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Schöner Ausblick: Windpark gefährdet Trinkwasserqualität

Immichenhain/Hattendorf. Die geplanten Windkraftanlagen (WKAs) im Gebiet „Die Gleiche“ in der Gemarkung Immichenhain werden erhebliche Beeinträchtigungen der Trinkwassersqualität im Nachbarort Hattendorf nach sich ziehen. Zu diesem Schluss kommt eine entsprechende Begutachtung des örtlichen Wasserschutzgebietes, die der Verein „Schöner Ausblick e.V.“ in Auftrag gegeben hat. Der Windpark wird von der Energiegenossenschaft Schwalm-Knüll projektiert, die Anrainerkommunen Schrecksbach und Ottrau planen sich mit jeweils einer WKA daran zu beteiligen.

Angefertigt hat das sachberaterische Gutachten Dipl.-Biologe Olaf Kiffel aus Mainz, der seit rund 20 Jahren beratende Tätigkeiten für Bürgerinitiativen, Vereine, Parteien und Einzelpersonen in immissionsschutzrechtlichen Verfahren wahrnimmt. Darüber hinaus berät Kiffel aber auch Städte und Kommunen in fachlich-rechtlicher Hinsicht, so zum Beispiel in der jüngeren Vergangenheit die Gemeinde Schrecksbach.

Im Falle „Die Gleiche“ enthält sein Gutachten folgende Feststellungen: Vier der aktuell noch sechs geplanten WKAs mit einer Nabenhöhe von jeweils 149 Meter/Gesamthöhe 206 Meter sind im Wasserschutzgebiet Hattendorf gelegen. Zur Errichtung dieser Anlagen ist jeweils ein Betonfundament mit einem Durchmesser von rund 25 bis 30 Metern und einer Tiefe von vier Metern notwendig. Da dieser Beton stark mit Schwermetall belastet ist und dieses beim Kontakt mit Wasser oder Boden ausgelöst wird, gelangen die Metallpartikel in den Boden und in das Grundwasser. Verstärkt wird dieser Effekt noch einmal durch den im Prüfgebiet vorhandenen, sauren Waldboden.

Erwartet wird laut Gutachten, dass jährlich bis zu ein Kilogramm Schwermetalle aus den Fundamenten ausgewaschen wird. Speziell für Cadmium werden dabei die gesetzlich zugelassenen Prüf- und Vorsorgewerte deutlich überschritten. Diese Belastung würde sich dann unmittelbar auf die Trinkwasserversorgung von Hattendorf und damit auch auf die Bürger als Nutzer auswirken. Geteilt wird diese Einschätzung auch von den Stadtwerken Alsfeld.

Schöner Ausblick-Vorstandsmitglied Dr. Martin Böhm, Internist und zuvor langjähriger Ärztlicher Leiter des Alsfelder Kreiskrankenhauses, schlägt ob dieser schleichenden Form der Schwermetallvergiftung, speziell mit Cadmium, Alarm: „Dieses Schwermetall lagert sich im menschlichen Körper vorrangig in Niere, Lunge und Leber ab. Die ersten Anzeichen für eine Cadmiumvergiftung sind eher unspezifischer Art, zu den Symptomen zählen Müdigkeit, Kopfschmerzen und beginnende Anämie (Blutarmut), sowie neurologische Störungen. Einmal aufgenommenes Cadmium wird zudem nur sehr langsam wieder ausgeschieden.

Auf Grund des vorliegenden des Gutachtens der Bürgerinitiative und der Stellungnahme der Stadtwerke Alsfeld zur Gefährdung der Trinkwasserqualität fordert die Bürgerinitiative Schöner Ausblick e.V. die Politiker der betroffenen Kommunen Alsfeld, Schrecksbach und Ottrau sowie die Regierungspräsidien Nord- und Mittelhessen als zuständige Genehmigungsbehörden daher zum sofortigen, einvernehmlichen Handeln auf: Zwingend Durchführung einer Umweltverträglichkeitsvollprüfung für das Gebiet „Die Gleiche“. Da nach Einschätzung aller Beteiligten eine vergleichbare Gefährdung auch beim Bau von WKAs in der „Dick“ vorliegen kann, ist aus Sicht der Bürgerninitiative auch eine Umweltverträglichkeitsvollprüfung für dieses Areal unumgänglich.

Dr. Sachiko Scheuing, 1. Vorsitzende von „Schöner Ausblick“ dazu: „Die Stadt Alsfeld hat, nicht zuletzt aufgrund der neuen Faktenlage, bereits entsprechend reagiert: Auf der Stadtverordnetenversammlung am 16. Juli 2015 haben alle Fraktionen einstimmig beschlossen, das Projekt ,Die Gleiche‘ aufgrund der massiven Beeinflussung der Lebensqualität der Anwohner zu beklagen. Dies ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Weiterhin müssen aber auch die Gemeinden Ottrau und Schrecksbach, vertreten durch die Bürgermeister Miltz und Schultheiß, die eine Beteiligung am Windpark „Die Gleiche“ planen, den neuen Erkenntnissen Rechnung tragen und ihre Entscheidung zwingend notwendig überdenken. Dieses ökologisch und ökonomisch sowieso schon mehr als fragwürdige Projekt jetzt noch weiter zu unterstützen, wäre ein fatales Signal. Und nicht zuletzt sollten die Regierungspräsidien in Kassel und Gießen begreifen, dass ihre Vorgehensweise in Bezug auf das Ausweisen von Vorrangflächen nicht länger so isoliert und unkoordiniert nebeneinander her laufen darf. Weil keiner in Grenzgebieten die Planung des Nachbarn berücksichtigt, wurden zum Beispiel im Fall Ottrau bereits Umzingelungstatbestände generiert, Mediationsverfahren laufen ohne die Beteiligung betroffener Parteien ab und im Fall ,Die Gleiche‘ liegt der Verursacher des Problems in dem einen, die betroffenen Bürger im anderen RPZuständigkeitsbereich. Diese Arbeitsweise ist einer deutschen Verwaltungsbehörde unwürdig.“ (red)



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