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Hella Böker holt deutsche Vize-Meisterschaft

Siegerehrung im Wurf-Fünfkampf der W75 in Zella-Mehlis. Foto: nhZella-Mehlis/Melsungen. Bei den 14. deutschen Senioren-Meisterschaften im Wurf-Fünfkampf, die in Zella-Mehlis, am Südhang des Thüringer Waldes, ausgetragen wurden, meldete sich Hella Böker (MT Melsungen) eindrucksvoll zurück. Mit 4 993 Punkten sicherte sie sich nicht nur die deutsche Vize-Meisterschaft in der W75, sie verbesserte auch den Landesrekord von Susanne Wissinger (Gelnhausen) um 69 Punkte und stellte zwei weitere Landesrekorde sowie fünf nordhessische Bestleistungen auf.

Die fünffache Senioren-Europameisterin im Wurf-Fünfkampf trat nach ihrer Goldmedaille 2001 vom Wettkampfsport zurück. Am Ende des letzten Jahres konnte die Grande Dame der deutschen Senioren-Leichtathletik, die in der Zeit von 1990 bis 2005 weltweit in den Wurfwettbewerben alles gewonnen hatte, davon überzeugt werden, wieder zu den Wurfgeräten zu greifen.

Obwohl ihr erwartungsgemäß in den ersten Wochen das Training nicht leicht fiel, stieg sie mit guten Ergebnissen in die Wettkampfsaison 2016 ein und verbesserte sich peu a´ peu. Bei ihrem ersten Wettkampfstoß in der W75 setzte sie bei den Kreishallenmeisterschaften in Melsungen mit 9,33 Meter ein erstes Ausrufezeichen. Mit dieser Weite verbesserte sie den hessischen Hallenrekord von Susanne Wiesinger.  40 Stunden später holte sie sich den Landestitel in der Halle mit 9,56 Meter. Bei den DLV- Seniorenmeisterschaften im Juli in Leinefeld steigerte sie ihre Kugelstoßbestleistung auf 9,64 Meter und holte sich daneben auch im Diskuswerfen (25,28 m) sowie im Hammerwerfen (35,09) die Silbermedaille.

Mit Spannung erwarteten die Fachleute in Zella-Mehlis den Dreikampf zwischen Ingrid Holzknecht (Elmshorn), die in diesem Jahr bereits 5107 Punkten gesammelt hatte und ihrer Dauerrivalin Gudrun Mellmann (Hamburg, 4892 Punkte) sowie Hella Böker, die ihren letzten Fünfkampf vor vier Jahren bestritt. Gudrun Mellmann musste verletzungsbedingt den Wurf-Fünfkampf kurzfristig absagen. So wurde aus dem Dreikampf ein packendes Duell, das es in sich hatte und erst mit der letzten Disziplin entschieden wurde.

Die Vielseitigkeitsprüfung in den Wurfwettbewerben begann mit dem Speerwerfen. Holzknecht legte 22,90 Meter vor und erhielt dafür 903 Punkte. Damit blieb die Elmshornerin nur um 17 Zentimeter hinter ihrer Meisterschaftsleistung von Leinefeld zurück, wo sie sich mit 23,07 Meter den Titel geholt hatte. Damals belegte Hella Böker mit 20,63 Meter den vierten Platz. Obwohl sie sich in Zella-Mehlis auf 21,03 Meter verbessern konnte, lag sie zum Auftakt 83 Punkte hinter der Favoritin aus Elmshorn zurück.

Auch im Kugelstoßen hatte sich in Leinefeld Ingrid Holzknecht durchgesetzt und sich mit 9,99 Meter die Goldmedaille vor dem sportliche Aushängeschild der Stadt Melsungen (9,64 m)  gesichert. In Zella-Mehlis steigerte die MT-Athletin ihre nordhessische Bestleistung auf 9,72 Meter und drehte den Spieß um. Ingrid Holzknecht hatte nach zwei Wettbewerben nur noch 24 Zähler Vorsprung, weil sie mit 9,24 Meter in die Wertung kam. Somit stieg die Spannung vor dem Gewichtwerfen, denn Ingrid Holzknecht war furios mit 13,49 Meter in die Saison gestartet und Hella Böker hatte im Training ebenfalls Weiten über 13 Meter erzielt. Vielleicht hemmte die hohe Erwartungshaltung, denn beide Athletinnen bleiben in diesem Wettbewerb unter der 13m-Marke. Weil Ingrid Holzknecht mit 12,98 m die größte Weite schaffte und Hella Böker nur auf 12,54 m kam, konnte die vielseitige Athletin aus Elmshorn ihre Führung (2890 Punkte) auf 63 Zähler vergrößern.

Als vorletzter Wettbewerb stand das Hammerwerfen auf dem Plan. Trotz ihrer schweren Beine verbesserte Hella Böker den Landesrekord auf 35,22 Meter und erhielt dafür die Tageshöchstpunktzahl von 1305 Zählern. Obwohl Holzknecht mit 31,44 Meter ebenfalls eine starke Leistung ablieferte, übernahm Hella Böker mit 4132 Punkten die Führung und hatte vor dem abschließenden Diskuswerfen 98 Zähler Vorsprung.

Noch bei den deutschen Meisterschaften Anfang Juli in Leinefeld hatten sich diese beiden Athletinnen einen beeindruckenden Zweikampf geliefert, der mit 26,57 zu 25,28 Meter zu Gunsten von Ingrid Holzknecht ausging. In Zella-Mehlis blieb Hella Böker bei 23,44 Meter hängen und hatte den 27,08 Meter ihrer Dauerrivalin nichts mehr entgegenzusetzen. Die Seniorin aus Elmshorn nahm ihrer Gegenspielerin 158 Punkte ab und holte sich mit 5053 Punkten den Deutschen Meistertitel im Wurf-Fünfkampf der W75. Hella Böker, die in diesem Wurf-Fünfkampf drei neue Landesrekorde und fünf Bestleistung für die nordhessische Region aufgestellt hatte, verfehlte als Zweite die begehrten 5000-Punkte nur um sieben Zähler.

„Von Wettbewerb zu Wettbewerb nahmen die Schmerzen im Rücken und in meinen Beinen zu, aber das soll keine Entschuldigung sein. Mir fehlen einfach noch viele Trainingswürfe“, sagte Hella Böker bevor sie ihre Sachen einpackte. Als Fazit kann man festhalten: Die beiden Protagonistinnen lieferten sich einen spannenden und fesselnden Zweikampf auf hohem Niveau und Hella Böker stellte trotz langer Wettkampfabstinenz ihre Wettkampfqualitäten wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis.