Waberns Festival der Kulturen ein voller Erfolg
Wabern. Am letzten Freitag trafen sich die Organisatoren und die Köche des Festivals der Kulturen für die wichtigste Vorbereitung: den Einkauf. Neben dem frischen Rindfleisch, das die Fleischerei Wenghöfer kostenlos zur Verfügung gestellt hatte, musste noch Vieles besorgt werden. So schlängelte sich ein kleiner, internationaler Tross durch den hiesigen Einkaufsmarkt und belegte dann auch die Kasse entsprechend lange.
Am Samstagabend war es soweit. Der kleine Saal der Mehrzweckhalle platze wegen der vielen Besucher aus allen Nähten. Eigentlich sollte ab 18 Uhr gemeinsam gegessen werden. Stattdessen galt es, weitere Stühle und Tische herbeizuholen und diese rasch zu dekorieren. Der Andrang war so enorm, dass die Teilnehmerzahl nur geschätzt werden konnte. Zwischen 150 bis 180 Gäste waren der Einladung der ehrenamtlichen Helfer der Gemeinde Wabern gefolgt, die sich um die Asylsuchenden der Großgemeinde kümmern. Dazu waren die Flüchtlinge mit großer Mehrheit vor Ort, einige brachten noch andere Flüchtlinge aus der Umgebung als Gäste mit, so zum Beispiel aus Homberg und Wernswig. Kinder saßen auf den Stufen zur Bühne.
Allein optisch bot die Waberner Halle einen Augenschmaus. Bedingt durch die verschiedenen Kulturen und die zum Teil traditionelle Festkleidung, zum Beispiel aus Somalia, war die Halle derart bunt, wie es kaum zuvor in der Geschichte des über 50-jährigen Gebäudes der Fall war. Es herrschte ein internationales Flair, multikulturell, fast schon großstädtisch.
Nach einer kurzen Ansprache von Bürgermeister Claus Steinmetz und einer Begrüßung durch Olaf Carls, der stellvertretend für die Organisatoren sprach, konnte das Fest mit dem gemeinsamen Essen beginnen. Zuvor waren die Speisen in den Privathaushalten der Asylbewerber und in der Großküche der Waberner Halle zubereitet worden. Und die hatten es in sich. Vier Flüchtlingsgruppen aus Pakistan, eine aus Afghanistan, mehrere Eritreer sowie Gruppen aus Somalia und Äthiopien hatten sich enorm ins Zeug gelegt, um den deutschen und internationalen Gästen, kulinarische Kostbarkeiten ihrer Heimat vorzustellen. Dazu hätten die Flüchtlinge die Namen und Zutaten ihrer Speisen liebevoll mehrsprachig auf Papierfähnchen aufgeführt und zum Teil noch künstlerisch verziert.
Und auch syrische Kostbarkeiten konnte man an diesem Abend kosten, denn eine Syrerin aus Wabern, die schon seit zirka 35 Jahren hier lebt, hatte ganz kurzfristig und spontan ihre Mitarbeit angeboten. So zeigte Wabern am Samstagabend wahrlich seine Solidarität mit Menschen, die aus Not ihre alte Heimat verlassen hatten.
Abgerundet wurde die Speisekarte durch deutsche Suppen und Waffeln. Zum „Nachtisch“ gab es Weihnachtsplätzchen, die gemeinsam von verschiedenen Nationen in der Halle gebacken wurden. Obwohl der Andrang so groß war, gab es für jeden Köstlichkeiten zum Probieren. Passend dazu sponserte die Waberner Pizzeria „San Remo“ spontan vier große Familienpizzen.
Die Veranstaltung war nicht nur für die Organisatoren ein sehr großer Erfolg, denn das gemeinsame Essen diente als Grundidee des Helferkreises für Kontakte und Gespräche, die dann auch zum Teil sehr intensiv zwischen den Wabernern und ihren neuen Mitbürgern geführt wurden. Rasch saß dann auch schon mal ein afrikanisches Kind auf dem Schoß einer älteren Bürgerin der Großgemeinde. Mit vielen Fotografien wurde dokumentiert, wie bereichernd ein Austausch der Kulturen sein kann. Und wer während der Veranstaltung mal in die zufriedenen und leuchtenden Gesichter der Asylbewerber geschaut hatte, der wusste, dass sich die ganze Arbeit, die die Organisatoren seit Wochen schon im Vorfeld geleistet hatten, wirklich gelohnt hatte.
Wie sehr ihre Arbeit von den Anwesenden gewürdigt wurde, zeigt auch die Tatsache, dass 330 Euro für die weitere Flüchtlingsarbeit gespendet wurden. Bestärkt durch diese Anerkennung wird mit neuem Mut und neuer Kraft bereits an eine weitere derartige Veranstaltung im Frühjahr gedacht, auf die man sich jetzt schon freuen darf. Wabern kann dann erneut zeigen, wie verbindend es sein kann, wenn verschiedene Kulturen friedlich aufeinandertreffen.
Neben dieser Veranstaltung führt der „Runde Tisch Wabern“ regelmäßige Organisationstreffen sowie Begegnungen im sogegannten „Kontaktcafé“ durch. Ein im Rathaus von der VHS durchgeführter Deutschkurs wird von 28 Asylbewerbern regelmäßig besucht. Vier Personen konnten bereits in Berufspraktika vermittelt werden. Hier haben sich neben den freiwilligen Helfern auch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Gemeindeverwaltung besonders engagiert. (Olaf Carls, Thomas Schattner und Wolfgang Nelke)