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MT empfängt Wetzlar: Im Derby zurück in die Spur?

Philipp Müller, hier im Spiel gegen Balingen, der im Derby gesperrt sein wird. Foto: Alibek Käsler

Philipp Müller, hier im Spiel gegen Balingen, der im Derby gesperrt sein wird. Foto: Alibek Käsler

Kassel/Melsungen. Die MT Melsungen hat nach der unerwarteten Niederlage am Samstag in Balingen nur sehr begrenzte Zeit zur Aufarbeitung. Denn schon am Mittwoch steht in der DKB Handball-Bundesliga das Hessenderby mit der HSG Wetzlar auf dem Spielplan. Um 19 Uhr wird in der Kasseler Rothenbach-Halle das 23. Kräftemessen zwischen beiden Kontrahenten seit der gemeinsamen Zugehörigkeit zur stärksten der Welt angepfiffen. Noch gibt es Tickets im Vorverkauf.

Um es vorsichtig auszudrücken: Die MT  ist nicht gut aus der länderspielbedingten Ligapause Anfang November zurück gekommen. Hoffnungsvoll waren die Nordhessen nach ihrer Mini-Erfolgsserie von vier Siegen hintereinander am Samstag gen Süden gefahren. Um dann dort erkennen zu müssen, dass so schnell die Bäume nun auch wieder nicht in den Himmel wachsen. Die wesentlichen Gründe für die 25:29-Abfuhr in Balingen: Zu viele technische Fehler in der Offensive, zu geringe Abwehreffektivität gegen die oft in Überzahl agierenden Gastgeber und letztlich auch ein wohl zu dünnes Nervenkostüm.

Wie sonst sind die Aussetzer von erfahrenen Spielern zu erklären, die sich jeweils durch Kommentare oder Gesten Zeitstrafen und Rote Karten einfingen. Sogar die in dieser Saison erstmalig geltende “Blaue Karte” feierte nun auch im MT-Team Premiere. Philipp Müller hatte sich nach seiner dritten Zeitstrafe und der damit verbundenen Disqualifikation angeblich mit dem Finger an den Kopf getippt. Die Referees werteten dies offenbar als Beleidigung und erhöhten deshalb auf ein “Vergehen” mit Eintrag in den Spielbericht. Das wiederum wird den Aussenstehenden durch Zeigen des Blauen Kartons signalisiert und zieht automatisch eine Sperre von mindestens einem Spiel nach sich. Im MT-Lager hofft man, dass die nicht mehr beträgt. Auf jeden Fall fehlt der Pechvogel am Mittwoch im Hessenderby.

Diese am Samstag gehäuft aufgetretenen Unbeherrschtheiten will der Verein übrigens nicht unkommentiert im Raum stehen lassen. “Wir werden die Begebenheiten intern zur Sprache bringen und mit den Betroffenen klären”, hält sich MT-Vorstand Axel Gerken zu etwaigen Konsequenzen bedeckt.  Angesichts der dichten Abfolge von Pflichteinsätzen – 10 Spiele innerhalb der nächsten 6 Wochen – bleibt ohnehin keine Zeit, sich länger mit solchen Themen aufzuhalten. Denn schon steht das Hessenderby vor der Tür und fordert die ganze Aufmerksamkeit des Teams.

Ob die MT am Mittwoch ausgerechnet im Derby wieder in die Spur findet, muss sich zeigen. Michael Roth sieht dem Vergleich mit den Mittelhessen jedenfalls als einem “Spiel auf Augenhöhe” entgegen. Was durch die nackten Zahlen nur noch bestätigt wird: die beiden Teams stehen nach 11 Spieltagen in der Tabelle einträchtig beieinander, haben nicht nur die gleiche Punktzahl auf ihrem Konto (10:12), sondern weisen auch noch die gleiche Tordifferenz (+6) auf. Allein das ist schon eine spannungsfördernde Ausgangssituation. Zusätzliche Würze ist dadurch im Spiel, dass bekanntlich ein Reihe von MT-Akteuren bis hin zu Trainer und Co-Trainer in der Vergangenheit bereits in Wetzlar gewirkt haben. Klar, dass es in solchen Spielen dann zumindest unterbewusst auch um die persönliche Performance geht. Denn wer blamiert sich schon gern gegen seinen Ex-Klub?

Um motivierende Faktoren muss sich Michael Roth also keine Gedanken machen. Vielmehr legt er Wert auf die Feststellung, dass die Stärke seiner Mannschaft immer dann zum Tragen komme, wenn sie als Kollektiv auftritt. “Wir haben kaum einen in unseren Reihen, der ein Spiel allein entscheiden kann, sind also immer auf Teamlösungen angewiesen”.  Deshalb will er nach den Aussetzern in Balingen auch nicht einzelne Spieler an den Pranger stellen. “Natürlich sind Undiszipliniertheiten – egal in welchem Moment des Spiels – immer fehl am Platz. Andererseits weiß ich aber auch, wie es in einem Spieler zugeht, wenn man unter Druck steht und es läuft obendrein nicht wie gewünscht”.

Inwieweit die Nordhessen am Mittwoch durch den zusätzlichen Ausfall von Philipp Müller in puncto Defensive geschwächt sind, wird sich wohl erst im Spiel selbst herausstellen. Allerdings gibt es mit Marino Maric und Felix Danner noch mindestens zwei abwehrstarke Akteure, die Müllers Abwesenheit im Mittelblock kompensieren können.

Während die MT ihre Generalprobe fürs Hessenderby also in den Sand gesetzt hat, kommt die seit Wochen verletzungsgebeutelte HSG Wetzlar mit der Empfehlung eines 26:16-Sieges über den VfL Gummersbach nach Kassel. Die Domstädter müssen seit geraumer Zeit und auch noch weiterhin mit Philipp Pöter, Rückraum Mitte, Maximilian Holst, Linksaußen, und Joao Ferraz, Rückraum rechts, auf drei Spieler verzichten, die sich  in der Saisonvorbereitung als Eckpfeiler herauskristallisiert hatten. Die Folge der Ausfälle: die HSG musste nachverpflichten. Das tat sie mit dem dänischen Linksaußen Kasper Kvist,  dem schwedischen Halblinken Emil Berggren und zuletzt mit dem aktuellen montenegrinischen Halbrechten Stefan Cavor.

HSG-Trainer Kai Wandschneider hatte das Spiel gegen Gummersbach noch als wegweisend bezeichnet. Seine Schützlinge nahmen das an und legten am Samstag gegen den Altmeister nach verhaltener ersten Halbzeit eine saubere Leistung auf s Parkett der Rittal-Arena. Dabei feierte Neuzugang Cavor mit vier Toren ein gelungenes Heimdebüt.

Der psychologische Vorteil liegt beim Derby also auf Seiten der Wetzlarer. Andererseits ist nicht zu verachten, dass die MT vor eigenem Publikum spielt. Und wenn die Fans am Samstag einen ebensolchen starken Support liefern wie zu den bisherigen Auftritten ihrer Lieblinge in der Rothenbach-Halle, dann dürfte das die Chance der Rotweissen auf einen Heimsieg durchaus steigern.

Schiedsrichter in Kassel:
Peter Behrens / Marc Fasthoff (beide Düsseldorf); DHB-Aufsicht: Thorsten Zacharias

Bisherige Ligavergleiche:
22 Spiele, 12 Siege MT, 6 Siege HSG, 4 Remis
Die letzten beiden Spiele:
27.02.2016, MT Melsungen – HSG Wetzlar 29:22
11.12.2015, HSG Wetzlar – MT Melsungen 29:25

Ticketsituation:
Es gibt noch Karten im Vorverkauf und evtl. auch am Spieltag an der ab 17:30 Uhr geöffneten Kasse der Rothenbach-Halle. Bitte am Spieltag die aktuellen Hinweise auf mt-melsungen.de, bzw. auf facebook.com/MT.Melsungen beachten. (Bernd Kaiser)