- SEK-News – Online-Zeitung für den Schwalm-Eder-Kreis - https://www.seknews.de -

Wir waren dann mal weg…

Pilgerbericht einer Wohngruppe der Hephata-Jugendhilfe in Treysa

Die Pilger. Foto: nhSchwalmstadt. Wir waren dann mal weg…nämlich auf einer Pilgerreise von Niederwalgern, südlich von Marburg gelegen, nach Schwalmstadt-Treysa. Wir, das waren zwei Mädchen und drei Jungen im Alter zwischen neun und 13 Jahren, vier Sozialpädagoginnen und -pädagogen, eine Hauswirtschafterin der Wohngruppe und ein Hund.

Ziel war es, ein Stück des Elisabethpfades zu laufen. Dabei wollten wir aber nicht – wie eigentlich üblich – das Grab der Heiligen Elisabeth in Marburg, sondern die Wohngruppe in Treysa erreichen. Die Entscheidung, eine Pilgerreise als Freizeitmaßnahme zu machen, war schnell getroffen. Zwei Kolleginnen hatten so etwas schon mal gemacht, und ich als Diakon war schnell von solch einem Vorhaben begeistert. Der Weg führte uns zunächst am Vorabend der Reise in die Hephata-Kirche, wo wir von Hephata-Vorstand Pfarrer Maik Dietrich-Gibhardt in Empfang genommen und unter dem Schutz eines Pilgersegens ausgesandt wurden. Außerdem überreichte Maik Dietrich-Gibhardt einem jeden von uns einen Pilgerstab als praktische körperliche wie auch geistige Stütze („…dein Stecken und dein Stab trösten mich“). Gut gestärkt und ausgerüstet gingen wir in die Wohngruppe zurück, um im eigenen Bett nochmal genügend Kraft für die kommenden Tage zu tanken.

Nach einem gemeinsamen Frühstück am nächsten Morgen wurde dann das Begleitfahrzeug mit unserem Gepäck beladen: pro Person eine Tasche mit Wäsche und für die Nacht je ein Schlafsack und eine Luftmatratze. Außerdem hat jede und jeder einen Rucksack mit Verpflegung und einem Regenponcho mit sich getragen. Anschließend machte sich die Gruppe auf den Weg zum Bahnhof, um per Bahn nach Niederwalgern zu fahren. In Niederwalgern begann am Mittag unsere erste Etappe: Zwölf Kilometer lagen vor uns, um Marburg zu erreichen. Dies ging zügiger als gedacht, sodass wir die Zeit bis zum für den Abend geplanten Kinobesuch mit Kaffee, Kakao und Kuchen in der Mensa und einem Spaziergang durch den alten Botanischen Garten überbrückten. Übernachtet wurde im Christ-Haus. Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg in Marburgs Innenstadt, um hier den Pilgerfriedhof und die ‚E-Kirche‘ zu besuchen. Nach der Führung setzten wir gegen Mittag unsere Reise in Richtung Amöneburg fort. Nach einem recht zähen Aufstieg war die Freude über das erreichte Ziel groß. Im Johannes-Haus, einer Bildungseinrichtung der katholischen Kirche, wo wir unentgeltlich in einem Seminarraum schlafen konnten, gab es eine lang ersehnte Dusche und Zeit zum Ausruhen.

Dann war es dann an der Zeit, sich um das Gestalten des eigenen Pilgerausweises zu kümmern. Jede und jeder hatte ein Heftlein bekommen, in das neben Angaben zur Person auch Tagebucheinträge geschrieben wurden. Außerdem gab es anstelle der traditionellen Stempel Sticker, welche die zurückgelegten Etappen dokumentieren. Am nächsten Morgen setzten wir unseren Weg in Richtung Stadtallendorf fort. Wir kamen am frühen Nachmittag an, ruhten uns erstmal in der Eisdiele aus und gingen anschließend weiter zu unserer Unterkunft im katholischen Gemeindehaus. Nach Einrichten des Nachtlagers gab es in Anlehnung an die Geschichte der Emmausjünger einen religionspädagogischen Impuls zum Thema Weggefährten. Da eine Pilgerwanderung auch sinnbildlich für die Lebenswanderung eines jeden Menschen steht, sollten die Kinder überlegen, welche Gefährten auf ihrem Lebensweg wichtig sind. Für diese Personen konnte dann jede und jeder eine Kerze anzünden. Den Abend verbrachten wir mit Grillen und Spielen im Hof des Gemeindehauses. Nachdem ein letztes Mal der Schlafsaal geräumt und der Bus beladen war, brachen wir am nächsten Vormittag zur letzten Etappe auf. Diese letzte sollte zugleich auch mit 20 Kilometern die längste Etappe sein. Eine erste kurze Pause legten wir ein, als wir Speckswinkel durchlaufen hatten, an der Quelle ‚Klauseborn‘ in Momberg gab es dann eine ausgedehnte Mittagspause. Am Nachmittag erreichten wir – nach fünfstündiger Wanderung inklusive Pausen – mehr oder weniger erschöpft, aber auf jeden Fall sehr glücklich darüber, wieder daheim zu sein, die Wohngruppe in Treysa.  Nach einem Moment des Ankommens und Ausruhens gab es für jede und jeden nach Vorlage des Pilgerpasses einen Pilgerstern als Anerkennung und Erinnerung für den Pilgerweg.

Fazit: Ich selber halte eine solche Pilgerwanderung mit Kindern für ein wichtiges und schönes religions-pädagogisches Mittel. Es bietet viel Raum und Zeit, um intensiv mit den Kindern zu arbeiten und sich ihnen auch einfach in ruhiger Atmosphäre, gerade beim Laufen, zuzuwenden und dabei die Themen und Zwänge hinter sich zu lassen, die einen sonst im Alltag der Wohngruppe beschäftigen. (Benedikt Weber)