- SEK-News – Online-Zeitung für den Schwalm-Eder-Kreis - https://www.seknews.de -

Vereinigung der Wirtschaft besucht Weberei Egelkraut

Udo van der Kolk, der Herr der Fäden, mit seinen Gästen. Foto: nhSchwalmstadt-Trutzhain. „Es ist ein sehr langer Weg vom Faden bis zum Stoff!“ Davon konnten sich Mitglieder der Vereinigung der Wirtschaft des Schwalm-Eder-Kreises beim Unternehmertreff in der Historischen Weberei Egelkraut überzeugen.

Udo van der Kolk, Inhaber der Weberei, entführte die interessierten Gäste in die Welt der edlen Stoffe, Damaste und Brokate. Stilecht gekleidet in feinen Zwirn, erläuterte und demonstrierte er sämtliche Schritte des Webens, von der Herstellung der Spulen für Kett- und Schussfaden über die Programmierung der Webmaschine via Lochkarten bis zum finalen Webprozess.

Auf den Lochkarten sind alle Informationen über das zu webende Muster enthalten. Die Karten werden mit Nadeln abgetastet: ein Loch bedeutet Fadenhebung, kein Loch Fadensenkung. Dazwischen saust das Schiffchen mit dem Schussfaden in Höllengeschwindigkeit hin und her und heraus kommt, wenn kein Faden reißt, der fertige, edle Stoff.

Abnehmer sind Theaterschneidereien, Trachtenvereine, Karnevalsvereine oder Kirchen. Auch die Industrie vertraut auf die hochwertige Qualität der Stoffe von Egelkraut, zum Beispiel zur inneren Bespannung der Akkordeons einer namhaften Instrumentenmarke. Die feinen, eng gewebten Stoffe aus Trutzhain verhindern, dass Staub ins innere des Instruments eindringt, ohne jedoch den Ton zu beeinflussen. „Der Wettbewerb ist hart und mit den Preisen der Billigprodukte aus Asien können wir nicht mithalten. Wir können nur durch Qualität und Liefertreue überzeugen. Doch den terminlichen Wünschen unserer Kunden sind oft natürliche Grenzen gesetzt. Denn nach der Anlieferung der Garne kann die Einrichtung der Maschine ein paar Tage dauern, je nach Komplexität des gewünschten Musters“, beschreibt Udo van der Kolk den aufwändigen Produktionsprozess.

Auch der Standort, einer nicht isolierten und zugigen Halle, verschlechtere die Wettbewerbsbedingungen, so der Weber. „Die Heizkosten des Winters fressen den Gewinn des Sommers auf. Auf lange Sicht muss hier etwas passieren; entweder energetisch sanieren oder einen besseren Standort finden.“

Im Anschluss an den Unternehmertreff besuchten die Teilnehmer die nahe gelegene „Gedenkstätte und Museum Trutzhain“, dass seit der Eröffnung 2003 zu den zentralen NS-Gedenkstätten in Hessen gehört. Karin Brandes informierte über das ehemalige Kriegsgefangenenlager STALAG IX A und führte durch die Ausstellung.

Hintergrund
Die Vereinigung der Wirtschaft des Schwalm-Eder-Kreises (VDW) wurde 1974 gegründet und hat 39 Mitglieder aus Industrie, Handel, Handwerk, Dienstleistung und freien Berufen. Zweck des Arbeitskreises ist die Vertretung und Durchsetzung lokaler und regionaler Belange der Wirtschaft. Er versteht sich als Sprachrohr für eine zukunftsorientierte Standort- und Strukturpolitik. Seinen Mitgliedern bietet der Arbeitskreis eine offene Plattform für Information und politische Willensbildung. Dabei agiert er unabhängig, überparteilich und überkonfessionell. Neben der politischen Einflussnahme gewinnt das Netzwerk aus Unternehmen und Unternehmern der Region zunehmend an Gewicht. Insbesondere den Schwalm-Eder-Kreis, der geprägt ist durch den ländlichen Raum, wird der demographische Wandel treffen. Hier gilt es, Ideen und Konzepte für Unternehmensnachfolge, Mitarbeiterbindung sowie Nachwuchsrekrutierung zu entwickeln. (red)