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„Life is safe – Alles gut!?“: Buch zeigt Schicksale auf

Eine Dokumentation über die Fluchtwege von Waberns Neubürgern

Ahmad Fawad, Afghanistan, 23 Jahre, Schiffspassage von Mytilini (Lesbos) nach Kavala auf das griechische Festland am 28. Oktober 2015, heute Wabern-Niedermöllrich. Foto: nhWabern. Mit dem Buch „Life is safe – Alles gut!?“ wollen sich Susan und Thomas Schattner sowie Peter Schmidt „gegen die aktuellen rechten Tendenzen unserer Gesellschaft stellen, weil sie immer noch an das große Licht der europäischen Aufklärung und an Werte wie Solidarität und Mitmenschlichkeit glauben“. Sie können und wollen sich nicht damit abfinden, dass die Anzahl der Gewalttaten gegen Asylsuchende und Asylantenheime eine Rekordhöhe in der Republik erreicht hat.

Die drei wollen „mit dieser Dokumentation ansatzweise zeigen, warum die hunderttausenden von Asylsuchenden sich in der Bundesrepublik aufhalten und auch hier leben wollen“. Sie wollen zeigen, was diese Menschen auf ihrer Flucht erlebt und erduldet haben und mitunter, welchen Gefahren sie ausgesetzt waren. Bei den Recherchen stellte sich unter anderem heraus, dass ein Afghane während seiner Flucht nach Europa drei Monate in einem türkischen Gefängnis aus politischen Gründen zubringen musste. Ein anderer Afghane, der in seinem Heimatland für die US-Truppen als Dolmetscher tätig war, berichtete, dass daraufhin sein Bruder von den Taliban erschossen wurde und er sich deshalb auf den Weg nach Deutschland gemacht habe.

Islam Bashadost, 35 Jahre, und Fatima Bashadost, 11 Jahre, Afghanistan, im Bus während ihrer Einreise nach Deutschland, heute Wabern. Foto: nhDie Autoren sind sich bewusst, dass die im Buch abgebildeten Fotografien der Waberner Flüchtlinge eigentlich nicht viel Neues zeigen. Durch eines heben sie sich allerdings von ähnlichen Bildern ab: „Sie stammen von Personen, die nun mitten unter uns leben, mitten in unserer Gemeinde. […] Menschen, die wie eine fünfköpfige afghanische Familie vierzehn Tage zum Teil zu Fuß von Afghanistan über den Iran und durch die Türkei die mehr als 6.000 Kilometer zwischen Kabul (Afghanistan) und München bewältigt hat, haben ihre Gründe, ihre Heimat zu verlassen. Das sind Schicksale, an die erinnert werden muss. Das geschieht in einer Auswahl von 60 Dokumenten, in Form von Fotografien, Standstills von Smartphonefilmen und Personaldokumenten. Anhand letzterer können zum Beispiel ganz individuell die einzelnen Stationen auf der Balkanroute eines afghanischen Flüchtlings nachvollzogen werden. Die Standstills zeigen unter anderem eine Demonstration der Flüchtlinge an der griechisch-türkischen Grenze im Oktober 2015“, erklärt Thomas Schattner Alle Dokumente stammten von jungen Asylsuchenden im Alter zwischen 14 und 25 Jahren.

Die Sammlung der Fotografien zeigt im Mikrokosmos den Makrokosmos. „Die Fotografen leben nun unter uns in der Gemeinde Wabern. Und was für Wabern gilt, gilt auch für jeden anderen Ort und jede Stadt der Republik. Wenn man mehr über die Schicksale dieser Menschen erfährt, wird Zeitgeschichte zu einer persönlichen Erfahrung. Nur über den persönlichen Kontakt erfährt man etwas über das Schicksal dieser Menschen“, führt Schattner weiter aus.

Alhamoud Ebrahim (Syrer, 14 Jahre alt, heute Wabern-Unshausen): Nach seiner Flucht über das Mittelmeer und der Ankunft auf der griechischen Insel Lesbos fotografierte er das Boot, welches ihn zusammen mit 42 Erwachsenen und weiteren 11 Kindern von der Türkei nach Griechenland gebracht hat. Im Hintergrund erkennt man ein griechisches Polizeiboot. Foto: nhMehrere Wochenenden verbrachten die Autoren in den Wohngemeinschaften und Wohnungen der geflüchteten Asylsuchenden. Zwischendurch waren immer wieder Fahrten ins Haus Schattner notwendig, um am Rechner Dokumente zu überspielen. Rasch entstanden fast Freundschaften. So habe ein junger Afghane bei einem Abschied gesagt: „You are welcome, everytime – Ihr seid jederzeit willkommen“.

Die Autoren erhoffen sich von diesem Projekt, dass es dahingehend Nachahmung findet, dass viele deutsche Bürger vor Ort beginnen, bei „ihren“ Asylsuchenden nachzufragen und zu hinterfragen. „Das beste Mittel gegen die rechten Tendenzen unserer Gesellschaft ist der persönliche Kontakt zu den Asylsuchenden. Dazu möchten die Autoren einladen. Gleichzeitig möchten sie hiermit alle ehrenamtlich Tätigen in der Republik ermutigen, weiter zu machen. Denn Wabern ist ja nur ein Ort in dieser Republik“, so Thomas Schattner.

Teile des Buches werden am 19. März 2016 im Rahmen des „Fests der Kulturen“ im Waberner Kulturbahnhof ab 19 Uhr in Form einer Ausstellung zu sehen sein. Die Waberner Flüchtlinge, deren Schicksale so dokumentiert sind, sind selbstverständlich anwesend.

Die Autoren haben für das Vorwort ein linkes politisches Schwergewicht gewinnen können: den großen Münchener Liedermacher Konstantin Wecker. Die 168 Seiten starke Dokumentation „Life is safe – Alles gut!?“ kann bei Amazon für 5,40 Euro bezogen werden. (red)



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