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HessenForst: Wald verfärbt sich ungewöhnlich schnell

Hessen. Wer sich auf einen farbenfrohen hessischen Herbstwald gefreut hat, wird dieses Jahr in Hessen vielerorts enttäuscht: bereits Anfang September sind viele Laubbäume schon braun. Das Phänomen ist ausgesprochen selten – aber nicht zwingend ein Grund zur Sorge.

Es ist ein ungewöhnlicher Anblick, der sich Autofahrern und Waldbesuchern dieses Jahr bietet: Schon im Spätsommer lassen viele Laubbäume braune, welke Blätter hängen. Der Wald verfärbt sich ungewöhnlich schnell. Manche Bäume wurden innerhalb weniger Tage dunkelbraun, beobachten die hessischen Förster. Doch die Waldexperten haben eine plausible Erklärung: Ende August kam der Sommer nochmal zurück. Die Hessen freute es, die Bäume weniger.

Heiße Sommer können bei den Bäumen Trockenstress auslösen und eine vorzeitige Braunfärbung zur Folge haben. Stefan Nowack, Leiter der Abteilung Waldentwicklung und Umwelt bei HessenForst erläutert weiter: „2016 ist ein Mastjahr. Die Bäume stecken viel Energie in die Produktion neuer Samen. Besonders die Buchen hängen voll mit Früchten. Ein früher Laubabwurf in diesen Jahren ist ganz normal. Grüne Blätter vertrocknen und werden direkt braun, statt sich über gelb und rot nach braun zu verfärben. Der Zusammenfall von Mastjahr und klimatischen Bedingungen erklärt das seltene Phänomen.“

Gesundheitscheck im Wald
Die Waldexperten von HessenForst befürchten aufgrund dieses seltenen Phänomens zunächst keine langfristigen Schäden für die Bäume. Dennoch werden die Försterinnen und Förster den Gesundheitszustand der Bäume im kommenden Jahr besonders genau beobachten – und hoffen, dass unsere Bäume in 2017 wieder weniger gestresst sind.

Hintergrundinformation
Die herbstliche Farbenpracht mitteleuropäischer Laubbäume ist kein Selbstzweck – die Bäume bereiten sich auf kältere Jahreszeiten vor. Um eine hohe Verdunstung über die Blattoberfläche und Schäden an den Blattzellen zu vermeiden, werfen die Bäume ihre Blätter im Herbst ab. Werden die Tage kürzer, stellt der Baum die Produktion des natürlichen grünen Farbstoffs Chlorophyll ein. Nährstoffe werden im Gewebe des Baumes eingelagert und so andere Farbstoffe sichtbar: etwa gelbe und orangefarbene Karotinoide und Xanthophylle.

Der Sommer startete zögerlich, es war kühl und regnerisch. Anfang Juni fielen in Deutschland bei heftigen Gewittern gebietsweise sehr hohe Regenmengen. Im letzten Augustdrittel herrschte dagegen trockenes Wetter bei anhaltendem Sonnenschein und teils großer Hitze. Der DWD-Gefahrenindex für Waldbrände erreicht so in mehreren Bundesländern die höchste Stufe. In Hessen lag die Durchschnittstemperatur im Sommer mit 17,7 °C um 1,5 °C über dem für August gewöhnlichen Mittel (16,2 °C). Von der erwarteten Regenmenge fielen nur zu 89 Prozent (200 l/m²). (red)