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Crosslauf: Team-Gold für MT-Jugendliche

Sowohl das Jungen- als auch das Mädchen-Team der MT Melsungen holte sich bei den Landes-Crosslaufmeisterschaften den Titel. Foto: nhWirmighausen/Melsungen. Bei den hessischen Crosslaufmeisterschaften, die in Wirmighausen im Landkreis Waldeck-Frankenberg ausgetragen wurden, boten die Melsunger Starter eine beeindruckende Vorstellung. Riesenjubel herrschte bei der Siegerehrung, als das U20-Team der männlichen Jugend, mit der nicht ganz unerwarteten Goldmedaille für ihre starke Teamleistung durch die HLV-Ehren-Vize-Präsidentin Margret Lehnert ausgezeichnet wurde. Eine Stunde später gab es auch Anerkennung, Glückwünsche und viel Schulterklopfen für den Teamsieg der Melsunger Mädchen, die sich damit nach den Siegen bei der Kreis- und der Bezirksmeisterschaft den dritten Titel ebenfalls auf Landesebene holten.

Aber auch die Veranstalter müssen gelobt werden, denn sie fielen durch eine mustergültige Organisation auf. Angefangen mit einer guten Ausschilderung bei der Anfahrt, fortgesetzt mit einem sehr gut besetzten Wettkampfbüro und einer guten Moderation und aufgehört mit einem ausgezeichneten Verpflegungsbereich.

Aaron Werkmeister erfüllte seinen Auftrag und hielt den dritten PSV-Läufer in Schach. Foto: nhChristian Schulz kämpfte bis zum Schluss. Foto: nhDer Höhepunkt für das Melsunger Team war der U20-Wettkampf über knapp 5000 Meter, in dem auch die Männer-Mittelstrecke integriert war. 37 Ausdauerspezialisten drängelten sich an der Startlinie und nahmen unmittelbar nach dem Startschuss ein hohes Tempo auf. Der 19-jährige Marc Tortell aus Rendel setzte an diesem kalten Nachmittag, wo den Läufern an der Steigung ein sibirischer Wind entgegenpfiff, seine Erfolgsbilanz der letzten Wochen erfolgreich fort. Vom Start weg drückte der deutsche Jugend-Hallenmeister über 3000 Meter dem Rennen seinen Stempel auf und klärte bereits in der ersten 1000m-Runde die Fronten. Die Konkurrenz wurde bis auf den Offenbacher Aaron Bienenfeld, der am Ende nur elf Sekunden zurücklag, regelrecht vorgeführt.

Als man in die letzte, der beiden 2000m-Runden lief, engagierten sich in einer Verfolgergruppe Mohamed Bassou aus Wiesbaden, Jonas Uster (Odenwald) und Lorenz Rau aus Fulda. Aber wo war Lorenz Funck? Der amtierende hessische Jugend-Berglaufmeister hatte von Trainer Wagner eine taktische Aufgabe bekommen, die der Jugendliche aus Obermelsungen vorbildlich löste. Funck sollte vom Start weg den hoch gehandelten Anbassajer Bisrat Hagos im Auge behalten und dessen Tempo mitlaufen. Damit wollte man im Melsunger Lager den Grundstein für einen weiteren Sieg über die Schützlinge von Winfried-Aufenanger (PSV Grün-Weiß Kassel) legen.

Foto: nhDas Melsunger Trio kannten diesen harten Parcours, denn zwei Jahre vorher holten sie sich bei den nordhessischen U18-Meisterschaften hinter dem TSV Niederelsungen bereits den zweiten Platz. Während die drei MT-Athleten zusammenblieben und sich sogar noch mit Marvin Knaust verstärken konnten, blieb von den Spezialisten aus Niederelsungen nur noch Nils Wolkonski übrig. Wagner wusste, dass bei diesem entscheidenden Rennen Tempohärte, Stehvermögen und Kraftausdauer gefragt waren. Dementsprechend wurde in den letzten Wochen trainiert. Nach einer schnellen Flachpassage auf dem Sportplatz folgte ein langer Anstieg, der von den Läufern alles abverlangte. Zum Ende jeder Runde gab es ein starkes Gefälle im Wiesenterrain, was einen kompletten Läufer auf dem nicht einfach zu laufenden Parcours erforderte.

Noch vor der letzten Runde war der Kampf um die Medaillen in der U20 entschieden. Marc Tortell lag souverän vor Aaron Bienefeld und dieser wiederum knapp 30 Sekunden vor Mohamed Bassou. Dahinter kämpften im gebührenden Abstand Jonas Uster, Lorenz Rau und Marius-Christopher Welte aus Frankfurt um die Plätze vier bis sechs. Nachdem Lorenz Funck auf den Bergabpassagen Anbassajer Bisrat Hago den Schneid abgekauft hatte, lief der Jugendliche aus Obermelsungen weitere 40 Sekunden zurück im „Niemandsland“. In der letzten Runde forcierte er noch einmal sein Tempo und machte Jagd auf die vor ihm laufende Konkurrenz. Auf dem langgezogenen Flachstück vor dem Ziel zog er seinen Spurt weiter an und kam als Siebter bis auf zwei Sekunden an Marius Welte (17:33) heran. Anbassajer Bisrat Hago aus Eritrea hatte längst resigniert und lief nach 18:02 Minuten als Achter ins Ziel. Christian Schulz konnte sich nach der Hälfte der Strecke schnell und relativ einfach von Andebrhan Teklhamanot lösen und erlief sich als Neunter überraschend in eine TOP-TEN-PLATZIERUNG. Auf den letzten 400 Metern mobiliserte das MT-Mittelstrecken-Ass seine letzten Reserven und zog seinen gefürchteten Spurt an. Mit jedem Schritt machte er an Boden gut. Er holte nicht nur mächtig auf, sondern stürmte auch an Felix Hildebrand aus Bad Sooden-Allendorf vorbei und kam nur eine Sekunde hinter Bisrat Hagos nach 18:03 Minuten ins Ziel. Dreizehn Sekunden später war auch für Nils Wolkonski das Rennen beendet. Andebrhan Teklhamanot, der zweite PSV-Jugendliche, der ebenfalls aus Eritrea stammt, belegte nach 18:26 Minuten den zwölften Platz. Zwei Plätze hinter dem Läufer aus Afrika kam Aaron Werkmeister ins Ziel und zeigte damit ebenfalls eine gute Leistung.

Der 14-jährige Till Steuber lief sich bei seiner Bewährungsprobe auf Landesebene mit Rang acht in die Liste der TOP-TEN. Foto: nhMarvin Knaust war die Überraschung des Rennens in der U20. Foto: nh„Alle Strecken über 1000 Meter sind zurzeit noch zu lang für mich, aber das Laufen ist eine gute Ablenkung für das anstehende schriftliche Abi“, sagte Aaron, der vor Nils Bergmann, den dritten Läufer vom PSV Kassel blieb und somit ebenfalls seinen Auftrag erfüllen konnte.

Die eigentliche Überraschung des Rennens war jedoch Marvin Knaust. Der noch 15-Jährige, der im Vorjahr noch bei den Schülern in der U16 mitlief, unterstrich mit einer tollen Steigerung, dass man in der kommenden Bahnlauf-Saison einiges erwarten darf. „Es hat sich gelohnt, auch wenn es brutal hart war“, freute sich Marvin, der nur mit fünf Sekunden Rückstand hinter Aaron als Fünfzehnter ins Ziel lief und damit 25 Sekunden schneller war als Nils Bergmann vom PSV. Durch diesen starken Lauf wird der Felsberger, der in Fritzlar das Ursulinum besucht, sicherlich weitere Motivation für die nächsten Meisterschaften schöpfen.

„Der Crosslauf ist ein Teamwettbewerb, da muss jeder mit den Scwächen des anderen umgehen lernen. Auf der Strecke habe ich immer wieder meine Athleten aufgemuntert und über den Zwischenstand informiert“, sagte Wagner und hob als positives Beispiel Marvin Knaust hervor. Als Aaron Werkmeister in der letzten Runde eine Schwächephase bekam, setzte sich Marvin beim letzten Anstieg vor seinen Trainingspartner, sprach ihm Mut zu und „zog“ ihn mit nach oben. Etwa tausend Meter vor dem Ziel war für die Melsunger Ausdauerspezialisten „die Messe gelesen“ und man durfte jubeln. Die vier talentierten Jugendlichen aus Melsungen belohnten sich für ihr starkes Rennen vor den tapfer laufenden Polizeisportlern aus Kassel mit ihrer ersten Landesmeisterschaft in der Teamwertung. Die Bronzemedaille des Vorjahres wurde in Wirmighausen nun vergoldet.

Jessica Brethauer, Lynn Olson und Franziska Ebert holten sich den Titel in der WU20. Foto: nhEine halbe Stunde später ermittelten aufgrund eines nicht vorhandenen Interesses nur acht Jugendliche ihre hessische Crosslaufmeisterin in der U20. Auffallend groß war das Leistungsgefälle auf dem schwierigen Geläuf. Obwohl die drei Melsunger Mädchen bei zunehmender Streckenlänge ihre Probleme offenbarten, lohnte sich für sie der enorme Kraftaufwand auf der 3000m-Strecke. Sie mussten zweimal bei einem kräftigen Anstieg Schwerstarbeit leisten und anschließend auf einer langen Gefällstrecke aufpassen, dass sie nicht ins Rutschen kamen. Für Trainer Wagner war vor allem der psychische Aspekt wichtig, der gerade den Jugendlichen Mut geben sollte, das beste herauszuholen und nicht aufzugeben, auch wenn es einem schwer fällt. Für den Trainer haben Teamwettbewerbe in der Leichtathletik eine sehr große Bedeutung und sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Vereinsarbeit und ein wichtiges Hilfsmittel zur Motivation seiner Schützlinge.

Franziska Althaus aus der Landeshauptstadt bestimmte die Pace. Dahinter kämpften Lotte Meyberg (Groß Gerau), Antonia Schermuly (Mengerskirchen) und Alexandra Stuhlmann aus Gießen um die Medaillen. Aber auch Lynn Olson, die erst im Dezember ihr 15. Lebensjahr vollendet hatte und gegen die zum Teil drei Jahre ältere Konkurrenz antrat, lief sehr couragiert an. Sie lag als Fünfte nach der ersten Runde noch vor Clara Strunz (Eintracht Frankfurt) im Fahrplan. Lynn hatte sich vorgenommen, die Zeit von Till Steuber (12:49) zu unterbieten. Aber nach der Hälfte der Strecke knickte sie um und konnte nur mit starken Fußschmerzen weiterlaufen. „Jeder Schritt tat sehr weh“, sagte die Schülerin aus dem Melsunger Stadtteil Adelshausen. Und so dauerte es nicht lange, bis Clara Strunz den 40-Sekunden-Rückstand wettgemacht hatte und ihren fünften Platz weiter ausbauen konnte. Franziska Ebert, die nach der Hälfte der Strecke weit hinter Lynn Olson zurücklag, holte mächtig auf, kam aber nicht mehr ganz an sie heran. „Ich habe es probiert, mehr ging einfach nicht!“ kommentierte ausgepumpt im Zielbereich die letztjährige hessische 300m-Hallenmeisterin der U16.

Lorenz Funck führt vor Stefan Thum (147) und Bisrat Hagos (154). Dahinter schon Christian Schulz (151). Foto: nhJessica Brethauer, die sich der Melsunger Trainingsgruppe anschloss, weil sie etwas mehr Ausdauer für die bevorstehende Abiturprüfung im Fach Sport bekommen möchte, holte sich mit den den beiden U18-Läuferinnen Olson und Ebert bereits die Titel auf Kreis- und Bezirksebene. In Wirmighausen kam als dritter Meisterschaftstitel noch der Sieg bei den Landesmeisterschaften hinzu. „Für mich war dieser Crosslauf ein Rennen zum Lernen unter Wettkampfbedingungen“, sagte die 18-Jährige bei der Siegerehrung.

Zu Beginn der Veranstaltung wurde der 3000m-Lauf der M14 ausgetragen. Dieses Rennen bestimmte Max Grabosch vom SSC Hanau-Rodenbach. Deutlich setzte er sich vor Nordhessenmeister Noah Heinemann (Niederelsungen, 10:50) und dem Zweiten von Gudensberg, Bastian Mrochen (Reinhardswald, 10:58), durch. Bei seiner ersten Bewährungsprobe auf Landesebene wusste sich auch Till Steuber (MT Melsungen) zu behaupten und freute sich über seinen achten Platz. Als der Vierzehnjährige seine Zeit erfuhr, stellte er erstaunt fest: „So schnell bin ich eine solch lange Strecke noch nie gelaufen!“ Er belegte in einem guten Feld mit 12:49 Minuten mit Rang acht ebenfalls eine TOP-TEN-Platzierung. Tim van Kamen aus Baunatal, der bei den nordhessischen Crosslaufmeisterschaften noch 13 Sekunden vor Till Steuber ins Ziel kam, war in Wirmighausen gegen ihn chancenlos und belegte mit 33 Sekunden Rückstand auf den Schüler aus Beiseförth den neunten Platz. (ajw)