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Leader-Regionen starten Austausch

1) Besuchergruppe mit den polnischen Gästen vor dem Altstadthotel in Treysa, (v.l.n.r.) Kai Knöpper, Rolf Herder, Jan Mrotek, Gabriela Kwiatkowski, Sonja Pauly, Martina Raasch, Grzegorz Supron, Tanja Damm, Ryszard Wolny, Karl Großenbach und Dieter Werkmeister. Foto: nhSchwalm-Eder. Auf Initiative des Deutsch-Polnischen Partnerschaftsvereins Landkreis Schwalm-Eder und Powiat Pilski (DPPV) informierten sich polnische Gäste über Förder-Projekte der Leader-Regionen „Schwalm-Aue“ und „Knüll“. Leader ist ein Förderprogramm der Europäischen Union für ländliche Regionen.

„Wir wünschen uns, dass dieser Besuch der Beginn eines regelmäßigen Austausches zwischen den Leader-Regionen im Schwalm-Eder-Kreis und im Partnerschaftskreis Pila wird. Damit wollen wir fachliche Kontakte in einem Europa der Regionen ermöglichen und zugleich die Begegnungen im Rahmen der Kreispartnerschaft erweitern“, so Vereinsvorsitzender Karl Großenbach (Borken).

Die polnische Gruppe aus der Leader-Region „Krajna an der Netze“ -mit Geschäftsführer Grzegorz Supron, den beiden stellvertretenden Vorsitzenden Jan Mrotek und Ryszard Wolny und der Dolmetscherin Gabriela Kwiatkowska absolvierten ein umfangreiches Besuchsprogramm.

Der Vorsitzende des Vereins Leader-Region „Schwalm-Aue“, Kai Knöpper, und die Geschäftsführerin Sonja Pauly stellten das Fördergebiet mit den sechs Kommunen und rund 50.000 Einwohnern vor. Beide, die deutsche und die polnische Leader-Region, haben bereits Erfahrungen in der ersten Förderperiode 2007 bis 2013 gesammelt und werden nun auch im Projektabschnitt 2014 bis 2020 gefördert. Das neue Fördervolumen beträgt für die Region „Schwalm-Aue“ 2,1 Mio. Euro und für die polnische Region „Krajna an der Netze“  2 Millionen Euro.

Zahlreiche Projektbesuche
Von besonderem Interesse für die polnischen Gäste waren die aus Mitteln der EU und des Landes Hessen geförderten Projekte, die anschließend besucht und von den Eigentümern beziehungsweise Beteiligten selbst vorgestellt wurden. Erste Station war das Altstadthotel in Schwalmstadt-Treysa. Nach der grundlegenden Sanierung eines alten Fachwerkhauses wurde dieses kleine Hotel im Herbst 2015 eröffnet. Dann ging es weiter zum Schwalm-Radweg, um einen Rastplatz mit Info-Tafel zu besichtigen. Die Entwicklung des Radtourismus ist auch im Landkreis Pila ein aktuelles Förderthema. Zwei unterschiedliche Existenzgründungen wurden im Café und Weinstube La Copa in Schwalmstadt-Ziegenhain und in der Polsterei Seidler in Schrecksbach vorgestellt. Die Förderung von Existenzgründungen ist auch bei der Lokalen Aktionsgruppe „Krajna an der Netze“ ein Schwerpunkt. Die Erweiterung des Schwälmer Dorfmuseums  Holzburg wurde ebenfalls durch das LEADER-Programm gefördert. Hier gab Bürgermeister Andreas Schultheiß bekannt, dass  demnächst eine kleine Delegation der Gemeinde Schrecksbach nach Lobzenica  (Landkreis Pila) fahren werde, um erste Kontakte für eine mögliche Gemeindepartnerschaft zu knüpfen.

Am zweiten Tag besuchte die polnische Delegation die Leader-Region Knüll. Ein Vergleich der Entwicklungsschwerpunkte beider Regionen zeigt, dass die derzeitigen Strukturprobleme im Landkreis Pila sehr ähnlich denen sind, die es vor etwa 20 Jahren in der Knüllregion gab. Jürgen Kaufmann (Vorsitzender des Regional-Verbandes), Dr. Brigitte Buhse (Geschäfsführerin) und der Initiator Armin Heß stellten anschließend den Nahkauf-Laden in Schwarzenborn vor. Das Lebensmittelgeschäft versorgt seit einigen Jahren das Knüll-Städtchen und die umliegenden Orte. Die Einrichtung eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) ist das nächste bedeutende Infrastrukturprojekt, das in Schwarzenborn verwirklicht werden soll. Bürgermeister Kaufmann und Landrat Winfried Becker erläuterten die Pläne für den Bau des MVZ. Die Baugenehmigung und den Bewilligungsbescheid dazu hatte der Landrat vor kurzem übergeben. (Foto 2)

2) Besuch in Schwarzenborn, (v.l.n.r.) Karl Großenbach, Ryszard Wolny, Dr. Brigitte Buhse, Jan Mrotek, Jürgen Kaufmann, Winfried Becker, Gabriela Kwiatkowska und Gregorz Supron. Foto: nhSichtlich berührt waren die polnischen Gäste beim Besuch der Gräber polnischer Kinder auf dem Friedhof von Schwarzenborn, die nach dem Krieg geboren wurden und deren Eltern als „displaced persons“ zeitweilig unter unwürdigsten Bedingungen ihr Leben fristen mussten.  Auch der Besuch der Gedenkstätte Trutzhain machte alle nachdenklich und erinnerte an das schlimmste Kapitel der deutsch- polnischen Vergangenheit. Museumsführer Hans Gerstmann ging in seinem Vortrag vor allem auf das Schicksal der polnischen Kriegsgefangenen ein. Die Besichtigung der Brokatweberei Egelkraut in Trutzhain und ein Gang durch den Wildpark Knüll waren die abschließenden Programmpunkte einer erfolgreichen deutsch-polnischen Begegnung.

Um den Austausch fortzusetzen, wurde für das kommende Jahr ein Gegenbesuch in der Leader-Region „Krajna an der Netze“ vereinbart. (Dieter Werkmeister)