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Melsunger Nachwuchs triumphierte

Das große MT-Team stellte bei den Kreis-Hallenmeisterschaften mehr als die Hälfte aller Teilnehmer. Foto: nhMelsungen. „Es ist allerhöchste Zeit, dass die Verantwortlichen im Kreis-Leichtathletikverband aufwachen und endlich Alarm schlagen. Die Präsidiumsmitglieder im Hessischen Leichtathletik-Verbandes kennen die Situation, reagieren aber nicht. Sie jubeln lieber mit den wenigen hessischen Spitzenathleten und verweisen auf die Statistik, in der eine hohe Anzahl von Leichtathleten verzeichnet ist. Diese Mitgliederzahlen ergeben sich aber dadurch, weil die Volksläufer (Breitensport) und Senioren sehr große Fraktionen im Landesverband darstellen“, erklärt der Melsunger Leichtathletik-Trainer Alwin J. Wagner.

Während die Zahlen der aktiven Jugendlichen sowie der Männer und Frauen auf Landesebene immer mehr zurückgingen, laufe der Trend in Melsungen in die andere Richtung. „Das konnte man erneut bei den Kreis-Hallenmeisterschaften in der Melsunger Stadtsporthalle erleben. Während bei den Männern und Frauen bis auf zwei Athleten aus Spangenberg nur Sportler der MT Melsungen am Start waren, gingen bei den Jugendlichen wenigstens Leichtathleten aus acht Vereinen an den Start“, so Wagner.

Selina Langhorst kam mit der 4kg-Kugel zum ersten Mal über die 9m-Marke und holte sich überraschend den Sieg in der WU20. Foto: nhDoch dieses schwache Meldeergebnis und vor allem die gebotenen Leistungen machten eine gewisse Stagnation vor allem in der Jugendarbeit deutlich. „Talente, die schnell laufen und weit springen können, gibt es im Schwalm-Eder-Kreis immer noch in Hülle und Fülle. Es kommt auf den Trainer an, der nicht nur fachliche, sondern vor allem auch soziale Kompetenz haben muss. Die Jugendlichen wollen nicht nur trainieren, sie wollen auch begeistert werden. Zudem gibt es sehr viele andere Sportarten, die der Leichtathletik Konkurrenz machen“, sagte MT-Leichtathletik-Chef Hans-Jörg Engler und weist darauf hin, dass seine Abteilung in der Jugendklasse und bei Erwachsenen seit Jahren in Nordhessen die meisten Teilnehmer stellt und auch bei den Staffel- und Crossmeisterschaften mehrere Teams an den Start bringt.

Auch bei den Kreis-Hallenmeisterschaften in der Melsunger Stadtsporthalle setzten sich die Nachwuchsathleten der MT Melsungen souverän mit acht ersten, fünf zweiten und vier dritten Plätzen deutlich vor TSV Remsfeld (5/1/1), TSV Geismar (1/5/2), Tuspo Borken (1/1/1), ESV Jahn Treysa (1/3/0), TSV Altmorschen (1/0/1), TSV Spangenberg (1/0/0) und Eintracht Gudensberg (1/0/0) durch.

Bei der männlichen Jugend ragten aus einem homogenen MT-Team der 18-jährige Aaron Werkmeister sowie der Vorjahres-Schüler Marvin Knaust heraus. Bei der weiblichen Jugend waren es vor allem Lynn Olson und Selina Langhorst, die für die vier ersten Plätze bei den Mädchen sorgten.

Das MT-Staffel-Quartett der männlichen Jugend. Foto: nhAaron Werkmeister praktizierte im abschließenden Lauf über acht Runden fast sein Idealrezept: Zwei Runden vor Schluss (250 m) zog er energisch nach vorn und bis zum Zielstrich auch entschlossen durch. Das brachte ihm nicht nur den Sieg in der U20, sondern auch eine Zeit unter drei Minuten. Der Melsunger Gymnasiast, der in wenigen Wochen sein schriftliches Abitur ablegt, spulte beileibe nicht ein unbedrängtes Solorennen in der Melsunger Stadtsporthalle ab. Die Konkurrenz mit Christian Schulz, im Vorjahr 2:00,43 Minuten über 800 Meter sowie Marvin Knaust, der sich in der Hallensaison auf 2:11 Minuten verbessert hatte, setzten Aaron unter Druck. Schulz, der drei Stunden vor dem Wettkampf aus Tschechien zurückkam, kämpfte mit dem Mut eines Löwen, aber die lange Reise steckte ihm noch in den Knochen. Lorenz Funck ging dem Zweikampf mit Aaron Werkmeister aus dem Weg. „Ich will wegen der engen Kurven keine Verletzung riskieren“, sagte das Melsunger Langstrecken-Ass.

Aaron Werkmeister lief die 1030 Meter lange Strecke in 2:56,83 Minuten und holte sich den Titel vor Christian Schulz (3:03,81). Man muss in den Wettkampflisten genau zehn Jahre zurückblättern, um eine solch gute Zeit zu entdecken. Bei den Kreis-Hallenmeisterschaften am 27. Januar 2006 siegte Martin Herbold (Steinatal) mit 2:49,3 Minuten vor Peter Micke (Melsungen, 2:51,7). Vor seinem Meisterstück hatte Aaron Werkmeister bereits eine beeindruckende Vorstellung im Hochsprung geboten: Als einziger Jugendliche übersprang er ohne Hochsprungtraining 1,60 Meter. MT-Neuzugang Laurin Pöppe scheiterte erst an 1,60 m und belegte vor Christian Schulz den zweiten Platz. Einen weiteren Erfolg gab es für das Jugend-Quartett mit Marvin Knaust, Christian Schulz, Lorenz Funck und Aaron Werkmeister in der 4×1-Rundenstaffel.

Auch Marvin Knaust war an diesem Abend glänzend aufgelegt, denn der 15-Jährige zeigte sich in allen Wettbewerben stark verbessert. Zunächst verbesserte er sich im 50m-Sprint auf 7,16 Sekunden und war damit hinter Laurin Pöppe (6,98 Sek.) Melsungens zweitschnellster Jugendliche. Als Dritter im Weitsprung verbesserte er sich auf 4,89 Meter und verfehlte die Silbermedaille nur um einen Zentimeter. Zum Abschluss legte er noch ein tolles Rennen über acht Hallenrunden hin. Lange Zeit konnte er Aaron Werkmeister Paroli bieten. Erst in der letzten Runde fehlte ihm die Kraft und das Stehvermögen. Aber als Sieger in der U18 mit 3:01,8 Minuten war der Fritzlarer Gymnasiast fast 25 Sekunden schneller als im Vorjahr, wo er sich den Titel in der U16 mit 3:26,0 Minuten holte.

Auch der talentierte Konstantin Abermet könnte in der kommenden Freiluftsaison im Konzert der besten nordhessichen Jugendlichen bereits eine gute Rolle spielen, denn mit 6,75 Sekunden über 60 Meter sowie mit 5,78 Meter im Weitsprung holte er sich der Remsfelder zwei Hallentitel. Noch schneller war Max Wiegand in der Altersklasse der U18. Der Jugendliche aus Borken durchbrach die elektronische Lichtschranke nach 6,62 Sekunden und ließ im Finale Kevin Krimmel (Remsfeld, 6,93) keine Chance. Beim farblos ablaufenden Weitsprung der U18 holte sich Mark Eberhard aus Altmorschen den Sieg mit 5,37 Meter. Im Kugelstoßen der U18 kam Leo Sommerlade (Treysa) auf 11,00 Meter. Das reichte für den Titel und lässt für die Freiluftsaison noch einiges erwarten.

Das siegreiche MT-Staffel-Quartett der weiblichen Jugend. Foto: nhDie großen Leistungen blieben auch im Wettkampf der weiblichen Jugend A aus. Janina Rohde verzichtete auf das Kugelstoßen, weil sie an diesem Abend ihren 18. Geburtstag feierte. Für sie sprang Selina Langhorst in die Bresche und sorgte damit für eine Überraschung. Die 17-Jährige kam nicht nur zum ersten Mal mit der 4kg-Kugel über die begehrte 9m-Marke, sie besiegte auch die höher eingeschätzte Isabell Weitzel aus Treysa, die im Vorjahr bereits 9,21 Meter gestoßen hatte. Nachdem die Hammerwurfspezialistin im zweiten Durchgang auf 8,89 Meter kam, konterte Selina Langhorst im dritten Versuch mit 9,09 Meter und gab diese Führung bis zum Ende nicht mehr ab. Diese Leistung sollte für die bevorstehende Freiluftsaison berechtigte Hoffnungen auf Weiten über zehn Meter für die Geschwister-Scholl-Schülerin wecken. Für die beste Leistung bei der weiblichen Jugend sorgte Sophia Hog aus Spangenberg im 60m-Finale der U18. Die schnelle Sprinterin aus der Liebenbachstadt glänzte mit einem schönen Laufstil und erzielte mit 7,08 Sekunden die Tagesbestzeit aller weiblichen Teilnehmer. „Ich hoffe, dass ich in zwei Tagen bei den süddeutschen Hallenmeisterschaften die 60 Meter unter 8,00 Sekunden laufe und mich für das Finale qualifizieren kann“, sagte die HLV-Kader-Athletin.

Die Vorjahres-Schülerin Lynn Olson diktierte im Sechsrundenlauf Tempo und Geschehen und entwickelte selbst im Alleingang einen großen Kampfgeist, der mit einer Zeit unter 2:28,01 Minuten belohnt wurde. In den letzten Jahren lief nur Karolin Siebert, die hessische Jugend-Hallenmeisterin über 800 Meter, eine schnellere Zeit. Vorher hatte die 15-Jährige bereits den Weitsprung gewonnen und war auch am Sieg der weiblichen Jugend in der Rundenstaffel mit verantwortlich. (ajw/red)