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Über 3.500 Ideen beim Innovation-Parcours der MT

Ein Netz voller Ideen: Die "Brainballer" nutzten jede Möglichkeit auf und neben dem Spielfeld, um ihre Ideen sichtbar zu machen. Foto: Alibek KäslerKassel/Melsungen. Statt wie sonst MT Bundesliga-Handball war in der Kasseler Rothenbach-Halle diesmal MT-Brainball angesagt. Das Ziel: Ideen generieren, durch die die MT noch mehr zum Erlebnis wird. Dabei tummelten sich auf dem Spielfeld rund 90 statt der üblicherweise vierzehn Akteure. Der Sieger indes stand schon vor Beginn fest, nämlich jeder, der sich in irgendeiner Weise der MT verbunden fühlt und künftig von dem profitiert, was die Teilnehmer an dieser Aktion spielerisch erarbeiteten. Das große Feld der Probanden repräsentierte einen guten Querschnitt dessen, was sich sonst an Menschen während eines Handballspiels der MT in der Halle befindet: Spieler, Offizielle, Sponsoren, Fans – egal ob jung oder alt.

Unter der Leitung des Kasseler Marken- und Innvoationsberaters Prof. Dr. Gerdum Enders absolvierten die Teilnehmer in Gruppen bis zu zehn Personen einen unkonventionellen Innovation-Parcours, eine Art kreatives Zirkeltraining mit zehn Stationen, von denen jede eine neue Aufgabe bereithielt. Heraus kamen dabei am Ende sage und schreibe 3.547 Ideen.

Für jeweils fünf Minuten spielten sich nach einer kurzen Einführung und Erklärung des Ablaufs die “Brainballer” die Bälle in Form von Ideen zu, um daraus Ergebnisse zu den verschiedenen Fragestellungen zu generieren. Dabei reichte die Spanne von vergleichsweise alltäglichen („Wie würde Dein perfektes MT Erlebnis-Event aussehen?“) bis hin zu anspruchsvolleren Themen („Wie könnte ein Fan-Schal cool, innovativ und anders sein?“) und ließ Raum für jede Phantasie, sei sie auch noch so visionär.

„Denkt, was ihr noch nie vorher gedacht habt!“
„Seid kreativ. Denkt, an was ihr vorher nie gedacht habt!“, hatte Prof. Enders, der das Konzept gemeinsam mit seinem Team von CODE LAB Kassel und Vertretern der MT entwickelt hat, den Teilnehmern vielsagend mit auf den Weg gegeben. Und die folgten nach einer kurzen Begrüßung durch MT-Vorstand Axel Geerken dieser Vorgabe schon bei der Wahl ihrer Teamnamen. Ob Team 3 („Die DREIsten Neun“), Team 6 („Sechs sells“) oder Team 9 („MT-9ers“), kein Name war ohne Hintersinn gewählt. Aber das war nur ein Vorgeschmack auf das, was nach dem Einlaufprozedere der Mannschaften nach Bundesligavorbild – stilecht mit Einlaufmusik, Spielervorstellung, Flammenspalier und Abklatschen mit MT-Maskottchen Henner – noch so alles an Einfällen kommen sollte.

Der Gedankenzeichner, der die Ideen visualisierte
Einen der interessantesten Jobs des Tages hatte zweifellos Dominik von Loesch. In beeindruckender Manier brachte der Gedankenzeichner blitzschnell Ideen der Teilnehmer visualisiert zu Papier. Die rot-weiße MT-Zahnbürste war eins der ersten Werke, ein Babytragetuch mit großem Vereinsemblem ein weiteres. „Das wäre multifunktional, weil man es auch als Badetuch oder als Picknickdecke nutzen könnte“, überlegten sich Nadja und Lena, die das Bild “in Auftrag” gaben. Eine eher leichte Übung für den Künstler („Kleidungsstücke oder etwa Schulranzen sind vergleichsweise einfach“), der jedoch auch schwierige Fälle zu lösen hatte, wie etwa das statische Abbild einer eigentlich als Bewegung gedachten Fan-Choreografie. Sein kuriosester Auftrag: ein rot-weißes Kondom mit Aufdruck des MT-Slogans: #60MinutenVollgas.

Über 3.500 Ideen – perfekter Fundus an Rohmaterial
Nicht alles wurde gezeichnet, das wäre schier unmöglich gewesen. Weder das MT-Bier, mit dem Fanclub-Mitglied Manuel gern auf Auswärtsfahrt gehen würde, noch die MT-Sonnenbrille, die Fin gern im Gepäck hätte. Schon gar nicht das Utensil, was ein unbekannter Urheber seinem schlimmsten Feind nicht schenken wollte: rot-weißes Klopapier. Sicher, vieles war nicht todernst gemeint und einen Smart im MT-Design vom reichen Onkel in Amerika wird es auch kaum geben. Aber ausschließlich realistische Beiträge hat Prof. Enders auch gar nicht erwartet. „Mit dieser beeindruckenden Zahl von über dreieinhalbtausend Ideen haben wir den perfekten Fundus an Rohmaterial für das nun folgende Sortieren und Clustern. Das wird bestimmt eine gute Woche dauern. Dann ergeben sich daraus erfahrungsgemäß etwa 50 Konzepte, von denen sich vielleicht wiederum zehn realisieren lassen. Das alles werden wir nach der Auswertung mit den MT-Verantwortlichen besprechen“, skizziert Enders das weitere Vorgehen, das angesichts der Vielzahl und Vielschichtigkeit der Einfälle einige Zeit in Anspruch nehmen kann. Aber es ist durchaus möglich, dass sich kurzfristig umsetzbare Dinge ergeben, die nur Modifikationen bereits bestehender Projekte darstellen.

Spaß hat die Aktion allen Beteiligten gemacht. Insbesondere, dass der gesamte Ablauf einer dem Handballspiel angelehnten Dramaturgie ähnelte. „Das war ein emotionaler Anker, der die Teilnehmer motiviert und unter Spannung gehalten hat“, wie Prof. Enders erläuterte. Gut angenommen wurden auch die Aktivpausen beim Stationswechsel (Kniebeugen zur Auflockerung, Rückwärts zur nächsten Aufgabe u. ä.) sowie die umfangreiche und kostenlos angebotene Verpflegung, denksportgerecht angereichert mit Vitamindrinks und Energieriegeln.

“Voll gut – ich würde sofort wieder mitmachen!”
„Das war voll gut. Ich würde sowas sofort nochmal mitmachen“, schwärmte Hannah. Sie war mit 11 Jahren die jüngste Kapitänin und hatte unter anderem Bundesliga-Torhüter Johan Sjöstrand in ihrem “Team 3”. Der gleichen Meinung war Fanclub-Mitglied Alexander: „Eine tolle Geschichte. Ich hoffe, es kommen genug kreative Ergebnisse für die MT heraus“. Was man angesichts der Fülle an zu Papier gebrachten Einzelbeiträgen als gegeben erachten darf. Die ersten Umsetzungen könnten schon zur kommenden Saison zu bestaunen sein. Als Ergebnis aus dem direkten Zusammenwirken von Spielern, Fans und Offiziellen beim MT-Brainball – genau wie bei einem richtigen Handballspiel eben. (Bernd Kaiser)