höchstform auf. Ob aus dem Rückraum oder, ganz ungewohnt, sogar als Siebenmeterschütze, der Serbe blieb ohne Fehler im Abschluss. Immer wieder fand er Lücken in der gegnerischen 3:2:1-Deckung und ging dabei keinem Zweikampf aus dem Weg. Das 7:6 (19.) ging ebenso auf sein Konto wie der Strafwurf zum 9:7 (21.), der ersten Zwei-Tore-Führung der Gastgeber.

Kurz darauf schien es sogar, als könnten sich die Bartenwetzer absetzen. Johannes Sellin hatte seinen zweiten Tempogegenstoß zum 11:8 im Gehäuse untergebracht. Doch der Faden riss, urplötzlich. Zudem sorgten einige zweifelhafte Entscheidungen der Referees nicht nur auf den Rängen für Unverständnis und Pfeifkonzerte. Die Gäste nutzten das eiskalt aus, spielten ihren Part konzentriert weiter und hatten nach 27 Minuten durch einen Tempogegenstoß von Marcel Schiller wieder Gleichstand erreicht (12:12). Den Anton Halén, Daniel Fontaine und Marcel Schiller sogar in ein 13:15 verwandelten, was Momir Rnic mit seinem siebten Treffer bis zur Halbzeit nur noch verkürzen konnte.

Der zweite Durchgang eröffnete mit einem Höhepunkt der negativen Sorte. Felix Lobedank streckte Nenad Vuckovic zehn Meter vor dem Tor beim Kreuzen mit gestrecktem Arm zu Boden, was bei Robert Schulze und Tobias Tönnies ohne lange Diskussionen zu einer direkten Disqualifikation führte. Melsungens Kapitän revanchierte sich dafür auf seine Weise, ging durch bis zum Kreis und setzte das feine Anspiel von Michael Müller zum 15:16 in die Maschen (32.). Zu mehr reichte es in der Überzahl jedoch nicht, weil Philipp Müller mit seinem Versuch nur den Pfosten traf.

Und als Göppingen wieder komplett war, legten die Grün-Weißen sogar noch eine Schippe drauf. Vor allem Michael Kraus drehte mächtig auf und glänzte nicht nur als Initiator, sondern auch als Torschütze. Über 15:18 (34.) setzte sich seine Mannschaft, nicht zuletzt dank dreier Kraus-Tore, bis auf 18:23 ab (41.), Vieles deutete darauf hin, dass dieser Zwischenspurt der Schwaben schon die Vorentscheidung gewesen sein könnte. Zumal sich die Fehler bei der MT häuften. Doch neuer Schwung kam mit der Einwechslung von Per Sandström, der gleich gegen Marcel Schiller Sieger blieb. Momir Rnic war es schließlich, der mit seinem zehnten Treffer bei bis dahin elf Versuchen den 22:24-Anschluss in Unterzahl erzielte, und Gästetrainer Magnus Andersson zur Auszeit zwang (46.).

Mit einer Sonderbewachung von Michael Kraus durch Jeffrey Boomhouwer ging es in die Schlussviertelstunde. Melsungen kämpfte sich noch weiter ran, weil Sandström einen Wurf von Bojan Beljanski parierte. Die Stimmung kochte anschließend über, denn während Christian Hildebrand den Abpraller zum 26:27 veredelte, leistete sich Beljanski eine Tätlichkeit an Michael Müller. Die jedoch wurde nur mit zwei Minuten bestraft, gleichzeitig ging Rnic wegen eines angeblichen Wechselfehlers. Und noch lauter wurde es kurz darauf, als auch Nenad Vuckovic vom Feld musste. Die Partie drohte dem Referees aus den Fugen zu geraten, und auch das Kampfgericht hatte alle Hände voll zu tun.

Vier Minuten fiel kein Tor mehr, ehe Michael Kraus mit einem verdeckten Wurf den Bann brach. Zarko Sesum konnte sogar erhöhen, weil Philipp Müller sich einen Ballverlust erlaubte. Und als Sesum nach dem nächsten technischen Fehler von Hildebrand auf 26:30 stellte, war die Partie für die MT weg. Dass Primoz Prost Michael Müllers Geschoss mit einem Reflex über die Latte lenken konnte und anschließend auch gegen den bis dahin so treffsicheren Rnic parierte, passte ins Bild der glücklosen Nordhessen an diesem Abend.

Stimmen zum Spiel

Michael Roth: Glückwunsch an Göppingen, deren Sieg verdient war. Wir haben heute schon diesen Druck gespürt und schwere Beine gehabt. Dazu war das Abwehrzentrum nicht so gut wie sonst, Michael Kraus und Tim Kneule kamen mit ihren Würfen immer wieder durch. Dazu war mit zunehmender Spieldauer auch die Torwartleistung nicht so da. In der entscheidenden Phase haben wir dann einige falsche Entscheidungen getroffen. Wir waren heute nicht in der Lage, unser Speil durchzudrücken. Jetzt setzen wir alles daran, wenigstens Platz sechs noch zu holen.

Magnus Andersson: Wir sind nach diesem Sieg natürlich überglücklich. Insgesamt haben wir ein gutes und spannendes Spiel gesehen. Im defensiven Spiel hatten wir anfangs leichte Probleme, aber dafür haben wir im Angriff richtig gut gespielt. In der Schlussphase war ich etwas nervös. Denn Felix Lobedank hatte früh in der zweiten Hälfte schon die Rote Karte bekommen, und insgesamt war die Mannschaft müde. Aber das Team hat sich zurückgekämpft, und so freuen wir uns über diese beiden Punkte.

Statistik

MT Melsungen: Appelgren (10 P. / 22 G.), Sandström (5 P. / 10 G.); Maric, Sellin (2), Schröder, Hildebrand, Danner (2), P. Müller (1), Boomhouwer, Rnic (11/6), Allendorf, Vuckovic (4), M. Müller (7).

Frisch Auf! Göppingen: Prost (2 P. / 2 G.), Marinovic (x P. / x G.); Kraus (6), Kneule (7), Oprea, Schoch, Schöne (1), Späth, Beljanski (2), Lobedank, Sesum (4), Fontaine (1), Schiller (7/1), Halen (4/4).

Schiedsrichter: Robert Schulze (Magdeburg) / Tobias Tönnies (Magdeburg).

Zeitstrafen: 10 – 8 (P. Müller 34:57, Danner 39:38, Boomhouwer 43:05, Rnic 49:58, Vuckovic 50:55 – Sesum 11:53, Lobedank 18:07, Späth 48:26, Beljanski 49:58).

Disqualifikation: Lobedank (FAG, 31:26).

Strafwürfe: 8/6 – 8/5 (Schiller scheitert an Appelgren, 2:55 Min; Sellin scheitert an Marinovic, 3:33; Kraus scheitert an Appelgren, 7:35; Halén über das Tor, 43:07; Sellin an die Latte, 51:52).

Zuschauer: 3.873 in der Rothenbach-Halle, Kassel

Die nächsten Spiele:
Mittwoch, 27.05.2015, 20.15 Uhr: HBW Balingen-Weilstetten – MT (Sparkassen-Arena, Balingen)
Samstag, 30.05.2015, 15 Uhr: Bergischer HC – MT (Uni-Halle, Wuppertal)
Freitag, 05.06.2015, 20 Uhr: MT – TSV Hannover-Burgdorf (Rothenbach-Halle, Kassel), Saisonende

(Bernd Kaiser)