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Infoveranstaltung: Energiewende mit Augenmaß

Dr. Lars Niebel, Walter Glänzer, Dr.Ing. Detlef Ahlborn, Jürgen Schäfer und Holger Kurtz (v.l.). Foto: nhNeuenstein-Aua. Die Bürgerinitiative Lebensqualität Neuenstein führte zusammen mit der Gemeinde Neuenstein eine Infoveranstaltung zum Thema Energiewende mit Vernunft durch. Im vollbesetzten Bürgerhaus in Aua fanden sich viele interessierte Bürger sowie eine große Anzahl kooperierender Bürgerinitiativen aus Hessen ein. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden der Bürgerinitiative, Dr. Lars Niebel, rügte Bürgermeister Walter Glänzer den neuesten Gesetzesentwurf und das Aufstellen von Windkraftanlagen in der hiesigen Region.

Niebel erläuterte den aktuellen Sachstand in den Bereichen SuedLink und Windvorrangflächen vor Ort. Insbesondere ging er auf den gerade ausliegenden Netzentwicklungsplan (NEP) 2025 ein. In diesem sind weitere einschneidende Maßnahmen geplant, wie die Ertüchtigung der bereits vorhandenen Netzinfrastrukturen, um die vorhandenen Kapazitäten zu erhöhen. Für den Hauptvortrag des Abends hatten die Veranstalter Dr. Detlef Ahlborn vom Verein Vernunftkraft.de eingeladen. Ahlborn referierte zum Thema Windkraft und den technischen Problemen, die sich daraus ergeben. Insbesondere ging er darauf ein, dass sowohl Windkraft als auch Solarenergie zu volatil seien und deswegen keine Grundlast abgedeckt werden könne.

Zudem sei es zwingend erforderlich, zu der erzeugten Menge Windkraftenergie die gleiche Größenordnung an konventionellen Kraftwerken wie Gas- oder Kohlekraftwerken vorzuhalten, um Netzschwankungen bei Schwankungen im Wind sofort ausgleichen zu können. Dies sei notwendig, um das Stromnetz stabil zu halten. Im weiteren Vortrag ging Ahlborn auf die entstehenden Stromspitzen bei Starkwind, den daraus resultieren Kosten und dem Problem den überflüssigen Strom ins europäische Ausland exportieren zu müssen ein. Bei diesem Stromexport werde der Strom unter dem Erstellungspreis zu dem aktuellen an der Strombörse gehandelten Strompreis oder gegen Zuzahlung verkauft, um ihn aus dem deutschen Netz zu bekommen.

„Der Vortrag verdeutlichte anschaulich den starken Zusammenhang zwischen Stromnetzen und der Stromerzeugung aus regenerativen Energien. Das Dilemma, welches durch die Volatilität (die Spannungsspitzen einerseits und Schwachstromphasen andererseits) entsteht, ist folglich der immense Übertragungsleitungsausbau“, heißt es in einer Pressemitteilung Niebels. Die Grundversorgung beziehungsweise Grundlastabdeckung könne mit dieser volatilen Energieerzeugungsform nicht garantiert werden. In diesem Fall müssten konventionelle Kraftwerke einspringen, die dementsprechend vorgehalten werden. Um diese Situation zu verbessern sei es dringend notwendig, Speicher zu entwickeln. Dadurch könnten Leistungsspitzen und -senken abgemildert und teilweise ausgeglichen werden.

Man war sich nach der Veranstaltung sehr schnell einig, zukünftig eng zusammenzuarbeiten und gemeinsam für eine vernünftige und tragfähige Energiewende einzustehen. (red)