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MT gewinnt Krimi gegen Balingen 29:28

Bester MT-Torschütze gegen Balingen: Momir Rnic (7 Tore). Foto: HartungKassel/Melsungen. Was war das für ein Krimi! Nach vier Wochen Pause musste sich die MT Melsungen gegen den HBW Balingen-Weilstetten mächtig strecken, um einen 29:28 (16:16)-Sieg über die Ziellinie zu bringen. Nach starkem Beginn riskierten die Nordhessen Mitte der zweiten Hälfte, die Begegnung gegen aufopferungsvoll kämpfenden Gäste aus der Hand zu geben. Der zum Ende hin immer stärker werdende René Villadsen im Tor und Timm Schneider sowie Nenad Vuckovic, die nach ihren Einwechslungen neue Impulse gaben, machten den Unterschied. Erfolgreichster Schütze der MT war Momir Rnic mit sieben Toren, beim HBW trugen sich Fabian Böhm und Olivier Nyokas je sechsmal in die Torschützenliste ein.

Mit einem Blitzstart zog die MT Melsungen schon in der Anfangsphase die voll besetzte Rothenbach-Halle auf ihre Seite. Druckvolles Spiel ohne Schnörkel nach vorn, die Abwehr zunächst gewohnt sicher, nach vier Wochen Wettkampfpause sah man den Akteuren die Lust auf Handball in jeder Bewegung an. Insbesondere Momir Rnic und Jeffrey Boomhouwer sprühten vor Spielfreude. Noch ehe der HBW gedanklich richtig auf der Platte war, hatten die Rot-Weißen eine 5:1-Führung herausgeworfen (7.).

Direkt im Anschluss wechselte Balingens Trainer Frank Bergemann nach Boomhouwers 6:2 den Torhüter, weil Matej Asanin seine einzigen Ballkontakte bis dahin hatte, wenn er das Leder nach Treffern aus dem Netz holte. Weitere zwei Zeigerumdrehungen vergingen, da nahm er beim Stand von 8:3 die erste Auszeit. Erst danach berappelten sich die Gäste etwas und brachten über eine offensive 4:2-Deckung mehr Stabilität in die eigenen Reihen. Einer ließ sich davon überhaupt nicht beeindrucken: Momir Rnic. Der traf auch vom Siebenmeterstrich und hatte mit dem 11:7 schon den fünften persönlichen Erfolg auf der Liste (15.).

Abschütteln ließen sich die Schwaben nicht. Eher im Gegenteil profitierten sie von einigen Löchern in der Melsunger Hintermannschaft, die überwiegend Olivier Nyokas riss. Der quirlige Franzose narrte seine Gegenspieler ein ums andere Mal und war mit vier Toren am 14:13-Anschluss beteiligt (25.) und besorgte auch den 15:15-Ausgleich in Überzahl, als Christian Hildebrand eine Strafe absaß (27.). Zu diesem Zeitpunkt hatte Balingen im Tor schon wieder auf Asanin zurückgewechselt, und das zahlte sich aus. Mit den ersten beiden gehaltenen Bällen gegen Marino Maric und Patrik Fahlgren ermöglichte der seinem Team ein etwas glückliches, wenn auch nicht unverdientes Unentschieden zur Pause.

Zäh und verbissen ging es nach dem Seitenwechsel weiter. Mit Fehlversuchen zunächst auf beiden Seiten, ehe Fabian Böhm die Gäste in Führung warf. Defensiv war der HBW mittlerweile bei einer offensiv ausgerichteten 6:0-Formation gelandet, mit der die MT ihre Probleme hatte. Zwar sah es nach einem Zwischenspurt auf 19:17 wieder besser aus für die Gastgeber, doch das war eher einem von Yves Kunkel vergebenen Siebenmeter und Zeitstrafen gegen Jannik Hausmann und Julian Krieg geschuldet. Nur kurze Zeit später leuchtete der Spielstand 20:20 von der Anzeigetafel. Balingen war nicht zu distanzieren (40.).

Auch Melsungen wechselte den Torhüter, Maurice Paske kam. Und parierte sofort glänzend gegen den frei durchgebrochenen Julian Krieg. Jannik Hausmanns Führungstreffer für die Gäste konnte er in Unterzahl, Marino Maric saß draußen, nicht verhindern, ebensowenig Kunkels nächsten Strafwurf abwehren. Die Gäste hatten eindeutig Oberwasser und führten nun sogar mit zwei Toren (20:22, 45.). Michael Roth hatte schon versucht, mit Timm Schneider neue Impulse ins Spiel zu bringen. Der traf zwar auch gleich, dennoch stellten Nyokas und Strobel unbeeindruckt auf 21:24. Auszeit war angesagt (47.).

Was zuvor bei Balingen  geklappt hatte, funktionierte auch bei Melsungen: René Villadsen kam ins Spiel zurück und parierte gleich zwei Bälle. Noch einmal Timm Schneider und Johannes Sellin schafften den Anschluss. Und als Villadsen den nächsten Wurf von Kunkel entschärfte, Boomhouwer auf die Reise schickte und der im Tiefflug aus zehn Metern einnetzte, erbebte die Rothenbach-Halle in ihren Grundfesten (25:25, 51.). Es ging sogar noch weiter mit den Gänsehaut-Momenten, als Nenad Vuckovic trotz Foulspiels zur Führung traf und Fabian Böhm mit seiner dritten Zeitstrafe den roten Karton sah. Gefolgt abermals von Villadsen gegen Julian Krieg, einem schnellen Pass von Sellin auf Boomhouwer und dessen 27:;25 (54.).

Es roch nach Vorentscheidung, trotz sofort genommener Auszeit von Frank Bergemann. Der HBW war reduziert auf Martin Strobel, der sein Team mit zwei Einzelleistungen am Leben hielt. Und kam dennoch einmal mehr zurück. Weil sich Christoph Theuerkauf am Kreis durchzusetzen wusste und Matej Asanin gegen Johannes Sellin von Außen Sieger blieb. Mit Theuerkauf als zusätzlichem Feldspieler versuchten es die Gäste, doch dreimal in Folge, davon zweimal gegen den vorher so treffsicheren Nyokas, rettete Villadsen. Die letzte Parade, fünfzehn Sekunden vor dem Abpfiff, war die entscheidende. Eine letzte Auszeit von Michael Roth und ein langes Dribbling von Timm Schneider sicherten schließlich den hauchdünnen Erfolg gegen Gäste die nie aufsteckten und vor allem kämpferisch eine Klasseleistung ablieferten.

Stimmen zum Spiel
Michael Roth: Das war für uns ein hart erkämpfter und glücklicher Sieg, was so nach 15 Minuten noch nicht zu erwarten war. Wir kamen zwar gut rein ins Spiel, aber dann hat der Schlendrian Einzug gehalten. Wir haben die Partie zum Freundschaftsspiel mutieren lassen und hatten lange Zeit auch keine Torhüterleistung. Nach der Pause hatten wir umgestellt, um mit einer 5+1-Deckung den Rhythmus des Gegners zu stören, was aber auch nicht geklappt hat. Unser Glück und wohl der entscheidende Umstand war, dass wir mit Timm Schneider und Nenad Vuckovic zwei frische Spieler reinbringen konnten. Danach war unser Spiel geordneter und strukturierter, und auch René Villadsen hat davon profitiert und sich gesteigert. Dem HBW wünsche ich viel Glück im Abstiegskampf und uns ein gutes Spiel am Mittwoch in Göppingen.

Frank Bergemann: Glückwunsch an Michael und seine Mannschaft. Auch wenn das schwer fällt, wenn ich ehrlich bin. Wir sind nur holprig in die Begegnung reingekommen. Im Fußball würde man sagen, wir haben zu weit vom Gegner weg gestanden und uns schwer getan. Aber Zug um Zug bekamen wir mehr Selbstvertrauen und sind verdient mit einem Unentschieden in die Pause gegangen. In der zweiten Hälfte haben wir es bei zwei, drei Toren vor verpasst, den Sack zuzumachen. Es kam auch etwas Hektik auf, als Fabian Böhm mit der dritten Zeitstrafe runter musste und wir haben etwas den Kopf verloren. Melsungen hatte dann mit Konterspiel die Möglichkeiten zu ihren Toren.

Statistik
MT Melsungen: Villadsen (14 Paraden / 24 Gegentore), Paske (1 P. / 4 G.); Maric, Sellin 3/2, Fahlgren 1, Schröder, Forstbauer, Hildebrand, Danner 6, P. Müller, Boomhouwer 5, Rnic 7/1, Schneider 2, Allendorf, Vuckovic 1, M. Müller 4.

HBW Balingen-Weilstetten: Asanin (10 P. / 22 G.), Johannesson (0 P. / 7 G.); Böhm 6, Foth, Nyokas 6, Hausmann 2, Wilke, Theuerkauf 2, Strobel 5, Kunkel 4/3, Krieg 3, Ilitsch, Ruß, Dominikovic.

Schiedsrichter: Robert Schulze (Magdeburg) / Tobias Tönnies (Magdeburg)

Zeitstrafen: 8 – 12 Minuten (M. Müller 14:42, Hildebrand 25:27, P. Müller 37:34, Maric 41:19 – Böhm 20:46 47:49 52:48, Hausmann 35:16, Krieg 36:09, Foth 57:50)

Disqualifikation: Böhm (3 x 2 Minuten, 52:48)

Strafwürfe: 5/4 – 4/3 (Kunkel an die Latte 34:44, Rnic scheitert an Asanin 36:11)

Zuschauer: 4.300 in der Rothenbach-Halle, Kassel (ausverkauft)

(Bernd Kaiser)