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MT verliert 23:27 gegen Gummersbach

Marino Maric.  Foto: Hartung

Kassel/Melsungen. Im sechsten Spiel hat es die MT Melsungen zum ersten Mal in dieser Saison erwischt. Gegen den VfL Gummersbach setzte es vor 3.674 Fans in der Kasseler Rothenbach-Halle eine empfindliche 23:27 (11:12)-Niederlage. Die Nordhessen fanden zu keinem Zeitpunkt zu ihrem Spiel und liefen von Beginn an einem Rückstand hinterher. Gummersbach spielte clever und lebte von den Fehlern des Gegners. Mit vier Treffern gehörte Philipp Müller, der mit seinem Zwillingsbruder Michael am 19. September Geburtstag hatte, zusammen mit Marino Maric, ebenfalls vier Tore, zu den besten Schützen. Für den VfL traf Raul Santos neun Mal, davon viermal von der Siebenmeterlinie.

Überaus offensiv startete die MT in die Begegnung. Marino Maric als Spitze der 5:1-Deckung engte von Beginn an die Kreise der Gummersbacher Aufbaureihe ein. Um nach Ballgewinnen sofort in den Tempogegenstoß zu starten. Eine Taktik, die zwar stach, wie der erste Angriff über den gelernten Kreisläufers nach knapp zwei Minuten belegte. Doch der stand beim Abschluss im Kreis, so dass es nichts wurde mit der Führung. Überhaupt blieb im Angriff zunächst vieles Stückwerk bei den Gastgebern. Daran änderte auch eine frühe Zeitstrafe gegen Christoph Schindler nichts, der Timm Schneider im Gegenstoß zu Boden riß. Linksaußen Raul Santos war der Nutznießer dieser nervösen Anfangsphase und brachte sein Team mit 2:0 nach vorn (6.).

Die rot-weiße Innenverteidigung stand dafür stabil. Nicht nur wegen Maric, sondern auch die von den Müller-Zwillingen besetzten Halbpositionen erwiesen sich zunächst als undurchlässig für die Gäste. Die sich dann aber doch recht schnell mit den Gegebenheiten anfreundeten und auch über Julius Kühn und Christoph Schindler aus dem Rückraum trafen. Was MT-Trainer Michael Roth beim Stand von 4:6 zu einer ersten Auszeit veranlasste (15.). Nenad Vuckovic, genesen von seiner Fußverletzung, übernahm den Spielaufbau, brachte die Nervosität auf dem Feld aber auch nicht heraus.

Die Gäste steckten dagegen auch eine zweite Unterzahl ohne Folgen weg und kontrollierten das Geschehen. Andreas Schröder erhöhte gar, ehe Christian Hildebrand mit einem sehenswerten Heber über Lichtlein hinweg  sowie Marino Maric verkürzen konnten (6:7, 21.). Eine Momentaufnahme nur, weil Magnus Persson und Raul Santos den alten Abstand, begünstigt von einer Zeitstrafe gegen Philipp Müller, schnell wieder herstellten. Der verkürzte nach seiner Rückkehr zwar auf 8:10 (25.), doch gleich darauf musste mit seinem Bruder Michael der nächste Melsunger das Feld verlassen.

Die Ruhe im Spiel der Hausherren ließ also weiter auf sich warten. Einzelaktionen hielten die Bartenwetzer im Spiel, wie Maric‘ Tor in Unterzahl zum 9:10. Drei sensationelle Paraden von Johan Sjöstrand gegen Andreas Schröder und zweimal Florian von Gruchalla, dem er sogar einen Tempogegenstoß abkaufte, schlossen sich an, ehe wieder Maric zum Ausgleich traf. Dass die Gäste schließlich doch noch mit einer Führung in die Kabine gehen konnten, hatten sie Christoph Schindler zu verdanken, der Sjöstrand praktisch mit dem Halbzeitpfiff per Aufsetzer überwand.

Die Hoffnung auf einen schnellen Ausgleich nach Wiederanpfiff erfüllten sich nicht, im Gegenteil. Erst blieb Carsten Lichtlein gegen Felix Danner vom Kreis siegreich, dann nutzte Julius Kühn den Umstand, dass sein Team trotz angezeigten passiven Spiels fast dreißig Sekunden Zeit hatte, um das Leder zum 11:13 im Netz unterzubringen (33.). Der gleiche Spieler brachte die Oberbergischen kurz darauf sogar wieder mit drei in Front (12:15, 36.). Von ruhigem Spiel war nun auf beiden Seiten nichts mehr zu sehen, Simon Ernst und Philipp Müller mussten kurz hintereinander auf die Strafbank (13:15, 37.).

So sehr sich die Nordhessen auch mühten, es nutzte alles nichts. Die nächste Glanzparade von Sjöstrand gegen Kühn, wieder nach lange angezeigten passivem Spiel, bugsierte Simon Ernst im Nachwurf schließlich doch noch zum 15:17 über die Linie.  Michael Müller machte den Anschluss, ehe hinten der nächste eigentlich bereits abgefangene Ball doch noch Santos erreichte, der vollstrecken konnte. Es war wie verhext an diesem Abend, das Glück trug ein Gummersbacher Trikot (16:18, 44.).

Die nächste Chance bot sich, als Alexander Becker runter musste. Aber auch hier: unproduktives Spiel des VfL, bis die MT endlich nach eineinhalb Minuten in Ballbesitz war, dann der lange Ball unglücklich in den Rücken des schnell gestarteten Johannes Sellin und wieder in der Defensive, ohne von der Überzahl profitiert zu haben. Doch längst nicht alles war den nicht immer unumstrittenen Entscheidungen der Referees geschuldet. So scheiterten Johannes Sellin und Momir Rnic nacheinander am überragenden Carsten Lichtlein, der sein Team auf der Siegerstraße hielt (19:22, 51.).

Auch beim nächsten Aufreger war Lichtlein beteiligt. Als Jeffrey Boomhouwer einem Abpraller in die Gummersbacher Hälfte hinterherjagte, kam ihm Lichtlein bis auf halbe Strecke zur Mittellinie entgegen und rutschte in den Melsunger hinein. Doch statt der auch von den Rängen geforderten Roten Karte für den Keeper gab es lediglich Ballbesitz für die MT. Alles Nadelstiche, die den Nerv der Rot-Weißen trafen. Und spätestens als Christian Hildebrand zwei Bälle von Außen glatt über den Kasten zog, war die erste Niederlage der Nordhessen besiegelt. Mit einer offenen Deckung versuchte die MT doch noch etwas zu reißen.  Tim Schneider gelang auch noch ein Doppelpack, aber der nächste Fehlversuch von Hildebrand, der diesmal an den Armen von Lichtlein scheiterte, besiegelte das Schicksal der Gastgeber. (Bernd Kaiser)

Stimmen zum Spiel

Michael Roth: Glückwunsch an Emir und den VfL. Wenn man sich den Ablauf anschaut, ist der Sieg absolut verdient. Wir haben es nicht ein Mal geschafft in Führung zu gehen, was gerade zu Hause enttäuschend ist. Wir haben sehr fahrig begonnen und eine Menge Fahrkarten geworfen. Dabei viele gute Chancen liegen lassen, wenn wir hätten ran kommen können. Wir hatten heute einfach keine Fortune, fast jeder Abpraller ist zum Gegner gekommen. Wir werden gegen die Wertung aber auch Protest einlegen wegen der Situation mit Lichtlein in der zweiten Hälfte.  Wenn er aus dem Strafraum kommt und den Gegenspieler berührt, ist das laut Regelwerk zwingend Rot – vor allem dann, wenn es die Schiedsrichter auch noch abpfeifen. Jetzt sind wir nach unserem Höhenflug wieder gelandet und bereiten uns nun intensiv auf das nächste Spiel kommenden Samstag in Hannover vor.

Emir Kurtagic: Zuerst einmal ein Danke an Melsungen für das fair geführte Spiel. Es war heute sehr kampfbetont. Die Voraussetzungen waren eigentlich klar: Melsungen hatte in Flensburg gewonnen und wir gegen den HSV hoch verloren. Und darauf beruhten auch meine Hoffnungen. Vor allem, weil wir unter der Woche auch viel abbekommen haben von der Presse. Deshalb bin ich stolz auf meine Mannschaft, hier so aufzutreten. In der ersten Hälfte haben wir es gut geschafft, die Laufwege der MT einzuengen. In der zweiten Hälfte hätte es mehrmals kippen können, aber meine Jungs haben Moral bewiesen. Das waren heute große Punkte für uns, doch nun müssen wir in den nächsten Spielen umso mehr aufpassen.

Statistik

MT Melsungen: Sjöstrand (15 Paraden / 26 Gegentore), Villadsen (bei einem Siebenmeter, 0 P. / 1 G.); Maric (4), Sellin (1), Forstbauer, Hildebrand (2), Danner (2), P. Müller (4), Boomhouwer (1), Rnic (3/2), Schneider (2), Allendorf, Vuckovic (1), M. Müller (3).

VfL Gummersbach: Lichtlein (12 P. / 23 G.), Puhle (n. e.); Schröter, Ernst (1), Schindler (4), Kühn (5), Persson (2), Pevnov (1), Bult (3), von Gruchalla, Becker (1), Schröder (1), Santos (9/4).

Schiedsrichter: Robert Schulze (Magdeburg) / Tobias Tönnies (Magdeburg)

Zeitstrafen: 8 – 10 (P. Müller 21:17 36:14, M. Müller 25:19, Maric 47:25 – Schindler 0:57, Schröder 17:01, Ernst 35:15, Becker 45:13, Bult 56:44)

Strafwürfe: 2/2 – 4/4

Zuschauer: 3.674 in der Rothenbach-Halle, Kassel