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Lorenz Funck verbesserte sich beim PSV-Meeting

Lorenz Funck. Foto: nhKassel/Melsungen. Die Wettkämpfe des PSV-Meetings wurden im Kasseler Auestadion mit vier 800m-Läufen eröffnet. Karolin Siebert, die an diesem Tag neunzehn Jahre alt wurde, durfte im nicht gut besuchten Auestadion mit der Startnummer 19 ihre beiden Runden drehen. Die hessische Jugend-Hallenmeisterin wollte die 800m nach ihrer Verletzungspause zum ersten Mal im Freien unter 2:20 Minuten zurücklegen.

Mit Patrizia Spanke aus dem niedersächsischen Molbergen sowie mit Barbara Stoll (Paderborn), Sarah-Fleur Schulze (TuS Wunstorf) und Anne Hegewald (Waldstrasse Wiesbaden) waren vier Mittelstreckenläuferinnen am Start, die schon in diesem Jahr unter 2:20 Minuten gelaufen waren.

Während Karolin Siebert auf Bahn drei startete, legte die eine Bahn vor ihr laufende Patrizia Spanke wie die Feuerwehr los, aber das Geburtstagskind ließ sich nicht abschütteln. Nach 32,7 Sekunden für die ersten 200 Meter wurde sie mit 67,1 Sekunden für die erste Runde gestoppt. Die Frage, die sich nach der guten Zwischenzeit stellte, lautete: Wie lang kann sie dieses schnelle Tempo halten? Auf den nächsten 200 Metern musste sie nach 37,6 Sekunden den Anschluss zur Spitze abreißen lassen. Dennoch durfte man nach ihrer 600m-Leistung (1:44,8) noch eine Zeit unter 2:20 Minuten erwarten.

Am 19. Geburtstag mit der Startnummer 19 -  Karolin Siebert. Foto: nhWährend an der Spitze Patrizia Spanke das Tempo noch einmal verschärfte, so dass die Frage nach der Siegerin beantwortet war, kämpften Barbara Stoll und Sarah-Fleur Schulze um die Plätze zwei und drei. Karolin Siebert, die sich wieder erholt hatte, lief in unmittelbarer Nähe hinter der Jugendlichen aus Wunstorf, konnte sie aber nicht mehr abfangen. Patrizia Spanke holte sich mit 2:16,64 Minuten den Sieg vor Barabar Stoll (2:17,64) und Sarah-Fleur Schulze (2:18,19). Karolin, die in ihren Geburtstag hineinfeierte, verbesserte sich auf gute 2:19,36 und blieb vor Anne Hegewald (2:20,85 Minuten). Mit dieser Zeit nimmt sie in der aktuellen 800m-Bestenliste des Hessischen Leichtathletik-Verbandes Rang vier in der U20 vor Lotte Meyberg (TV Groß-Gerau, 2:20,67) ein.

Im B-Finale stand mit Christian Schulz, das Mittelstrecken-Ass von der Melsunger Turngemeinde. Sofort nach dem Startschuss übernahm Felix Bromman das Führung. Der 25-Jährige aus Hannover, der mit seiner Meldezeit von 1:52,25 Minuten zunächst für den A-Lauf vorgesehen war, musste wegen einiger Nachmeldungen für den A-Lauf in den dritten von vier Läufen wechseln. Neben dem ein Jahr jüngeren Robin Eckert (Wunstdorf) und dem gleichaltrige Konrad Finck vom LAZ Gießen (1:57,45) waren auch die beiden Eschenburger Samuel Eitzenhöfer (1:58,40 Min.) und Stefan Thum (1:59,20) in diesem Jahr die 800 Meter unter zwei Minuten gelaufen. Auch Max Fuchs (LG Reinhardswald), Friedrich Biniok (Wunstorf) und Christian Schulz hatten sich vorgenommen in diesem B-Finale zum ersten Mal unter zwei Minuten zu bleiben.

Christian Schulz überzeugte mit einem fulminanten Spurt als Zweiter  im 800m-Lauf. Foto: nhKomplettiert wurde dieses Feld illustre Feld durch Juliya Stepanowa (LAZ Olympia Berlin), die eine Zeit um zwei Minuten anpeilte und durch die deutsche 1500m-Meisterin Maren Kock aus Regensburg. Nach Absprache sollte Christian Schulz für die beiden Frauen als Pacemaker fungieren und die erste Runde in 58,5 Sekunden anlaufen. Leider hatte der Jugendliche aus Röhrenfurt noch nicht das richtige Tempogefühl und war nach der ersten Hälfte mit 59,8 Sekunden etwas mehr als eine Sekunde langsamer als geplant. Längst hatte Felix Bromman das Kommando übernommen. Nachdem Christian Schulz nach dreiviertel der Strecke nur 1:32,5 Minuten vorzuweisen hatte, drehte er im Scheitelpunkt der letzten Kurve gewaltig auf und kämpfte wie ein Löwe.

Auf der Zielgeraden zog er seine Trumpfkarte und schaltete auf volle Fahrt. Mit einem fulminaten Schlussspurt spurtete er auf Bahn drei laufend von hinten an drei seiner Konkurrenten vorbei und sicherte sich hinter Felix Bromann (1:55,21) und Robin Eckert (1:58,37) den dritten Platz. Mit der neuen Bestzeit von 2:00,41 Minuten bezang er zum ersten Mal die höher eingeschätzten Samuel Eitzenhöfer (2:00,64) und Konrad Finck (2:00,87). Max Fuchs (2:02,32), Friedrich Biniok (2:04,49) und Stefan Thum (2:05,06) spielten in diesem B-Finale keine besondere Rolle und landeten auf den Plätzen sieben, neun und zehn. Juliya Stepanowa, die Kronzeugin im russischen Doping-Skandal, erreichte als Achte nach 2:03,74 Minuten das Ziel; Maren Kock wurde mit 2:05,69 Minuten als Elfte gestoppt.

So sah es lange im 5000m-Lauf aus- Jonas Simon vor Tom Ring und den beiden Läuferinnen aus Äthiopien, aber Lorenz Funck ließ sich nicht abschütteln. Foto: nhDa im A-Endlauf mit den Zwillingen Aleksi und Jaakkima Roesler von der SG Schlüchtern zwei Jugendliche vertreten waren, die bei der U20-EM in Eskilstuna (Schweden) für Deutschland in der 4x400m-Staffel Bronze holten, war klar, dass Christian nach dem A-Finale seinen bisher noch ersten Rang an die Roesler-Zwillinge abgeben und in der Endabrechung auf Rang drei landen würde. Aber zur Überraschung fiel das Melsunger Mittelstrecken-Ass nur einen Platz zurück, weil nur Aleksi mit 1:56,94 Minuten schneller war als Christian. Jaakima Roesler enttäuschte mit 2:03,04 Minuten und landete in der Jugendwertung knapp vor dem Fünften Benjamin Lückert aus Steinatal (2:04,14).

„Ich hatte mir vorgenommen, heute vor den Augen meiner Mutter und meines Großvaters zum ersten Mal die beiden Stadionrunden unter zwei Minuten zu laufen. Aber ich lief nicht schnell genug an“, gab sich der 18-Jährige selbstkritisch.

Da nach dem Märchen vom „Tischlein deck dich!“ alle guten Dinge drei sein sollen, wartete man mit Spannung auf den 5000m-Lauf, für den auch Lorenz Funck gemeldet war. Und für den Jugendlichen aus Obermelsungen, der im Vorjahr die zwölfeinhalb Stadionrunden in 17:21 Minuten lief, sollte ein Märchen wahr werden. Nachdem er sich in Eschwege bei den hessischen Meisterschaften als Sechster bereits auf 16:40,70 Minuten verbessern konnte, hatte sich an diesem Abend einiges vorgenommen. Er wollte nicht nur den Kontakt zu Jonas Simon (LG Eder), der ihm als Vierter bei den Jugendmeisterschaften sechzehn Sekunden abgenommen hatte, so lang wie möglich halten. Lorenz wollte auch seine 5000m-Bestzeit klar unterbieten. Dafür wurde ein Zeitplan ausgearbeitet, der als Anhaltspunkt für eine Zeit unter 16:25 Minuten dienen sollte. Obwohl die groß in der Presse angekündigte Deutsche Halbmarathon-Meisterin Simret Restle-Apel fehlte, starteten zwei schnelle Läuferinnen aus Äthiopien in diesem Rennen, für die eine Endzeit um 16 Minuten prognostiziert wurde.

Start zum 800m-Lauf.  Auf Bahn drei das Geburtstagskind Karolin Siebert. Foto: nhMan musste Addisalem Demeke Mekonen auf der Rechnung haben, denn die seit kurzem in Coburg lebende Läuferin, reiste mit einer Bestzeit von 32:20 Minuten über 10 km an. Die Halbmarathondistanz hatte sie schon in 1:10:13 Stunden zurückgelegt. Auch Melat Kejeta, die für die Eintracht Frankfurt startet, trumpfte beim Paderborner 10 km-Lauf mit 34:15 Minuten auf. Hinzu kamen noch die beiden Lokalmatadoren Tom Ring und Hendrik Franke und der schon erwähnte Jonas Simon von der LG Eder.

Nach dem Startschuss durch Wolfgang Betzin (Kassel-Wehlheiden) setzte sich dieses Quintett sofort an die Spitze des Feldes, aber die Post ging nicht ohne Lorenz Funck ab. Der 18-Jährige, der im nächsten Jahr noch einmal in der U20 startberechtigt ist, besaß den Mut, das angeschlagene Tempo mitzulaufen. Es war ein riskantes Spiel, denn bis auf Hendrik Franke, der mit 16.30 Minuten gemeldet war, hatten sich die anderen eine Endzeit unter 16 Minuten vorgenommen.

Die ersten tausend Meter passierte diese Gruppe in 3:13 Minuten, und Lorenz war über zwei Sekunden schneller als geplant. Nach fünf Runden wurden für den Obermelsunger 6:24 Minuten notiert. Da er immer noch mithielt, waren die Trainer, die am Bahnrand standen und ihre Schützlinge mit Zwischenzeiten versorgten, überrascht. Hendrik Franke hatte sich schon längst von der Spitzengruppe verabschiedet, als Lorenz die 3000m-Marke nach 9:37,5 Minuten passierte. Im Vorjahr blieb er bei der Heiligenröder Laufserie mit 9:55,4 Minuten zum ersten Mal unter zehn Minuten. Jetzt war er bei diesem 5000m-Lauf fast 20 Sekunden schneller und wirkte keineswegs müde. So sehr sich auch Jonas Simon mühte, er konnte seinen hartnäckigen Begleiter von der MT Melsungen nicht abschütteln. Da das Führungsquartett auch den vierten Kilometer ohne Temposteigerung lief, dachte Lorenz gar nicht daran, langsamer zu werden, so dass er die zehn Stadionrunden unter 13 Minuten zurücklegte. Er war sogar möglich, eine Endzeit unter 16:15 Minuten zu erzielen. Seine Eltern, die auf der Tribüne saßen, feuerten ihren Sohn an. Und dieser ließ es sich nicht nehmen, die letzte Runde unter 75 Sekunden zu laufen. In der letzten Kurve vor dem Ziel überholte er Melat Kejeta und kam auf der Zielgeraden sogar Jonas Simon immer näher. Für kurze Zeit sah es sogar so aus, als ob er ihn noch abfangen würde. Als Stadionsprecher Winfried Aufenanger die Siegerzeit für Tom Ring mit 15:59 Minuten bekanntgab, war Lorenz Funck keine 70 Meter mehr von der Ziellinie entfernt. Als er diese überlief, blieb die elektronische Uhr für ihn bei 16:11,97 Minuten stehen.

Christian Schulz. Foto: nhNach Tom Ring (15:59,15), holte sich Addisalem Demeike Mekonnen (16:04,89) als Zweite den Sieg bei den Frauen. Jonas Simon verbesserte sich auf 16:10,81 Minuten und gewann die Jugendwertung. Aber er musste alles geben, denn nur wenige Schritte dahinter verbesserte sich Lorenz Funck um fast ein halbe Minute. „Lorenz wurde für seinen Mut und seinen großartigen Kampfgeist mit einer großartigen Zeit belohnt, von der er im Vorjahr nicht einmal geträumt hatte“, sagte Alwin J. Wagner, der seinen Schützling für den letzten Kilometer in 3:13 Minuten gestoppt hatte. Am kommenden Wochenende versucht Lorenz die Meile zum ersten Mal unter fünf Minuten zu laufen, um dann eine Woche später eine neue 3000m-Bestzeit in Borken aufzustellen. (ajw)