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MT siegt mit 30:27 in Eisenach

Marino Maric, der mit sechs Treffern beste Feldtorschütze des Spiels insgesamt. Foto: HartungEisenach/Melsungen. In einer heiß umkämpften Partie des dritten Spieltages der DKB Handball-Bundesliga bewies die MT Melsungen die etwas besseren Nerven und siegte beim Aufsteiger ThSV Eisenach nach einem 12:13-Halbzeitrückstand mit 30:27. Vor 2.394 Zuschauern in der Eisenacher Werner-Aßmann-Halle waren Michael Allendorf mit 7 Toren (davon 4 Siebenmeter) und Marino Maric mit 6 Toren die besten Schützen auf Seiten der Nordhessen. Für die Gastgeber trafen Dirk Holzner (8/5) und Bogdan Criciotoiu (5) am häufigsten. Mit diesem dritten Sieg im dritten Spiel bleibt die MT weiterhin in der Spitzengruppe.

Das geht ja gleich gut los, dachte sich wohl Michael Allendorf, als er sich nach nur 57 gespielten Sekunden auf der Strafbank wiederfand. Aber als eine Minute später MT-Regisseur Nenad Vuckovic trotz Unterzahl den ersten Treffer des Spiels erzielte und kurz darauf Johan Sjöstrand ein Geschoss des Eisenacher Rückraumriesen Azat Valiullin (2,07 m) entschärfte, war aus Sicht der Gäste die Welt zunächst wieder in Ordnung.

Auf der anderen Seite erwiesen sich die Wartburgstädter als hartleibiger Kontrahent, der sich nicht so leicht abschütteln lassen wollte, wie noch vor drei Wochen im DHB-Pokalspiel. Auch wenn sich die MT nach rund neun Minuten durch Allendorfs dritten Treffer mit drei Toren absetzen konnte.

Den ThSV ficht das nicht besonders an. Holzner und Celica brachten die Blauweissen relativ rasch wieder heran (5:6, 13. Min.). Gut nur, dass MT-Keeper Sjöstrand die ganze Zeit über auf dem Posten war und mit bis dahin vier Paraden maßgeblich dazu beitrug, dass die Nordhessen einen kleinen Vorteil hatten.

Den bewahrten sie sich nahezu die gesamte erste Spielhälfte über. Aber eben nur fast. Denn nachdem Felix Danner Branimir Koloper regelwidrig am Wurf gehindert hatte, und dessen Mannschaftskamerad Dirk Holzner in der 26. Minute den fälligen Strafwurf zum 11:12-Anschlusstreffer nutzte, witterten die Hausherren wieder Morgenluft.

Und plötzlich kam Hektik auf. Binnen 23 Sekunden sprachen die beiden Unparteiischen gleich drei Zeitstrafen aus. Erst gegen Eisenachs Criciotoiu, kurz darauf gegen Melsungens Rnic und danach gegen Eisenachs Heinemann. Die Gäste bekamen einen Siebenmeter zugesprochen, Boomhouwer trat an, fand allerdings im eigens eingewechselten Redwitz seinen Meister. Das war die vertane Chance der MT, sich mit zwei Toren Abstand wieder etwas Luft zu verschaffen.

Als die Hallenuhr 26:43 Minuten anzeigte, nahm ThSV-Trainer Petkovic beim Stand von 11:12 eine Auszeit. Die schöpferische Pause fruchtete umgehend, Celica machte den Ausgleich. Die MT schien sich davon in der Tat etwas beeindrucken zu lassen. Nacheinander scheiterten Danner und Sellin mit Wurfversuchen am immer stärker werdenden Verkic und zwischendurch ereilte Philipp Müller auch noch eine Zwei-Minutenstrafe. Gut aus MT-Sicht, dass auch Verkic’s Gegenüber Sjöstrand hellwach war und Valiullin einen weiteren Ball abkaufte. Zudem blockte Vuckovic erfolgreich gegen Criciotoiu.

Als wenig später Danner ein weiteres Duell gegen sein Kreisläuferpendant Koloper verlor, Eisenach daraufhin einen Siebener zugesprochen bekam, packte Strafwurfspezialist Holzner die Gelegenheit beim Schopfe und sicherte seinem ThSV mit dem Halbzeitpfiff den etwas überraschenden 13:12-Vorteil.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt hatten sich sämtliche Vergleiche mit dem drei Wochen zuvor stattgefundenen Pokalspiel verboten. Damals ging’s mit einer Melsunger 16:6-Führung in die Kabinen. – Keine Frage, das war in diesem Punktspiel ein ganz anderer ThSV.

Die favorisierte MT schien mit diesem neuen Kräfteverhältnis aber auch zu Beginn der zweiten Spielhälfte  nicht klar zu kommen. Statt wieder das Heft in die Hand zu nehmen, musste sie in kurzer Folge gleich drei Treffer der immer selbstbewusster werdenden Thüringer hinnehmen. Bahnte sich beim 16:13 (33. Min.) gar eine faustdicke Überraschung an?

Das wollten die Nordhessen nicht heraufbeschwören und kämpften sich zurück in die Partie. Rnic aus der Distanz und Maric vom Kreis mit einem lupenreinen Hattrick rückten die Verhältnisse binnen sieben Minuten aus Sicht der Gäste wieder gerade (18:19, 40.). Davor gab es eine Schrecksekunde bei der MT, als sich Allendorf, der gerade noch einen Strafwurf verwandelt hatte, an den Oberschenkel fasste und vom Feld humpelte. Damit sollte für den Linksaussen die Partie gelaufen sein.
Velimir Petkovic sah sich nun gezwungen, der Melsunger Offensive mittels Timeout Einhalt zu gebieten. Und auch diesmal bewies er damit ein gutes Händchen. Spielmacher Daniel Luther gelang kurz nach Wiederanpfiff der Ausgleich.

Immer zäher wurde nun das Ringen um Tore. Dabei erwiesen sich die Blauweissen etwas geschickter. Michael Müller scheiterte mit einem Wurfversuch an Verkic, während auf der anderen Seite erneut Luther und dann Koloper ihre Gelegenheiten zum Zwischenstand von 21:19 nach gespielten 44 Minuten nutzten.

Michael Roth nahm ebenfalls an der richtigen Stelle eine Auszeit und brachte anschließend mit Timm Schneider und Keeper René Villadsen neue Kräfte. Und die beiden fügten sich gleich gut ein. Als erstes bedankte sich der Rückraumspieler für seine Einwechslung mit dem Anschlusstreffer zum 22:21, danach parierte der Melsunger Keeper einen Ball von Celica. Das schien den Rotweissen wieder etwas mehr Sicherheit zu geben, denn Maric erzwang nach Anspiel von Philipp Müller den Ausgleich (22:22, 47.).

Mehr und mehr ging es dann in den Infight. Beide Kontrahenten schenkten sich nichts, waren entschlossen, den offenen Schlagabtausch zu suchen. Eisenach legte zweimal jeweils ein Tor vor, und beide Male glich die MT aus, ehe Timm Schneider in der 51. Minute das Leder zur 24:25-Führung in die Eisenacher Maschen drosch. Das Spiel entwickelte sich zusehends zum Krimi, die heißblütigen Fans der Gastgeber taten ihr Übriges dazu.

Eine Minute später machte Criciotoiu wieder den Ausgleich, kurz darauf kassierten die Thrünger eine Zeitstrafe. In der Überzahl verzog Michael Müller jedoch seinen Wurf. Den Fauxpas machte der Kapitän jedoch mit einem feinen Assist zu Sellin schnell wieder wett. Den nutzte der Rechtsaussen zum 24:25. Und Melsungen legte gleich nochmal nach. Diesmal von der anderen Seite in Person von Jeffrey Boomhouwer (25:27, 56.).

Dann wurde es richtig spannend: Erst kaufte Villadsen Hansen einen Ball ab, ehe es ihm sein Pendant Verkic beim Wurf von Danner nachmachte. Die Nerven behielt in der Folge wiederum Boomhouwer, der zum 25:28. traf. Da zeigte die Hallenuhr noch 3:31 zu spielende Minuten an.

Und wieder ein Break durch Petkovic’s Timeout und danach drei Treffer in Folge, jeweils im 30-Sekunden Takt: Valiullin – Maric – Celica. Woraufhin Michael Roth die Bremse zog, ebenfalls per Timeout, beim 27:27, als noch knapp zwei Minuten zu spielen waren. – Zwei Minuten, das hört sich wenig an, aber die können verdammt lang werden. Dachte sich wohl auch Timm Schneider, als er sich den Wurf nahm, jedoch in Verkic seinen Meister fand. Aber auch Holzner auf der anderen Seite zeigte Nerven, als er den Ball am Tor vorbeiwarf.

Wie man es besser macht, zeigte dann Michael Müller. Der MT-Kapitän, wieder mal Vorbild an Kampf und Leidenschaft, behielt kühlen Kopf im heissen Match und entschied mit dem 27:30, 23 Sekunden vor Schluss, das Spiel endgültig zugunsten seiner MT. Mit den Ligapunkten fünf und sechs im dritten Spiel bleiben die Nordhessen weiter auf Erfolgskurs, wenngleich es am Samstag gegen den nie aufsteckenden Aufsteiger durchaus auch hätte schief gehen können. (Bernd Kaiser)

Stimmen zum Spiel:

Vorstand Axel Geerken:
Das war ein kampfbetontes, aber keineswegs unfaires Spiel, bei dem wir uns das Leben manchmal selber schwer gemacht haben. Ein Problem war unsere Chancenausnutzung, wobei auf der anderen Seite auch die überragende Leistung des Eisenacher Torhüters anerkannt werden muss. In der spielentscheidenden Phase haben wir am Ende die Nerven behalten und dann doch noch die wichtigen Tore gemacht. Ein Spiel, in dem es nicht unbedingt rund läuft, noch so positiv abzuschließen, ist eine anerkennenswerte Leistung. Das hat unsere Mannschaft in ihrer Entwicklung wieder einen Schritt nach vorn gebracht. Letztlich war dieser Sieg auch verdient.

Trainer Michael Roth:
Es war uns klar, dass es nicht noch mal so einfach wird, wie vor drei Wochen im Pokal. Eisenach hat sich anders präsentiert, wollte offenbar auch seine beiden letzten Punktspielniederlagen vergessen machen. Schnell entwickelte sich ein Kampfspiel, das mit zunehmender Spieldauer auch hektischer wurde. Neun, allein schon in der ersten Halbzeit verteilte Zeitstrafen trugen nicht gerade zur Beruhigung bei. In einem solchen Spiel ist auch das Coachen nicht einfach. In der Pause haben wir das Motto ausgegeben, uns bloß nicht von der hitzigen Atmosphäre anstecken zu lassen, sondern eher unseren Erfahrungsvorsprung gegenüber dem ThSV in die Waagschale zu werfen. Das haben wir dann auch weitestgehend umsetzen können. Die Hereinnahmen von Marino Maric und in der Schlussphase von René Villadsen haben sich als gelungene Schachzüge erwiesen. Maric hat ein sehr gutes Spiel gezeigt und wichtige Tore gemacht, Villadsen hat in einer engen Phase einen Strafwurf und noch zwei weitere Bälle gehalten. Insgesamt war dieses Spiel, das in puncto Einsatz, Kampf und Dramatik alles geboten hat, für uns eine wichtige Erfahrung, aus der wir weiteres Selbstvertrauen schöpfen können. Etwas schade war, dass sich einige Eisenach-Vertreter nach dem Spiel nicht gerade als faire Verlierer zeigten, wie unter anderem im offiziellen Video von der Pressekonferenz zu hören ist.

Statistik:

ThSV Eisenach – MT Melsungen 27:30 (13:12)

ThSV: Verkic (13 P.), Redwitz (1. P.) – Wöhler, Luther (2), Celica (4), Ragnarsson (1), Schliedermann, Hansen (2), Urban, Holzner (8/5), Heinemann (1), Koloper (1), Valiullin (3), Criciotolu (5) – Trainer Petkovic.

MT: Sjöstrand (9 P.), Villadsen (2 P.) – Maric (6), Sellin (2), Forstbauer, Hildebrand, Danner (1), P. Müller (1), Boomhouwer (2), Rnic (3), Schneider (3), Allendorf (7/4), Vuckovic (3)4, M. Müller (2) – Trainer Roth.

Strafwürfe: 6/5 – 6/4 (Holzner scheitert an Villadsen, 50:07 Min. – Allendorf scheitert an Verkic, 24:28 Min.; Boomhouwer scheitert an Redwitz, 26:15 Min.)

Zeitstrafen: 12 Min. – 16 Min. (Luther, Celica, Heinemann, Valiullin, Criciotoiu, Petkovic – Maric, Sellin, 2x P. Müller, Rnic, Schneider, M. Müller).

Schiedsrichter: Christian vom Dorff / Fabian vom Dorff (Kaarst)

Zuschauer 2.394, Werner-Aßmann-Halle, Eisenach