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Dennis Horn und Henri Alter überzeugten

Die Sprinter der MT Melsungen bei den Kreismeisterschaften in Felsberg. Foto: nhFelsberg. Die Laufwettbewerbe waren die Höhepunkte bei den Kreismeisterschaften der Leichtathleten, die am Wochenende in Felsberg ausgetragen wurden. Die gut vorbereitete und organisierte Veranstaltung begann deshalb gleich mit einem Paukenschlag, denn als erster Wettbewerb standen die Endläufe über 100 Meter auf dem Programm. Trainer Alwin J. Wagner hatte vierundzwanzig Athleten der Melsunger Turngemeinde für diese Disziplin nominiert: sieben Männern, drei Frauen, drei Senioren und elf Jugendliche.

Während bei den Männern Titelverteidiger Yannick Hoos (Tuspo Borken) eine Woche vorher in Wehrheim seine gute Form mit 17,64 Sekunden über 150 Meter unter Beweis stellte, hinterließ Dennis Horn zur gleichen Zeit bei der Bahneröffnung in Bebra einen starken Eindruck. Der nordhessische Hallenmeister legte die 100 Meter bei nur zwei Grad Celsius und einem Gegenwind von 2,5 Meter pro Sekunden in 11,87 Sekunden zurück und blieb damit klar vor seinem Trainingspartner Henri Alter (12,24).

100-Meter-Finale der Männer. Foto: nhDa es nur Zeitendläufe gab, mussten sich die Sprinter nicht über Vor- und Zwischenläufe qualifzieren.  Die acht schnellsten Läufer traten im letzten Zeitendlauf gegeneinander an.  Henri Alter hatte die beste Reaktion am Start und löste sich als Erster aus den Blöcken. Aber auch Dennis Horn überzeugte in der Beschleunigungsphase und übernahm nach dem ersten Drittel der Strecke die Führung. Es schien, als lähmte sein flüssiger Lauf die Konkurrenten. Und weil er seine Mitstreiter eindeutig beherrschte, war bereits nach der Hälfte der Strecke abzusehen, dass der 20-Jährige in diesem Rennen triumphieren würde. Yannick Hoos, der im Vorjahr das Finale mit 11,63 Sekunden vor Michael Hiob (11,85) gewonnen hatte, kam erst auf dem letzten Drittel der Strecke auf volle Touren. Aber er konnte den Sieg von Dennis Horn nicht mehr verhindern.

Der Student der Deutschen Sporthochschule Köln präsentierte sich in einer beeindruckenden Form und verfehlte seine persönliche Bestzeit, die er im Vorjahr bei den Landes-Jugendmeisterschaften in Gelnhausen aufgestellt hatte, nur um den Wimpernschlag von 0,01 Sekunden. In 11,43 Sekunden verwies der neue Kreismeister den Borkener Yannick Hoos (11,59) auf den zweiten Platz. Henri Alter, der nach seiner Verletzung fast wieder hergestellt ist, erreichte nach 11,73 Sekunden das Ziel. Michael Hiob wirkte gegen dieses Trio etwas gehemmt, aber der Maschinenbaustudent hatte immerhin genug Kampfkraft und Übersicht, um mit 11,96 Sekunden noch unter zwölf Sekunden zu bleiben. Er benötigt noch ein paar Wochen, bis er wieder mit jenen Leistungen erfreuen wird, die im vergangenen Jahr zu großen Hoffnungen berechtigten. Hinter Jan Ullrich (12,33) komplettierten mit Florian Schareina (12,46), Leonard Ebert (12,70) und Moritz Knaust (13,88 Sekunden) drei weitere Melsunger Athleten das 100m-Finale der Männer.

Sie holten sich überraschend den Staffeltitel: Leonard Ebert, Florian Schareina, Tobias Stang und Pierre Nasser. Foto: nhYannick Hoss, der im Vorjahr die Stadionrunde unter 50 Sekunden zurückgelegt hatte, zeigte seine souveräne Klasse auf dieser Strecke auch in Felsberg. Nach 51,72 Sekunden beendete er seinen Wettkampf deutlich vor Tobias Stang, der nach einem längeren Trainingsausfall mit 57,58 Sekunden in die neue Saison startete. Schade, dass Christian Schulz einen Abend vorher die Teilnahme an den Meisterschaften absagte. Ohne die Leistung von Hoos zu schmälern, fehlte ohne den Jugendlichen aus Röhrenfurth die Würze in diesem Rennen, denn Schulz wäre auch in der Lage gewesen, die 400 Meter unter 52 Sekunden zu laufen.

Über 1500 Meter demonstrierte Nico Hildebrand (SG Chattengau) sein Talent auf der Mittelstrecke. Er war es, der vom Start an für das Tempo sorgte. Als er auf der letzten Runde noch einmal beschleunigte, konnte der Jugendliche Lorenz Funck, der in der Vorbereitung für die Landesmeisterschaften über 2000m Hindernis und steckt, nicht mehr mithalten. Hildebrand siegte in 4:26,62 Minuten vor Funck (4:29,82) und Benjamin Lückert (Steinatal, 4:36,81). Mit seiner tollen Steigerung auf 4:40,79 Minuten belegte der Vorjahres-Jugendliche Moritz Knaust den vierten Platz.

Ohne Wechseltraining gingen die Melsunger Staffeln an den Start. Es war zeitlich nicht möglich gewesen, die Wechsel zu trainieren. Deshalb hatte Trainer Wagner Sicherheitswechsel für seine Teams verordnet. Die erste Männerstaffel mit Henri Alter, Michael Hiob, Jan Ullrich und Dennis Horn war in der Lage an die 44 Sekunden heranzulaufen. Startläufer Alter lief besser als im Einzelrennen an und reichte das Holz nach einem sehr guten Wechsel an Michael Hiob weiter, der ebenfalls sofort in seinen Lauf fand. Für die ersten 200 Meter hatte das Duo weniger als 23 Sekunden benötigt. Nachdem auch die Stabübergabe von Hiob an Jan Ullrich reibungslos klappte, waren die Melsunger immer noch auf einem 44er-Sekunden-Kurs.

Rabea Pöppe sicherte sich den Sprinttitel bei den Frauen. Foto: nhAber man sollte sich nicht zu früh freuen: Beim letzten Wechsel passierte das Unheil, denn Jan Ullrich, dem man auf dem letzten zwanzig Metern den Trainingsrückstand anmerkte, wurde langsamer. Schlussläufer Dennis Horn lief deshalb zu früh an und musste nach einem kurzen Antritt das Tempo wieder herausnehmen. Als er den Stab in der Hand hatte, konnte er nicht mehr vollenden, was sein Team vorbereitet hatte, denn 100m-Sieger hielt den Stab nicht fest in seiner Hand. Nach wenigen Metern verlor er ihn und der Traum von einer Zeit unter 45 Sekunden platzte wie eine Seifenblase.

Die Gunst der Stunde nutzte das zweite MT-Team mit Leonard Ebert, Florian Schareina, Tobias Stang und Pierre Nasser, denn dieses Quartett holte sich nach 48,36 Sekunden überraschend den Titel. Im Vorjahr hatte der LTV Neukirchen mit 48,33 Sekunden dem MT-Team die Meisterschaft vor der Nase weggeholt. In Felsberg lief das Quartett aus Neukirchen wie die Melsunger 48,36 Sekunden, aber sie mussten disqualifiziert werden, weil ihr Schlussläufer die Wechselmarke überlief.

Jan Ullrich verzichtete nach 1,68 Meter im Hochsprung auf weitere Höhen und konzentrierte sich auf den anschließenden Weitsprung, wo er ebenfalls als Favorit an den Start ging. Doch es kam anders, als man dachte. Henri Alter traf im ersten Durchgang den Balken optimal und flog bei Windstille auf 6,34 Meter. Das war der Sieg, denn Jan Ullrich konnte nicht kontern und landete mit 6,08 m auf Rang zwei.

Ohne die Favoritin Katharina Wagner, die eine Woche vorher bei eisiger Kälte und Gegenwind die 100 Meter in 13,45 Sekunden zurückgelegt hatte, gab es vor dem 100m-Finale der Frauen die nächste Hiobsbotschaft. Karolin Siebert und Rabea Pöppe hatten Probleme mit der Muskulatur im Oberschenkel. Es waren keine schlimmen Verletzungen, aber die beiden MT-Athletinnen wollten verständlicher Weise kein Rennen auf Biegen und Brechen laufen. Rabea Pöppe holte sich in 14,02 Sekunden den Titel vor Lisa Arend (14,04) und Karolin Siebert (14,43). Über 400 Meter lief die frühere hessischen Jugendmeisterin auf dieser Strecke die erste Hälfte in 30 Sekunden an und erreichte nach 65,81 Sekunden die Ziellinie. „Ich bin mir sicher, dass Karolin mehr kann, als sie in Felsberg gezeigt hat“, sagte Alwin J. Wagner.

Im Hoch- und Weitsprung der Frauen waren keine Teilnehmerinnen am Start. Diese Feststellung sollte die Verantwortlichen alarmierend stimmen.

Das Frauen-Quartett über 4×100 Meter war von vornherein gehandicapt. Einmal fehlte mit Johanna Wagner die schnellste Läuferin, zum anderen gingen mit Rabea Pöppe und Karolin Siebert zwei angeschlagene Athletinnen an den Start. Gut in Form präsentierte sich dagegen Hammerwerferin Lisa Arend. Petra Ebert war mit 47 Jahren nicht nur die ältestes Starterin im MT-Team, sie war auch der Pechvogel dieser Meisterschaften. Sie sprang als Startläuferin ein, doch nach 95 Meter war ihr Rennen beendet. Bei der Stabübergabe riss ihr die Achillessehne, so dass sie mit dem Krankenwagen abtransportiert und in der Kasseler Orthopädischen Klinik operiert werden musste. Das MT-Team zeigte sich geschockt und verlor allein bei diesem Wechsel fast 10 Sekunden. Nach 62,48 Sekunden brachte Lisa Arend den Stab über die Ziellinie, doch die Gedanken waren bei Petra Ebert, die zu dieser Zeit noch auf der Bahn lag und starke Schmerzen hatte. (ajw)