- SEK-News – Online-Zeitung für den Schwalm-Eder-Kreis - https://www.seknews.de -

Funck überzeugte bei Straßenlaufmeisterschaften

Lorenz Funck beendete mit neuer Bestzeit von 34-50 Minuten seinen ersten Auftritt bei den deutschen Meisterschaften. Foto: nhBad Liebenzell/Melsungen. Während sonst in Bad Liebenzell die Gäste Kraft und Energie tanken, weil sich die Kurstadt als Oase der Erholung und Entspannung präsentiert, sah man am Wochenende im dortigen Kurpark viele erschöpfte, aber glücklich Ausdauerathleten. Bei den deutschen Straßenlaufmeisterschaften über 10 Kilometer wurde viel Kraft und Energie gelassen.

Bei den Männern gab es den erwarteten Sieg von Arne Gabius (Hamburg) in 28:44 Minuten vor U23-Sieger Amanal Petros (Bielefeld, 28,49) und Philipp Pflieger (Regensburg, 28:54). Unmittelbar nach dem Start setzten sich diese drei Ausdauerspezialisten mit dem deutschen 10 000m-Meister Mitku Seboka (Fürth) ab und drückten auf das Tempo. In der letzten Runde konnte der Fürther nicht mehr mithalten und musste Hendrik Pfeiffer (Wattenscheid, 29:37), Jan Flügel (Roth, 29:38), Jens Nerkamp (Kassel, 29,42) sowie Karsten Meier (Braunschweig, 29,43) vorbeiziehen lassen. Er landete mit 29:44 Minuten nur auf Rang acht. Bei den Langlaufspezialisten herrschte ein hohes Niveau, denn fünfzehn Läufer blieben in diesem Jahr unter den begehrten 30 Minuten

Lorenz Funck mit Trainer Alwin J. Wagner. Foto: nhBei den Frauen überzeugte die für Braunschweig startende Äthiopierin Fate Tola Geleto mit 31:56 Minuten. Die deutsche Meisterin über 10 000 m ließ von Beginn an keinen Zweifel an ihrem Sieg aufkommen und sorgte vom Start weg für das Tempo. Die viermalige deutsche Meisterin auf dieser Strecke, Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg), konzentrierte sich vier Monate nach ihrer Fuß-OP auf das Duell mit der 17 Jahre jüngeren Alina Reh (Erbach), die sich bei den deutschen Meisterschaften in Nürnberg über 5000 Meter den Titel gesichert hatte. Mit 32:59 Minuten holte sich „Mocki“ die Silbermedaille. Aber die Zukunkft gehört Alina Reh, die zweifache U20-Europameisterin, die auch im nächsten Jahr noch in der Jugendklasse startberechtigt ist. Sie gewann nicht nur die Meisterschaft in der U23 mit 33:35 Minuten, sondern verdrängte auch Simret Restle-Apel (Grün-Weiß Kassel, 33:42) auf Rang vier bei den Frauen.

In der U23 startete mit Lorenz Funck (MT Melsungen) ein Vertreter aus dem Schwalm-Eder-Kreis. Der 18-Jährige sollte bei seiner ersten deutschen Meisterschaft Erfahrungen sammeln, denn die MT-Langstrecken-Hoffnung ist auch im Jahr 2016 noch der Jugendklasse startberechtigt. Eine Woche vor diesem Meisterschaftsrennen absolvierte er einen 10 000m-Bahnlauf in Hamburg und lief sich dabei mit 34:26 Minuten in die TOP-TEN-Bestenliste des Deutschen Leichtathletik-Verbandes.

Von den 65 gemeldeten U23-Athleten gehörte ein Drittel noch der Jugendklasse an. Lorenz hatte sich in Bad Liebenzell zwei Ziele gesetzt: Zum einen wollte er seine Bestzeit von 35:16 Minuten unterbieten, die er im Frühjahr bei den nordhessischen Meisterschaften in Eschwege aufgestellt hatte. Andererseits hatte er sich vorgenommen, in der Altersklasse der U23 am Ende zu den besten 50 Straßenläufern in Deutschland zu gehören. Es kann vorweg genommen werden, dass er beide Ziele realisieren konnte.

Die flache Strecke, die fast vierzig Prozent am Ufer der Nagold entlang führte, musste viermal durchlaufen werden, denn eine Runde betrug etwas weniger als 2450 Meter. Nach der Schlussrunde hatten die Athleten noch etwas mehr als 200 Meter zu laufen, um das Ziel im Kurgarten zu erreichen.

Nach dem Rekordlauf schon fast wieder erholt - Lorenz Funck. Foto: nhLorenz Funck sollte die ersten beiden Runde jeweils in 8:30 Minuten zurücklegen, so dass er nach 17 Minuten in die dritte Runde laufen sollte. Aber nach der ersten Runde hatte er bereits zwölf Sekunden Rückstand auf den Zeitplan, der ihn knapp unter 34 Minuten bringen sollte. Nach der zweiten Runde zeigte die Stoppuhr bereits 17:17 Minuten. Als er in die letzte Runde lief, zeigte die Uhr, dass er mit 8:28 Minuten auf der dritten Teilstrecke schneller war und eine Aufholjagd startete. Da er die vierte und letzte Runde in 8:20 Minuten zurücklegte, konnte er noch viele Läufer überholen. Das Ziel erreichte er nach 34:50 Minuten.

„Schade, dass die erste Rennhälfte mit 17:17 deutlich langsamer als ursprünglich veranschlagt war“, sagte Alwin J. Wagner. „Lorenz hat nach seinem Rennen in Hamburg eine Trainingspause eingelegt und nicht mehr an den Stellschrauben gedreht, um die Form noch zu puschen. Das wäre nämlich nach hinten losgegangen“.

In der U23-Wertung belegte er Rang 43 und war damit hinter Jonas Simon (LG Eder, 34:18) der zweitbeste nordhessische Läufer in dieser Altersklasse. Nordhessenmeiser Challa Awel (LG Eder), der in den zurückliegenden Monaten Verletzungsprobleme hatte, erreichte zwei Sekunden hinter Lorenz die Ziellinie. Die Ausdauerspezialisten des PSV Grün-Weiß Kassel, die mit 31 Athleten die zahlenmäßig stärkste Abordnung stellten, belegten in der U23 die Ränge 47 (Hendrik Franke, 35:20), 48 (Leonardo Ortolando, 36:39) und 55 (Konrad Lang, 39:05 Minuten).

In der inoffiziellen Jugendwertung sicherte sich der Melsunger den 13. Platz knapp hinter den gleichaltrigen Joshua Klein (Karlsruhe, 34:46) und Janek Betting (Rhede, 34:48).

„Dieser 10km-Straßenlauf war für mich ein guter Härtetest, der auch Spaß gemacht hat. Als über 250 Läufer auf die flache 10km-Strecke geschickt wurden, stand ich beim Startschuss in der achten Reihe und fühlte ich mich zuversichtlich. Ich hatte mir bei diesen guten Bedingungen vorgenommen, so nah wie möglich an die 34 Minuten heranzulaufen. Aber schon bald merkte ich, dass es windmäßig nicht ganz ideal war, so dass ich langsamer als geplant anlief. Vielleicht steckten mir noch die 25 Stadionrunden von Hamburg im Hinterkopf? Ich dachte, lieber langsamer anlaufen und hinten raus schneller werden, als umgekehrt. Ich fühle mich immer besser, wenn ich die Konkurrenz am Ende überholen kann, statt selbst überholt zu werden“, sagte Lorenz Funck, der mit seinem Auftritt in Bad Liebenzell aber zufrieden war.

Wenn er in den kommenden Jahren mehr Kilometer im Training zurücklegt, wird er schon früher als erwartet sein ultimatives Ziel „Marathon“ erreichen. (ajw)