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Wird die Leichtathletik ein Stiefkind in Melsungen?

Hans-Jörg Engler, der MT-Leichtathletik-Chef, versucht noch während der Veranstaltung telefonisch Mitarbeiter der Stadt Melsungen telefonisch zu erreichen. Foto: Alwin J. WagnerMelsungen. Während bei den meisten Sportvereinen ein Rückgang im Jugendbereich zu verzeichnen ist – Handball- und Fußballvereine müssen sogar Spielgemeinschaften gründen, um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten – läuft der Trend bei den Melsunger Leichtathleten in die andere Richtung. Erst letzte Woche schlossen sich sechs Sportler aus Kassel, Gensungen und Spangenberg diesem Traditionsverein an, weil sie in der nächsten Saison für diesen erfolgreiche MT-Abteilung starten möchten. Dennoch ist für die MT-Leichtathleten nicht alles Gold, was gänzt.

Zum wiederholten Male wird darüber Klage geführt, dass Kinder und Jugendliche beim wöchentlichen Training im Waldstadion Schwierigkeiten haben. Seit fast drei Jahren habe man das Melsunger Bauamt auf die defekte Flutlichtanlage hingewiesen. Bei nasskalter Witterung sei in den Abendstunden ein Lauf- und Wurftraining nicht möglich, da permanent die Sicherungen im Schaltkasten für die Flutlichtmasten herausspringen. Weil sich die Lichter nicht mehr anstellen ließen, stünden fast 20 Athleten buchstäblich im Dunkeln. „Immer wieder wurde auf diese Unannehmlichkeit hingewiesen, und immer wieder wurde von Seiten der Stadt versprochen, sich um diese Angelegenheit zu kümmern. Aber offensichtlich sind in dieser Angelegenheit die Zuständigkeiten zwischen der Stadt und dem Kreis nicht geregelt“, schreibt Trainer Alwin J. Wagner.

„Es ist schade, dass diese Trainingsmöglichkeiten im Waldstadion häufig ausfallen müssen. Ein zielgerichtetes Training ist deshalb nicht mehr möglich, weil viele der Athleten sich tagsüber beim Studium befinden oder berufstätig sind. Für die Kasseler Athleten habe man in Baunatal einen Hallenschlauch errichtet, wo man auf einer langen Geraden Sprints und Wendeläufe mit Spikes durchführen kann. In Stadtallendorf stehe für die Vereine in Mittelhessen eine Leichtathletikhalle mit Rundbahn zur Verfügung. Von dem Leichtathletik-Mekka in Südhessen gar nicht zu sprechen“, sagte MT-Abteilungsleiter Hans-Jörg Engler verärgert.

Aber für die MT-Leichtathleten sei nicht nur im Waldstadion ein kontinuierliches Training unmöglich. Auch in der Stadtsporthalle habe es bei der Vorbereitung für die anstehenden Hallenwettkämpfe Schwierigkeiten gegeben. In einer Woche habe sogar zweimal das Training ausfallen müssen, weil in der Stadtsporthalle kein Licht gebrannt habe und die Tür zum Regieraum abgeschlossen gewesen sei. „Uns hatte man bei der Schlüsselvergabe für diesen Raum, wo die Lichtschalter untergebracht sind, schlichtweg vergessen“, sagte Alwin J. Wagner leicht genervt. Erst auf Anfrage bei Bürgermeister Markus Boucsein wurde ihm ein Schlüssel für den Regieraum ausgehändigt.

Den nächsten Unmut habe es beim letzten Hallensportfest gegeben. „Die Eltern, die mit ihren Kindern anreisten, um sie beim Hallenmehrkampf zu sehen, konnten nicht auf der Zuschauertribüne Platz nehmen, weil dieser Eingang abgeschlossen war. Fast 80 Personen mussten deshalb mit ihren Straßenschuhen in den Innenraum der Sporthalle eingelassen werden, wo sie den Wettkämpfern manchmal im Wege standen“, so Wagner. Einige Zuschauer hätten sich auch beschwert, weil sie aus der hintersten Ecke der Sporthalle nichts von den Leistungen ihrer Kinder mitbekamen. Ihnen sei die Sicht teilweise durch Matten versperrt gewesen, die zur Sicherheit beim Kugelstoßen aufgestellt waren. Da dem Veranstalter auch nicht das Hallenmikrofon zur Verfügung gestellt worden sei, habe der Sprecher den Zuschauern weder Ergebnisse noch Zwischenstände mitteilen können. „Die Wettkämpfe wurden tagelang vorbereitet und dann passiert so etwas. Es macht keinen Spaß mehr, wenn man sieht, dass einem trotz eines großen Engagement so viele Steine in den Weg gelegt werden“, sagte Alwin J. Wagner enttäuscht. Auf die Frage, ob die erfolgreiche Leichtathletik in Melsungen langsam aber sicher zum Stiefkind würde, habe Horst Diele, der Ehrenvorsitzenden des Leichtathletikkreises, der als Verbandsaufsicht fungierte, nur mit den Schultern gezuckt. (ajw)