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MT Melsungen reist zum Meisterschaftsfavoriten

Nun fällt zum Flensburg-Spiel auch noch Nenad Vuckovic aus. Foto: HartungFlensburg/Melsungen. Sechs Siege in den ersten sechs Pflichtspielen der Saison – wenn man die beiden Begegnungen der ersten DHB-Pokalrunde hinzuzählt. Das ist die Erfolgsbilanz der MT Melsungen. In der DKB Handball-Bundesliga wurden Berlin und dann nacheinander mit Leipzig, Eisenach und Stuttgart alle drei Aufsteiger geschlagen. Am fünften Spieltag nun bekommen es die Nordhessen erstmalig mit einem ganz dicken Brocken zu tun.

Die ebenfalls verlustpunktfreie SG Flensburg/Handewitt, einer der heissesten Favoriten auf die Meisterschaft, empfängt das Roth-Team am Samstag um 19 Uhr in der Flens-Arena. Ausgerechnet jetzt sind aber die Ausfälle von vier Stammspielern zu beklagen. – Das Spiel wird von HNA Radio live via Internetstream übertragen.

Der Traumstart ist perfekt – nach dem 30:26-Sieg zuletzt gegen den TVB Stuttgart ist die MT Melsungen einer von nur drei Clubs in der DKB-Handball-Bundesliga, die nach dem vierten Spieltag noch ohne jeglichen Verlustpunkt dastehen. Das führende Dreigestirn wird komplettiert durch die Rhein-Neckar Löwen und die SG Flensburg/Handewitt. Und nun also das Duell zwischen der MT und der SG, den Gegner, den die Rotweissen noch nie in einem Pflichtspiel geschlagen haben.

Ob die in dieser Saison bislang makellose Bilanz den Nordhessen mehr Mut macht, dem “Angstgegner” endlich mal ein Bein stellen zu können? Der MT-Trainer relativiert: “Natürlich ist dies eine tolle Momentaufnahme. Wir haben einen Spielplan, der es zu Saisonbeginn gut mit uns meinte und wir haben die Punkte, die wir uns erhofft haben, auch geholt. Aber ansonsten ist ja noch gar nichts passiert. Die großen Brocken kommen jetzt erst”.

Michael Roths Blick auf den kommenden Gegner fällt dann auch relativ ernüchternd aus: “Flensburg ist ein ganz anderes Kaliber als unsere bisherigen Gegner. Das war schon sehr beeindruckend, in welcher Art und Weise die letzte Woche den THW Kiel niedergerungen haben. Diese Mannschaft ist die offensichtlich am besten besetzte der Liga und deshalb in dieser Saison zu Recht Favorit auf den Titel”. Um die krassen Außenseiterchancen seiner MT zu erhöhen, hat der Coach eine Idee: “Ich fahre jetzt schon so viele Jahre nach Flensburg und habe dort immer nur verloren. Deshalb überlege ich, mal zuhause zu bleiben. Vielleicht hat die Mannschaft ja ohne mich mehr Erfolg.”

Natürlich wird Roth seine Schützlinge nicht allein in den hohen Norden reisen lassen. Schließlich gilt es jetzt zu zeigen, dass der gute Lauf nicht von ungefähr kommt. Auch wenn es gegen die Aufsteiger fast erwartete Punkte waren, die geholt wurden, müssen solche Spiele erst einmal gewonnen werden. Was diese Siege Wert nämlich wert sind, lässt sich auch an Ergebnissen ablesen, die die Neulinge gegen andere Arrivierte erreicht haben: Stuttgart hatte bis dato jeweils nur ganz knapp gegen Wetzlar und Hamburg das Nachsehen, in Eisenach hat Lübbecke den Kürzeren gezogen und in Leipzig sogar der HSV und Magdeburg.

“Man geht natürlich immer in ein Spiel, um es zu gewinnen. Aber angesichts der momentanen Verletztensituation sind die Chancen natürlich rapide gesunken, um in Flensburg für eine Überraschung zu sorgen. Wir werden uns  in der Abwehr steigern müssen, um Chancen für schnelle Tore zu erarbeiten. Wenn das nicht gelingt, heisst es einfach, vorne  Geduld zu haben und nicht ins offene Messer zu laufen”, erklärt Roth.

Verzichten muss der MT-Coach, wie schon gegen Stuttgart, auf Michael Allendorf, der an einer Oberschenkelverletzung laboriert. Wenn also eine 5:1-Abwehrvariante gespielt werden sollte, in der der 28-jährige als Vorgezogener erste Wahl ist, wird sein Positionskollege Jeffrey Boomhouwer den Part übernehmen. Weiterhin nicht dabei sind auch die beiden Langzeitverletzten Malte Schröder und Patrik Fahlgren, wobei der Regisseur und Ex-Flensburger zumindest als Offizieller mit auf der Bank sitzt. Jüngste Hiobsbotschaft: Mit Nenad Vuckovic, der sich gegen Stuttgart eine Sehnenverletzung im Fuß zugezogen hat, fällt der nächste Spielmacher aus. Jetzt muss verstärkt Timm Schneider ran, der schon in Eisenach und zuletzt auch gegen Stuttgart gezeigt hat, dass er wichtige Akzente in engen Phasen eines Spiels setzen kann.

“Wir werden uns gut auf Flensburg vorbereiten und unser Bestes geben”, verspricht auch René Villadsen. Der Keeper hatte mit spektakulären Paraden in den Schlussphase gegen Eisenach und Stuttgart mit dafür gesorgt, dass die beiden Punkte an die Nordhessen gingen. Der Däne ergänzt augenzwinkernd: “Am Samstag  werde ich zusätzlich motiviert sein, schließlich kommt meine gesamte Familie zum Zuschauen und die will ich nicht enttäuschen”.

Das letzte Aufeinandertreffen der MT und der SG Flensburg/Handewitt war das Spiel im Vorbereitungsturnier erima Cup im August in Bremen. Dort unterlag die MT erst nach Siebenmeterwerfen. Im Jahr zuvor konnte sie beim gleichen Turnier den Favoriten sogar bezwingen. Ein Sieg, der leider nicht in die Bilanz der Pflichtspiele Eingang findet.

Fast wäre 2011 ein Coup in Flensburg gelungen, in der Saison, die durchaus Parallelen zur Gegenwart aufweist: Nach den Siegen gegen die Aufsteiger Hüttenberg und Hildesheim wurde auch der große HSV geschlagen. Genauso wie jetzt reiste die MT damals also mit weißer Weste nach Flensburg. Und prompt erreichten die Nordhessen mit der 25:28-Niederlage dort ihr zweitbestes Ergebnis. Noch knapper ging es in der Rückrunde der letzten Saison zu, als das Roth-Team den Blauweissen in Kassel ein 22:22-Remis abtrotzte.

Wie schwer kann also die MT diesmal dem mit Top-Spielern besetzten Team um Goalgetter Glandorf, Regisseur Mogensen und Zerberus Andersson das Leben machen? Apropos Andersson: Das Fernduell mit dessen schwedischen Nationalmannschaftskameraden im Tor der MT, Johan Sjöstrand, könnte dabei eine nicht unbedeutende Rolle spielen. (Bernd Kaiser)

Schiedsrichter in Flensburg: Martin Thöne / Marijo Zupanovic (Berlin); DHB-Spielaufsicht: Jörg Mahlich.

Liveroprtage: Via Internetstream auf www.hnaradio.de. (red)