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20:25: MT mit kapitalem Fehlstart

Linksaussen Jeffrey Boomhouwer war mit 7/4 Treffern bester Schütze des Spiels. Foto: HartungKassel/Melsungen. Die MT Melsungen hat sich zum Auftakt der neuen Saison sofort einen herben Dämpfer eingefangen. Gegen den Aufsteiger HSC 2000 Coburg setzte es eine ebenso überraschende wie verdiente 20:25 (10:11)-Pleite. Vor 3.268 Besuchern in der Kasseler Rothenbach-Halle konnten die Nordhessen zu keinem Zeitpunkt an die herausragenden Leistungen der Vorsaison anknüpfen. Nach einem 0:3-Fehlstart fand die MT nie in die Partie hinein und konnte mehrfach eigene Führungen nicht nutzen und ausbauen. Sieben Tore von Jeffrey Boomhouwer, davon vier vom Siebenmeterstrich, reichten nicht für einen positiven Ausgang. Beim HSC war Steffen Coßbau fünfmal erfolgreich, davon zweimal per Strafwurf.

Ein entspannter und sorgenfreier Saisonauftakt sieht anders aus als der, den Trainer Michael Roth mit der MT Melsungen anzugehen hatte. Gleich vier Akteure fehlten im Spiel gegen den HSC 2000 Coburg, davon mit Torhüter Johan Sjöstrand, Linksaußen Michael Allendorf und Kreisläufer Marino Maric gleich drei Stammspieler und Leistungsträger der vergangenen Spielzeit. Darüber hinaus musste auch Neuzugang Gabor Langhans passen. Dafür standen mit Johannes Golla und Jan Grolla zwei letztjährige sowie dem aktuellen A-Jugendlichen Fin Backs insgesamt gleich drei Nachwuchsspieler im Kader. Doch auch Coburg musste mit Florian Billek nach dessen Disqualifikation mit anschließender Sperre im DHB-Pokal am vergangenen Wochenende einen wichtigen Akteur ersetzen.

Mit Ballbesitz startete der HSC in sein erstes Bundesligaspiel der Vereinsgeschichte erzielte dabei auch sofort den ersten Treffer durch Romas Kirveliavicius. Weniger erfolgreich verlief der Auftakt der Gastgeber. Sowohl Jeffrey Boomhouwer als auch kurze Zeit später Johannes Sellin scheiterten an Jan Kulhanek im Gästetor, Momir Rnic setzte die Serie der Misserfolge nach Kirveliavicius‘ zweitem Treffer fort und Nico Büdel machte mit dem 0:3 Melsungens Fehlstart perfekt (6.).

Erst langsam fand der Favorit ins Spiel. Sicherlich begünstigt durch Büdels erste Zeitstrafe, aber auch durch starke Abwehrarbeit insbesondere von Philipp Müller und Felix Danner im Innenblock. Dennoch musste die MT noch einen von Sellin vergebenen Strafwurf verdauen, ehe Momir Rnic nach mehr als zehn Minuten Spielzeit endlich den ersten Treffer setzte (1:3, 11.). In dessen Folge es Boomhouwers Treffsicherheit zu verdanken war, dass sich die Gastgeber nach dem fünften Torerfolg des Holländers beim 7:6 erstmals über eine eigene Führung freuen durfte (19.).

Nicht lange jedoch, denn Kirveliavicius holte den Vorteil für den HSC mit einem Doppelschlag zum 7:8 zurück. Bescherte sich direkt im Gegenzug mit einem Schlag ins Gesicht von Timm Schneider jedoch einen unrühmlichen frühen Abgang in Form einer Disqualifikation (22.). Die Partie blieb also unruhig in jeder Beziehung und bezog ihre Spannungsmomente aus den vielen intensiv geführten Zweikämpfen, die das sichere Schiedsrichtergespann Behrens/Fasthoff zwar forderten, aber nie überforderten. Tore blieben dagegen bis zur Pause weiter Mangelware. Immerhin gelang Arjan Haenen mit dem 9:9 sein erster Erfolg im Trikot der Nordhessen (28.), die dennoch mit einem Rückstand in die Kabine gingen, weil Adnan Harmandic fast mit dem Halbzeitpfiff traf.

Zur zweiten Hälfte löste René Villadsen den bis dahin weitgehend glücklos agierenden Svetislav Verkic im Melsunger Tor ab und startete mit zwei glänzenden Paraden gegen Harmandic und Tom Wetzel. Vorn hatte Boomhouwer zwar Pech, als sein Strafwurf von der Unterkante der Latte zurück ins Feld sprang. Dafür trafen aber Timm Schneider und Felix Danner zur 12:11-Führung der Gastgeber. Die nun sehr darauf bedacht waren, sich keine unnötigen Ballverluste mehr zu erlauben. Coburg hielt sich bei den eigenen Angriffen jedoch ebenso schadlos und glich die folgenden MT-Führungen jeweils aus. Bis Philipp Müller auf die Bank musste, Villadsen seinen Kasten zu Gunsten eines weiteren Feldspielers verließ und Stefan Lex einen gewonnenen Ball in der Abwehr über das halbe Feld ins verlassene MT-Tor beförderte (14:15, 39.).

Einer sehenswerten brüderlichen Co-Produktion entsprang das 16:15: Philipp Müller spielte das Leder hoch in den Torraum der Gäste, wo ihn Michael Müller herunterpflückte und per Aufsetzer unhaltbar für Jan Kulhanek im kurze Eck unterbrachte (42.). Doch für mehr Sicherheit sorgte auch das nicht. Coburg hielt weiter dagegen und nutzte respektlos jede sich bietende Gelegenheit. Stark dabei: Kreisläufer Sebastian Weber, der für viel Betrieb in der Nahwurfzone sorgte und Linksaußen Steffen Coßbau. Doch auch auf der anderen Seite verdiente sich der Kreisspieler Bestnoten. Felix Danner trat nicht nur als Torschütze in Erscheinung, sondern zog zuverlässig siebenmeterreife Fouls, die mittlerweile Momir Rnic ins Netz beförderte (19:18, 47.).

Aus dem Feld lief indes nicht mehr viel. Coburgs Abwehrriegel stand stabil und wenn die MT mal durchkam, wie Momir Rnic acht Minuten vor Schluss, rettete der Pfosten für die wackeren Gäste, die durch Weber nicht nur zurück zur Führung kamen, sondern die durch Girts Lilienfelds auf 22:20 ausbauten (55.). Eine Zeitstrafe gegen Stefan Lex brachte Melsungen dreieinhalb Minuten vor dem Ende noch einmal in Vorteil. Mit sieben Feldspielern gegen fünf Gäste kam Arjan Haenen zum Abschluss, scheiterte aber an Koulhanek. Harmandic machte in Unterzahl den 23. Treffer, Lilienfelds legte das 24:20 nach, während für die MT Boomhouwer und Haenen jeweils erneut in Koulhanek ihren Meister fanden. Der Rest war Formsache für den Neuling, der im ersten Bundesligaspiel seiner Geschichte sofort die ersten beiden Zähler in Form eines Auswärtssieges einfahren konnte.

Stimmen zum Spiel
Michael Roth: Glückwunsch an Jan und den HSC Coburg zum verdienten Sieg. Wir sind ebenso überrascht über unsere eigene Leistung wie der Gegner über seinen Sieg. Man hatte das Gefühl, als haben die Spieler die Aufgabe nicht so ernst genommen. Wir haben zu keiner Zeit abgerufen, was wir können. Dazu kam noch eine überragende Torhüterleistung auf der Gegenseite. Dennoch war das von uns einfach ein katastrophaler Auftritt, der sehr weh tut. Das Spiel war zwar bis drei Minuten vor dem Ende im Grunde noch offen, aber wir waren einfach in allen Mannschaftsteilen schlecht und konnten das Spiel auch über Erfahrung und Routine nicht mehr gewinnen. Ich bin maßlos enttäuscht und wir müssen damit jetzt erst einmal umgehen. Sicher müssen wir die Niederlage so anerkennen, aber auch die Leistung einiger Spieler kritisch hinterfragen.

Jan Gorr: Wenn man bei einer Mannschaft wie Melsungen zwei Punkte mitnehmen möchte, geht das wohl nur in einem der ersten Spiele einer Saison. Würde man sich vor so einem Spiel überlegen, wie es im besten Fall laufen könnte, würde man sich das so vorstellen wie es heute eben gelaufen ist. Es sah ja anfangs für uns gar nicht gut aus, als Nico Büdel schon zwei Zeitstrafen hatte und mit Romas Kirveliavicius der beste Rückraumschütze durch die Disqualifikation ausfiel. Aber die Mannschaft hat danach als Einheit wahnsinnig gut funktioniert. In der Pause haben wir uns vorbereitet was passiert, wenn die MT aufdreht und wir in Rückstand geraten. Und Hut ab für die Mannschaft, dass sie in diesen Situationen dann immer wieder eine Lösung gefunden hat. Dass wir da reagieren konnten war am Ende die Grundlage für unseren Sieg.

Statistik
MT Melsungen: Verkic (3 Paraden / 11 Gegentore), Villadsen (5 P. / 14 G.); Sellin 1, Golla, Fahlgren, Danner 2, P. Müller, Boomhouwer 7/4, Rnic 5/3, Schneider 3, Vuckovic, M. Müller 1, Haenen 1, Backs, Grolla.

HSC 2000 Coburg: Kulhanek (15 P. / 18 G.), Krechel (bei zwei Siebenmetern, 0 P. / 2 G.); Hagelin, Wucherpfennig 1, Kelm 1, Weber 4, Lex 3, Coßbau 5/2, Riehn, Büdel 2, Harmandic 2, Lilienfelds 2, Wetzel 1, Kirveliavicius 4.

Schiedsrichter: Peter Behrens (Düsseldorf) / Marc Fasthoff (Düsseldorf)

Zeitstrafen: 12 – 6 Minuten (M. Müller 13:48 20:01, Danner 21:22 39:56, P. Müller 37:28, Rnic 52:14 – Büdel 6:30 12:04, Lex 56:38)

Disqualifikation: Kirveliavicius (HSC, 21:01)

Strafwürfe: 9/7 – 2/2 (Sellin scheitert an Kulhanek, Boomhouwer an die Latte 31:02)

Zuschauer: 3.268 in der Rothenbach-Halle, Kassel

(Bernd Kaiser)