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Katharina Wagner läuft die 100 Meter in 12,71 Sekunden

Die MT-Athleten in Hachenburg mit dem DLV-Maskottchen JuLe. Foto: nhHachenburg/Melsungen. Beim integrativen Sparkassen-Meeting in Hachenburg, wo auch Deutschlands beste Leichtathleten mit Behinderung an den Start gingen und ihre Form in 16 Wettbewerben für die XV. Olympischen Spiele der Paralympics in Rio de Janeiro testeten, standen für fünf Leichtathleten der Melsunger Turngemeinde die 100-Meter-Sprints über im Vordergrund. Melsungens Speerwurf-Ass Henri Alter, der im Training mit großartigen Weiten einen ausgezeichneten Eindruck hinterließ, wollte mit einer neuen Bestleistung nach Melsungen zurückkehren.

Bei diesem gut besuchten Inlusionssportfest im Westerwald erlebten die Melsunger Athleten nicht nur in gemeinsamen Wettkämpfen das Miteinander im Sport, sondern waren auch sehr beeindruckt, wozu körperbehinderte Menschen fähig und in der Lage sind. Für die beste Leistung der Olympiateilnehmer sorgte der 33-jährige Heinrich Popow aus Fehl-Ritzhausen, der mit 6,77 Meter einen neuen Weltrekord im Weitsprung aufstellte. Ferner gab es bei dieser Veranstaltung für die Paralympics noch drei Europarekorde und eine deutsche Bestleistung.

Katharina Wagner siegte über 100 Meter mit der neuen Jahresbestzeit von 12,71 Sekunden. Foto: nhAuch die MT-Athleten stellten neue Bestleistungen auf und gehen gestärkt in die zweite Saisonhälfte, die am 11. September mit dem Kreissparkassen-Cup im Melsunger Waldstadion ihren Höhepunkt findet. Im 100m-Finale der Frauen wartete man mit Interesse auf das Auftreten von Katharina Wagner, die im Training mit guten Sprintzeiten aufgefallen war. Allerdings verlor sie nach einem verhaltenen Start knapp einen Meter an Nora Kern aus Dierdorf, die am schnellsten aus den Blöcken kam. Aber nach zwanzig Metern preschte die Melsunger Sprinterin auf und davon und hatte nach 60 Metern einen komfortablen Vorsprung. Mit langen Schritten stürmte sie der Ziellinie entgegen und durchbrach das elektronische Band nach 12,71 Sekunden. Damit unterbot die 21-Jährige ihre Jahresbestzeit, die sie bei den deutschen Hochschulmeisterschaften in Paderborn aufgestellt hatte, um 0,06 Sekunden und verdrängte Carolin Klupsch aus Vellmar vom zweiten Rang der nordhessischen Bestenliste. Nora Kern sicherte sich mit 13,20 Sekunden den zweiten Platz. Aber die hoffnungsvolle Sprinterin aus Dierdorf musste alles geben, um das starke Finish von Rabea Pöppe (MT Melsungen) abzuwehren, die sich nach ihren 13,72 Sekunden von Uslar auf 13,34 Sekunden verbessern konnte. Die Spangenberger Sportstudentin egalisierte ihren sechs Jahre alten Hausrekiord, den sie als Schülerin im Jahr 2010 in Bebra aufgestellt hatte und ist auf dem besten Weg, als nächste MT-Sprinterin unter 13 Sekunden zu laufen.

Henri Alter setzte sich in Hachenburg mit 62,97 m vor Leon Kalteich durch. Foto: nhÜber 400 Meter waren Platz eins und zwei bereits vor dem Startschuss vergeben. Gegen Julia Trapp von der LG Sieg, die auf der Stadionrunde eine Bestzeit unter 57 Sekunden vorweisen kann und der 200m-Spezialistin Friederike Matthes von der LG Rhein-Wied (25,79) war das MT-Duo Pöppe/Wagner chancenlos. Julia Trapp kontrollierte erwartungsgemäß das Feld und setzte sich in 58,55 Sekunden vor Friederike Matthes (60,32) durch. Rabea Pöppe und Katharina Wagner, die auf der ersten Hälfte annähernd mithalten konnten, mussten in der letzten Kurve das hohe Tempo abreißen lassen und kamen nach 61,55 bzw. 62,40 Sekunden ins Ziel. „Auf der Zielgeraden war bei mir die Luft raus, so dass eine Zeit um 60 Sekunden nicht mehr möglich war“, sagte Rabea Pöppe und hofft noch in diesem Jahr an diese Schallmauer heranzulaufen.

Lynn Olson holte sich in Hachenburg zwei Siege in der Altersklasse der U18 und gefiel besonders über 100 Meter, wo sie ihre Bestzeit, die sie bei den Kreismeisterschaften in Felsberg mit 14,03 aufgestellt hatte, um 0,14 Sekunden nach unten drücken konnte. Über 400 Meter hatte die 15-Jährige eine Woche nach ihrem Urlaub keine gute Tempoeinteilung und kam folglich nicht richtig in den Lauf. Sie war sichtlich enttäuscht, als sie nach Beendigung der Stadionrunde ihre Zeit von 63,85 Sekunden erfuhr. „Ich wollte eigentlich eine neue Bestzeit laufen und mich für die erste Staffel über 4×400 Meter qualifizieren“, sagte die ehrgeizige Schülerin aus dem Melsunger Stadtteil Adelshausen. Ähnlich erging es auch Marvin Knaust in der MU18. Der 15-Jährige verbesserte sich zunächst über 100 Meter auf 12,70 Sekunden und bemühte sich im anschließenden 400m-Lauf ebenfalls um eine neue Bestzeit. Aber sein Akku schien nach einer dreiwöchigen Trainingspause noch nicht ganz aufgefüllt zu sein, denn ihm fehlte nach auf der Zielgeraden die erforderliche Ausdauer und Energie, so dass er dem Finish von Max Lehmacher aus Bad Ems (55,62) nichts entgegenzusetzen hatte. So blieb dem Jugendlichen aus Felsberg mit 56,34 Sekunden der zweite Platz.

Im 400m-Lauf der Männer sicherte sich Michael Hiob mit 55,66 Sekunden hinter Marcel Jung von der LG Sieg (52,18) den zweiten Platz. Von einer Enttäuschung wollte der Maschinenbaustudent aber nicht sprechen. „Mir fehlt in dieser Saison einfach das Stehvermögen, so dass kaum schnellere Zeiten zu erwarten sind“, sagte der 20-Jährige, der im 100m-Finale der Männer hinter Alexander Lahr (Dierdorf, 11,11) und den beiden Sprintern der LG Sieg, Jonas Mockenhaupt (11,26) und Michael Pees (11,41) nach 11,91 Sekunden den vierten Platz belegt hatte.

Speerwurf-Weltmeisterin Steffi Nerius war von Henri Alter beeindruckt. Foto: nhZum Abschluss der Veranstaltung in Hachenburg hatten die Speerwerfer noch ein aufmerksames und dankbares Publikum, denn mit Leon Kalteich (ART Düsseldorf) und Henri Alter (MT Melsungen) waren zwei DLV-Spitzenwerfer der U23 am Start. Der Düsseldorfer hatte im Juni in Leverkusen den Speer auf 69,55 Meter geworfen. Einen Monat später verdrängte er bei den nationalen U23-Meisterschaften in Wattenscheid mit 63,72 Meter Henri Alter (62,40 m) aus dem Finale der besten Acht. Der Melsunger Sportstudent, der im Training hervorragende Würfe über 65 Meter präsentierte, war in den Westerwald gereist, um eine neue Bestweite zu werfen. „Ich bin in einer guten Form und kann zurzeit sehr weit werfen“, machte er keinen Hehl aus seinem Vorhaben. So redet jemand, der sich seiner Sache sehr bewusst ist, aber der von vorn kommende böige Wind machte seinem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Wird der Speer beim Abwurf falsch angestellt, drückt der starke Gegenwind das 800g-Gerät stark nach unten, so dass mehrere Meter an Weite verloren gehen. Es kann vorweggenommen werden, dass sowohl Leon Kalteich als auch Henri Alter den Speer optimal beim Abwurf trafen. Nachdem der Melsunger zum Auftakt unter dem Raunen des Publikums 60,29 Meter vorgelegt hatte, fabrizierte Leon Kalteich bei seiem Beginn einen ungültigen Wurf. Während im zweiten Durchgang Henri Alter auf 59,85 m kam, verbesserte sich Kalteich auf 60,23 Meter und rückte bis auf sechs Zentimeter an die Leistung von Henri Alter heran. Im dritten Versuch bestätigte Alter mit 60,27 Meter seine Leistung und wartete gespannt auf den dritten Versuch seines Kontrahenten aus Düsseldorf, der mit 60,58 Meter die Leistung seines Kontrahenten übertrumpfen konnte und damit die Führung übernahm. Im vierten Durchgang herrschte die Ruhe vor dem Sturm, ehe im vorletzten Versuch der vielseitige Melsunger noch einmal angriff. Vorher demonstrierte er trotz der schwierigen Bedingungen mit 60,48 Meter seine verbesserte Konstanz. Die Zuschauer feierten die beiden Spitzenwerfer mit starkem Beifall. Leon Kalteich und Henri Alter waren die Protagonisten an einem unterhaltsamen und vor allem spannenden Wettbewerb, der unter den Augen von Steffi Nerius, die 2009 in Berlin mit 67,30 Meter Speerwurf-Weltmeisterin werden konnte und der guten Moderation von Dreispringerin Chantal Buschung aus Königsstein zu einem der Höhepunkte an diesem Nachmittag wurde. Leider verzichtete Leon Kalteich nach seiner Führung im Vorkampf auf seine weiteren Versuche. Hoch motiviert setzte Henri Alter seinen Wettkampf fort und verbesserte sich im fünften Versuch auf 62,97 Meter. „Ich werfe lieber bei Rückenwind und hätte heute bei besseren Bedingungen bestimmt eine neue Bestweite erzielt. Der böige Wind kostete fünf bis sechs Meter“, sagte der Zweite der Süddeutschen U23-Meisterschaften und hofft bereits am Mittwoch in Neukirchen auf eine neue Bestleistung. (ajw)