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Luis André toppt 31 Jahre alten Nordhessenrekord

Luis André eröffnete den Wettkampf in Bruchköbel mit einem Paukenschlag. Foto: nh

Luis André eröffnete den Wettkampf in Bruchköbel mit einem Paukenschlag. Foto: nh

Bruchköbel/Melsungen. Luis André, das Melsunger Kugelstoß-Ass, unterstrich seine derzeit herausragende Form auch beim Pfingstsportfest in Bruchköbel und holte sich die beiden Siege im Kugelstoßen und Diskuswerfen in der M12. Im Duell mit der gleichaltrigen Konkurrenz aus Mittel- und Südhessen setzte er gleich zum Auftakt in beiden Wettbewerben das Maß und bewies damit, dass er vom Jahrgang 2005 im Hessischen Leichtathletik-Verband „der Herr der Ringe“ ist. Sowohl im Kugelstoßen als auch im Diskuswerfen gab es im vierten Wettkampf den vierten Sieg. Mit seinen Leistungen blieb er erneut deutlich über seinen beiden Bestleistungen, mit denen er in das Jahr 2017 gestartet ist. Und diese starken Leistungen steigerten sein Selbstbewusstsein und gaben ihm in den letzten Wochen auch die Sicherheit im Ring.

Das Pfingstmeeting in Bruchköbel wurde um 09.30 Uhr mit dem Kugelstoßen der Schüler der Altersklasse der U14 eröffnet. Nach einer fast zweistündigen Anreise demonstrierte Luis André bereits beim Einstoßen aus dem Stand seine großartige Form und kam mehrmals mit der 3kg-Eisenkugel über die 10m-Marke. Den ersten Wettkampfstoß aus dem Angleiten sollte der 1,79 Meter große und 75 kg schwere Athlet als Sicherheitsstoß ausführen und dennoch an die 11m-Marke stoßen. Aber es wurde mehr daraus, denn Luis begann mit einem Paukenschlag. Weil er beim Angleiten fast fehlerlos blieb, wuchtete er den Eisenball auf 11,30 Meter und überbot den 14 Jahre alten Kreisrekord von Yannik Städter aus Fritzlar, der am 28. September 2003 in Baunatal auf 11,10 Meter kam, um 20 Zentimeter.

Mit 11,30 m verbesserte Luis Andre den fast 38 Jahre alten Nordhessenrekord für die M12. Foto: nh

Mit 11,30 m verbesserte Luis Andre den fast 38 Jahre alten Nordhessenrekord für die M12. Foto: nh

Aber nicht genug damit. Mit seiner Weite von 11,30 Meter übertraf das Melsunger Kugelstoßtalent auch die fast 37 Jahre alte nordhessische Bestleistung der M12 um neun Zentimeter. Am 18. Oktober 1980 hatte Ronald Zarges – Jahrgang 1968 – in seiner Heimatstadt Frankenberg 11,21 Meter gestoßen. Viele junge Athleten versuchten 37 Jahre lang, diese Bestleistung in ihren Besitz zu bringen, aber diese nordhessische Bestleistung stand wie ein Fels in der Brandung und hielt allen Rekordversuchen stand. Ronald Zarges hatte sich damals mit seinen 11,21 m in der ewigen hessischen Bestliste bis auf Rang zwei vorgearbeitet. 37 Jahre später belegt er nur noch Rang achtzehn in Hessen, zwei Plätze hinter Luis André, der mit dieser Weite auch auf Bundesebene erneut ein großes Ausrufezeichen setzte.

Eigentlich sollte dieser Rekord schon beim Abendsportfest in Neukirchen fallen. Damals ging der Melsunger Gesamtschüler hoch motiviert, aber viel zu verkrampft an den Start und kam erst mit seinen beiden letzten Versuchen so richtig in Fahrt. Leider konnte er sich bei seinem sechsten Stoß nicht mehr im Ring halten, so dass die Kampfrichter seine Leistung von 11,38 Meter für ungültig erklären mussten.

Lange blickt der 12-jährige Luis Andre hinter der Kugel her. Dann ist es Gewissheit - 11,30 Meter,  eine neue DLV-Jahresbestweite für die M12. Foto: nh

Lange blickt der 12-jährige Luis Andre hinter der Kugel her. Dann ist es Gewissheit – 11,30 Meter, eine neue DLV-Jahresbestweite für die M12. Foto: nh

In Bruchköbel ließ das MT-Aushängeschild mit seinen weiteren Versuchen keinen Zweifel daran, wie sicher er sich im Kugelstoßen im Bereich um die elf Meter bewegt.

Eine große Überraschung bot in diesem Wettbewerb Lokalmatador Christian Wolf, der sich im Sog des neuen Rekordmannes auf 9,23 Meter steigern konnte. Der vielseitige Schüler aus Bruchköbel ließ damit erneut durchblicken, dass er für die Landesmeisterschaften im Blockmehrkampf Wurf am kommenden Wochenende in Hofgeismar sehr gut gerüstet ist. Der 12-Jährige ist ein ein exzellenter Weitspringer und ein guter Sprinter und Hürdenläufer, so dass er im Diskuswerfen und Kugelstoßen ruhig einige Punkte einbüßen kann. Christian Wolf ist in der Lage,  über 2100 Punkte zu erreichen und dürfte daher kaum zu gefährden oder gar zu schlagen sein.

Siegerehrung im Kugelstoßen mit dem stolzen Sieger Luis Andre. Foto: nh

Siegerehrung im Kugelstoßen mit dem stolzen Sieger Luis Andre. Foto: nh

Luis André wollte diesem starken Auftakt im Kugelstoßen weitere gute Taten folgen lassen. Vielleicht lag es an der fehlenden Thermik oder auch an der Temperatur von über 30 Grad, denn er konnte machen was er wollte: seine Diskuswurfbestleistung, die er in Neukirchen mit 35,20 Meter aufgestellt hatte, blieb unangetastet. Seine Würfe waren schön anzusehen, jedoch flog der Diskus nicht ganz so weit, wie man es erwartet hatte. Mit 33,13 und 33,32 Meter erzielte er respektable Weiten, aber er setzte die Würfe zu flach und zu vorsichtig an. „Beim Abschlusstraining hatte ich richtig viel Spaß, denn da flog der Diskus fast sechs Meter weiter. Leider hat heute im Wettkampf die Technik nicht ganz gestimmt, aber meine Form wird immer besser“, sagte Luis André sehr selbstbewusst. Im anschließenden 60m-Hürdenlauf konnte er sich auf 14,40 Sekunden verbessern. Im Weitsprung wurde sein bester Sprung mit 3,68 m gemessen, was ihm im Vierkampf – ohne den Sprint über 75 Meter – 1607 Punkte einbrachte. Somit hatte er 49 Punkte mehr auf dem Konto als bei den nordhessischen Meisterschaften in Bebra, wo er sich mit 1558 Punkten den Titel holte.  Wenn er am nächsten Wochenende noch einmal 50 Punkte zulegen kann, dürfte er für eine Medaille gut sein, denn für den dritten Platz benötigt man sicherlich mehr als 1900 Punkte. (ajw)