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Tobias Stang Vierter über 400 Meter Hürden

Tobias Stang, zweiter von links, hatte technische Probleme beim Überlaufen der Hürden. Foto: nhDarmstadt/Melsungen. Mit drei Finalteilnahmen und einem neunten Platz kehrten die vier Athleten der MT 1861 Melsungen von den Landesmeisterschaften der Männer und Frauen aus Darmstadt zurück und bewegten sich damit noch innerhalb jener Grenzen, die bei realistischer Einschätzung vorher zu ziehen waren. Betrachtet man die Einzelleistungen etwas näher, so kommt man zu der Erkenntnis, dass sie etwas unter dem Ansatz blieben. Dennoch ist für die nächsten Meisterschaften Opitimismus erlaubt, Euphorie allerdings verboten.

Als erste der vier Melsunger Teilnehmer stieg Katharina Wagner über 200 Meter in die Meisterschaftswettbewerbe ein. Ihre guten Trainingsleistungen deuteten darauf hin, dass sie eine Zeit um 26 Sekunden laufen und somit ihre Bestzeit von 26,58 Sekunden erheblich verbessern konnte. Entsprechend optimistisch ging sie an den Start.Aber der starke Gegenwind, der den Sprinterinnen ins Gesicht bließ, war nicht leistungsfördernd und beeinflusste die Motivation negativ. Katharina erwischte einen guten Start und rannte auf der Außenbahn rasant an. Eingangs der Zielgeraden hatte sie noch Kontakt zu Larissa Mathes (TV Heppenheim) und zu Milena Hümmer von der TG Camberg. Aber 50 Meter vor dem Ziel verkrampfte sich ihre Muskulatur im linken Bein, so dass sie nicht mehr optimal sprinten konnte. Da sie annahm mit einer Zeit über 28 Sekunden ihr Rennen beendet zu haben, verstaute sie ihre Trainingssachen in der Sporttasche, um den Nachmittag als Zuschauerin zu genießen.

Die vier MT-Teilnehmer bei den Landesmeisterschaften in Darmstadt. Foto: nhAls nach über einer halben Stunde die Ergebnisse veröffentlicht wurden, hatte die 20-jährige Studentin für Kunstgeschichte ein lachendes und ein weinendes Auge. Zum einen durfte sie sich freuen, denn sie hatte bei einem Gegenwind von 1,6 m/sec hinter der glänzend aufgelegten Julia Gerter (Eintracht Frankfurt, 25,09) und Larissa Mathes (25,76 Sek.) sowie Milena Hümmer (26,22) mit 26,48 Sekunden einen unerwarteten vierten Platz belegt und Svenja Buss außer Oberkleen, die mit 26,53 Sekunden nach Darmstadt anreiste, über eine halbe Sekunde abgenommen und sich außerdem noch mit der siebtschnellsten Zeit für das 200m-Finale qualifiziert. Aber nach ihrer Verletzung war an eine weitere Verbesserung ihres Hausrekordes nicht mehr zu denken. Bereits bei den ersten Steigerungsläufen machte sich ihr lädiertes Bein erneut bemerkbar. Dennoch trat sie im Finale wieder auf der Außenbahn an. Aber bereits nach wenigen Schritten war es aus. „Ich hoffe, dass es nichts Ernsthaftes ist, um schnell wieder fit zu sein. Meine körperliche Verfassung ist gut. Ich glaube, dass ich demnächst meine persönlichen Rekorde sowohl über 100 als auch über 200 Meter verbessern werde“, sagte sie, nachdem ihre Enttäuschung über das Mißgeschick verklungen war, denn ein fünfter Platz im Finale der schnellsten hessischen Frauen wäre möglich gewesen.

200m-Finale der Frauen mit Katharina Wagner, vorne links, die sich im Vorlauf bei 1,6 m/sec Gegenwind auf 26,48 Sek. gesteigert hatte. Foto: nhKarolin Siebert, ca 80 Meter nach dem 800m-Start beim Finale in Darmstadt. Foto: nhAnschließend wurde in zwei 800m-Zeitendläufen die Landesmeisterin ermittelt. Im zweiten schnelleren Lauf war auch Karolin Siebert vertreten. Nachdem die Vorbereitungen für die Hallensaison fast optimal verliefen und die 18-Jährige im Winter fast wöchentlich für positive Schlagzeilen sorgte, musste sie ab Mai ihre Saisonziele nach unten korriegieren. Zunächst verletzte sie sich beim Speerwurftraining für das Sportabitur, so dass sie fast vier Wochen kein intensives Lauftraining durchführen konnte. Danach folgten Abi-Stress, eine einwöchige Abschlussfahrt nach Mallorca und schließlich am Abend vor den Meisterschaften in Darmstadt der Abi-Ball in Baunatal, wo mit weiteren 122 Abiturienten bis tief in die Nacht gefeiert wurde.

Nachdem Katrin Losse vom TV Gelnhausen im ersten Lauf starke 2:20,46 Minuten vorgelegt hatte, musste im zweiten Finallauf auf Tempo gelaufen werden, so dass für taktische Spielchen keine Zeit war. Leah Simon aus Kirchhain, die Jugendliche Lorena Keil (TV Rendel) und Silke Dittombee aus Bad Soden bestimmten die erste Runde mit einer Zeit unter 65 Sekunden. Karolin Siebert spielte zu diesem Zeitpunkt schon keine Rolle mehr, denn mit 68 Sekunden lag sie schon mehr als vier Sekunden hinter der Spitzengruppe. Als die zehn Läuferinnen zum letzten Mal auf die Zielgeraden kamen, lag Karolin hinter Nina Howorka aus Darmstadt nur noch auf Rang sieben. Aber auf den letzten Metern waren ihre Beine so schwer, dass sie auch den Antritt von Julia Pieper aus Wiesbaden nichts entgegenzusetzen hatte. In 2:22,13 Minuten schlitterte sie um 1,5 Sekunden als Neunte an einem Endkampfplatz vorbei. Das ist schade, aber kein Beinbruch.

Wenn Karolin von ihren Leistungen spricht – „fünf bis Sekunden weniger sind auf jeden Fall in diesem Jahr noch drin“ – , dann spürt man ihren Ehrgeiz und die Lust auf mehr. Sie setzt sie sich stets kurzfristige und realistische Ziele. In diesem Jahr wünscht sie sich auf einem guten Niveau Leistungen auf der Stadionrunde sowohl über 400 Meter als auch über 400m-Hürden zu erbringen. Und wer weiß, vielleicht „haut“ sie einen raus, so wie ihr Teamkollege Henri Alter, der im Vorjahr als 18-Jähriger bei bei den deutschen Meisterschaften den fünften Platz belegt hatte. Zumindest ist die Teilnahme bei den deutschen Jugendmeisterschaften in Jena das, was ihr als erstes einfällt, wenn man nach einem tollen 400 oder 400m-Hürdenrennen fragt. Und doch ist ein bisschen Skepsis dabei: „Vielleicht ist die Vorbereitungszeit zu kurz?“ Dennoch: Die 18-Jährige ist zuversichtlich und sie kann es auch sein. Schließlich hat sie in der Hallensaison die 400 Meter dreimal unter 59 Sekunden zurückgelegt und die 800 Meter als hessische Jugendmeisterin in 2:18 Minuten bewältigt.

Marie Wagner, zweite von links, lief zu langsam an und konnte auf der Zielgeraden die verlorene Zeit nicht mehr gutmachen. Foto: nhZum Abschluss der zweitägigen Meisterschaften standen die 400m-Hürden auf dem Programm. Auch Marie Wagner gehörte zu den abi-gestressten Athletinnen, die nach den Abitur eine Woche „Erholung“ auf Mallorca machten und am Abend vor den Landesmeisterschaften in Darmstadt bis zum frühen Morgen am Abi-Ball in Baunatal teilnahm. Die 18-Jährige lief langsamer als sonst an und fühlte sich nach eigenen Angaben etwas müde. Am Ende belegte sie mit 71,02 Sekunden den siebten Platz. Eileen Demes aus Neu-Isenburg, die an der letzten Hürde hängenblieb sicherte sich dennoch den Sieg mit 64,21 Sekunden vor Cathrin Wicke vom TV Bad Schwalbach (66,17) und Janine Wampula vom TV Gelnhausen, die nach 67,03 Sekunden das Ziel erreichte. „Das ist schade, denn unter normalen Umständen wären Karolin und Marie in der Lage gewesen, Zeiten knapp unter 67 Sekunden zu laufen“, sagte Alwin J. Wagner.

Im 400m-Hürdenlauf der Männer wurde Sven Medenbach (Goldener Grund) seiner Favoritenrolle gerecht und siegte unangefochten in 54,85 Sekunden. Dahinter liefen Aaron Röblitz (Biebesheim, 57,15) und Gunnar Habl (Wetzlar, 58,52) um Silber und Bronze. Noch spannender war der Zweikampf um Rang vier zwischen dem Melsunger Tobias Stang auf Bahn sieben und Klaus Heuchemer von der LG Seligenstadt, der eine Bahn vor ihm lief. Tobias, der im Training andeutete, dass er diese Strecke knapp unter 60 Sekunden laufen kann, fand vom Start weg gleich in einen guten Laufrhythmus und lief nach der ersten Hürde bereits auf Heuchemer auf. Im weiteren Verlauf der Strecke baute er seinen Vorsprung vor seinem Konkurrenten aus Seligenstadt aus. Doch auf der Zielgeraden musste er dem Gegenwind Tribut zollen. Man merkte ihm an, dass ihm wegen mangelnder Technik beim Überlaufen der Hürden, am Ende die Kraft fehlte. Zudem blies ihm noch der Wind ins Gesicht. Aber nach der letzten Hürde hatte er im Auslauf den längeren Atem, um den stark aufkommenden Senior aus Seligenstadt hinter sich zu lassen. Mit 61,21 Sekunden blieb Tobias Stang deutlich unter seiner Jahresbestzeit, die er bei seinen Titelgewinn als nordhessischer Meister im Kasseler Auestadion mit 62,70 Sekunden aufgestellt hatte. Der Leistungssprung habe sich im Training schon angedeutet, sagte Tobias, der unter 60 Sekunden bleiben wollte, um sich für die süddeutschen Juniorenmeisterschaften am 11. Juli in Kassel zu qualifzieren. Jetzt bleibt nicht mehr viel Zeit. (ajw)