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Über 10.000 Besucher bei 23. Hephata-Festtagen

Die Band Luxuslärm war live zu erleben. Foto: nhSchwalmstadt. „Auf eingezäunten Abenteuerspielplätzen werden Kinder keine Abenteuer erleben“, das war eine der Thesen, die Peter Holnick in seinem Referat zum Auftakt der 23. Hephata-Festtage am vergangenen Samstagvormittag vertrat. Holnick ist Geschäftsführer des Instituts für Medienpädagogik und Kommunikation Hessen und sorgte mit seiner fundierten und pfiffigen Bestandsaufnahme „Kindheit digital“ gleich für ein absolutes Highlight der Festtage, die insgesamt mehr als 10.000 Besucher auf das Stammgelände in Schwalmstadt-Treysa zogen.

Spaß, Abenteuer und eigene Entscheidungen, das brauchen Kinder – und auch Erwachsene – zum Wachsen. Die reale Welt biete dazu jedoch immer weniger Möglichkeiten, so Holnick. Lieber nicht Fahrradfahren, man könnte hinfallen. Lieber nicht in Pfützen springen, weil dann die Füße nass werden könnten. Lieber nicht in der Dämmerung durch den Wald gehen, man könnte überfallen werden. Immer mehr Erwachsene hätten immer mehr Angst, so Holnick, und gäben diese auch an ihre Kinder weiter. Dabei gelte doch: „Lernen und Entwickeln braucht Krisen. Eine Krise ist es, hinzufallen, ein blutendes Knie zu haben und wieder aufzustehen.“ Die meisten Kinder hätten jedoch keine blutenden Knie mehr. Und wenn Spaß, Abenteuer und eigene Entscheidungen nicht in der realen Welt zu treffen seien, Kinder sich vielleicht auch noch vor dieser in Acht nehmen sollten, dann sei eine Flucht in die virtuelle Welt fast schon logisch. Holnick plädierte jedoch im Umkehrschluss nicht für ein Verbot von Handy, Computer und Co., wohl aber für einen reflektierten, dosierten und positiven Umgang mit Medien, sowohl von Seiten der Eltern als auch von Seiten der Lehrer und Kinder.

Hephata-Direktor Klaus Dieter Horchem, Aufsichtsratsvorsitzender der Hephata Diakonie Dr. Rainer Obrock, Peter Holnick, Christian Durstewitz und Hephata-Direktor Maik Dietrich-Gibhardt (v.l.). Foto: nh110 Gäste waren in den Hephata-Kirchsaal gekommen, um Peter Holnick zu erleben. Und um Christian Durstewitz und Band zu hören, die die Auftaktveranstaltung musikalisch gestalteten. Zudem sind Christian Durstewitz aus Fritzlar, Fußballer Sören Gonther aus Schrecksbach und Fahrradakrobat Patrick Schweika aus Schwalmstadt die Haupt-Darsteller eines neuen Videoclips der Hephata Diakonie zum Thema digitale Medien mit dem Titel „Logout statt Knockout“. Der Film feierte bei der Auftaktveranstaltung seine viel gelobte Premiere. Wenige Stunden später wurde er der breiten Öffentlichkeit beim Auftritt der Iserlohner Rockband „Luxuslärm“ im Festzelt vorgestellt.  Hier war das Thema digitale Medien aber auch noch ganz anders präsent: Viele der angereisten Fans zückten Smartphones und Tablets, um die Rocker um Frontfrau Jini Meyer zu fotografieren. Bei Titeln wie „1.000 Meter bis zum Meer“, „So laut ich kann“ oder auch „Alles, was Du willst“ kochte die Stimmung im Zelt. Der Auftritt von „Luxuslärm“ am Samstagabend war zugleich der Abschluss des inklusiven Festivals, das ab 17 Uhr mit den „Jukas“ aus Schwalmstadt, „The Mix“ aus Braunschweig und „Sebastian  Dey“ aus Oberhausen für ausgelassene Stimmung auf dem großen Festplatz gesorgt hatte.

Neben den musikalischen Glanzlichtern auf insgesamt vier Bühnen, warteten die Hephata-Festtage auch in diesem Jahr mit mehr als 120 kreativen Marktständen und vielen Mitmachaktionen für große und kleine Besucher auf. Krönender Abschluss der Festtage war am Sonntagnachmittag der Auftritt von Schlagersänger Olaf Henning, dem Schirmherrn der 23. Hephata-Festtage. Der Gelsenkirchener hatte das Publikum mit Hits wie „Die Mange ist leer“, „Herzdame“ und „Game over“ schnell auf seiner Seite. Sein erfolgreichstes Lied durfte natürlich auch bei den Hephata-Festtagen nicht fehlen: Nach knapp einer Stunde holten Henning und die Zuschauer die Lassos raus, um „Cowboy und Indianer“ zu spielen. Im vollbesetzten Partyzelt sorgte dann jedoch ein Bewohner aus der Hephata-Behindertenhilfe für den emotionalen Höhepunkt des Konzerts: Er überreichte dem Sänger auf der Bühne gelbe Rosen. „Jetzt bekomme ich von einem Mann Rosen geschenkt. Das ist stark“, staunte der verblüffte Sänger. So waren die Hephata-Festtage sowohl Spaß und Abenteuer, vor allem aber auch Begegnung.  (me)

Den neuen Videoclip der Hephata Diakonie zum Projekt „Logout statt Knockout“ gibt es im Internet unter: www.hephata.de/logout